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Politologe Jun: Grünen fehlt emotionale Ansprache

  • AFP - 23. November 2025, 05:03 Uhr
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Der Politologe Uwe Jun sieht die Grünen aktuell in einer schwierigen Phase. 'Was den Grünen im Moment fehlt, ist eine emotionale Ansprache', sagte Jun der Nachrichtenagentur AFP. Der Partei fehlten zudem die entsprechenden Themen.

Der Politologe Uwe Jun sieht die Grünen aktuell in einer schwierigen Phase. "Es fällt der Partei nach dreieinhalb Regierungsjahren nicht leicht, ihre Oppositionsrolle zu bestimmen", sagte Jun im Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. "Was den Grünen im Moment vor allem fehlt, ist eine emotionale Ansprache. Der Partei fehlen Themen, bei denen sie mit einfachen Botschaften Emotionen wecken kann."

Daran habe es auch schon im Bundestagswahlkampf gemangelt. Die Grünen böten hier im Vergleich zur Linkspartei, die einen Fokus auf soziale Themen wie die Mietenpolitik setzt, nicht richtig etwas an, analysierte Jun. "Deswegen verharren sie bei ihren Stammwählern, die wir zwischen zehn und elf Prozent taxieren - da stehen die Grünen aktuell auch in den Umfragen."

Die Partei bräuchte dem Politikprofessor von der Universität Trier zufolge neben dem Thema Klimaschutz einen weiteren Fokus. Denn dieses stehe zurzeit nicht weit oben in der öffentlichen Agenda. "Die Grünen haben es aber bislang nicht geschafft, in einem zweiten Thema so viel Kompetenz anzuhäufen, dass die Wählerinnen und Wähler hier zu ihr tendieren."

Dies sei auch nicht einfach, räumte Jun im Gespräch mit AFP ein. "Weil die beiden Themen, die auf der Hand liegen, soziale Gerechtigkeit und der Kampf gegen Rechts, im Moment stark von der Linken besetzt sind."

Der Politologe sieht die Grünen aktuell dabei, den von Ex-Vizekanzler Robert Habeck eingeschlagenen Mitte-Kurs zu verlassen und sich nach links zu bewegen. Hier drohe der Partei aber "ein harter Kampf" um potenzielle Wählerinnen und Wähler, prognostizierte Jun. Denn die Grünen konkurrierten dann mit der Linkspartei um die urbanen, akademisch ausgebildeten Wählergruppen in den Großstädten. "Die Gruppe ist größer auf der anderen Seite, wo man eher mit SPD und CDU konkurriert und man auch mehr in die Fläche gehen kann."

Die Grünen hätten sich aber immer eher als linke Partei verstanden und seien zudem stark akademisch geprägt. "Deswegen fällt der Partei auch ein linker Kurs leichter", betonte der Politikwissenschaftler.

Für Jun fehlt den Grünen nach dem Rückzug von Habeck und Außenministerin Annalena Baerbock zudem eine Führungspersönlichkeit, die mit medialer Ausstrahlung große Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. "Die haben sie im Moment nicht, deswegen setzen sie auf die Teamlösung, bei der die beiden Fraktionsvorsitzenden und die beiden Parteivorsitzenden jetzt das Außenbild der Partei personifizieren sollen." Der Politikprofessor betonte dabei: "Aber keine und keiner der vier hat diese mediale Ausstrahlung, die Habeck oder Baerbock hatten."

Die Grünen treffen sich am 28. und 29. November zu ihrem Bundesparteitag in Hannover. Dabei wollen die Delegierten auch über den künftigen Kurs diskutieren.

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