Brennpunkte

Macron will französische Armee durch junge Freiwillige aufstocken

  • AFP - 27. November 2025, 15:04 Uhr
Bild vergrößern: Macron will französische Armee durch junge Freiwillige aufstocken
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (links)
Bild: AFP

.

Angesichts wachsender Bedrohungen sollen die Streitkräfte in Frankreich durch mehr junge Freiwillige aufgestockt werden. "Unsere Jugend sehnt sich nach Freiheit und will sich engagieren", sagte Macron am Donnerstag beim Besuch einer Gebirgsjägerbrigade in der Nähe von Grenoble. Junge Menschen seien "bereit, für das Vaterland einzustehen", fügte er hinzu. 

Die Rückkehr zu einer allgemeinen Wehrpflicht schloss Macron aus. Dies entspreche "weder den Bedürfnissen der Streitkräfte noch den Bedrohungen", sagte er. In Frankreich ist die Wehrpflicht seit 1997 faktisch abgeschafft.

Jährlich soll künftig ein Teil eines Jahrgangs auf freiwilliger Basis zu einem zehn Monate dauernden, militärischen "Nationaldienst" herangezogen werden. Die Armee werde die Freiwilligen unter den Bewerbern aussuchen, erklärte Macron, der davon ausgeht, dass es mehr Interessierte als Plätze gibt. Die Details sollen Anfang 2026 geklärt werden. Das Parlament muss noch ein entsprechendes Gesetz dazu verabschieden.

"Angst vermeidet niemals die Gefahr. Die einzige Möglichkeit, sie zu vermeiden, besteht darin, sich darauf vorzubereiten", sagte Macron. Er appellierte an seine Landsleute, angesichts der derzeitigen Kriege weltweit nicht in Angst und Panik zu verfallen, sondern vorbereitet zu sein und sich nicht spalten zu lassen. 

Im kommenden Sommer sollen dann erstmals 3000 junge Menschen beiderlei Geschlechts den zehnmonatigen Dienst antreten. Die Zahl soll danach beständig erhöht werden. 2035 sollen die französischen Streitkräfte 50.000 Freiwillige umfassen, darunter auch Teilnehmer an bereits bestehenden Programmen, die für junge Menschen gedacht sind, die Schwierigkeiten beim Berufseinstieg haben. 

Der künftige Nationaldienst soll eine einmonatige Grundausbildung und den Einsatz in einer bestehenden Einheit umfassen. Dafür sollen die jungen Soldatinnen und Soldaten einen Sold von mindestens 800 Euro enthalten. "Unsere jungen Leute werden ausschließlich auf nationalem Gebiet eingesetzt werden", betonte Macron. Die Freiwilligen könnten etwa für Patrouillen an sensiblen Orten oder beim Schutz der Zivilbevölkerung eingesetzt werden.

Der neue Militärdienst soll etwa 2,3 Milliarden Euro kosten. Davon müssen unter anderem Unterkünfte finanziert werden. In den vergangenen Jahren wurden in Frankreich zahlreiche Kasernen abgerissen oder umgewandelt. Das Budget soll in den nächsten Verteidigungshaushalt einfließen, über den das Parlament 2026 abstimmt. 

Offiziell handelt es sich um die Umwandlung eines von Macron seit 2017 verfolgten Vorhabens, junge Menschen in Frankreich zu einem nationalen, aber stärker zivil geprägten Pflichtdienst heranzuziehen. Dieser sei den Umständen nicht mehr angemessen, hieß es aus dem Elysée. Er war allerdings auch nicht aus einer Pilotphase herausgekommen und als zu teuer kritisiert worden.

Derzeit sind junge Menschen verpflichtet, einen Verteidigungstag zu absolvieren, an dem sie über Militärlaufbahnen informiert werden, ein Strategiespiel spielen und mit Laserwaffen schießen. Schülerinnen und Schüler sollen künftig auch dazu ermuntert werden, sich für ihr Pflichtpraktikum bei der Armee zu bewerben. 

Macron hatte zuletzt immer wieder davor gewarnt, dass die Bedrohung durch Russland nicht nachlasse. Generalstabschef Fabien Mandon hatte kürzlich mit der indirekten Forderung Aufsehen erregt, Frankreich müsse bereit sein, "seine Kinder zu verlieren". 

Die Regierungssprecherin Maud Bregeon erklärte anschließend, dass Mandon damit auf die bei Auslandseinsätzen getöteten Soldaten verwiesen habe.  Macron betonte bereits Anfang der Woche, dass es bei dem neuen Freiwilligendienst nicht darum gehe, "unsere jungen Menschen in die Ukraine zu schicken".

Die französische Berufsarmee hat einen Frauenanteil von 17 Prozent und umfasst derzeit etwa 200.000 Soldatinnen und Soldaten und 47.000 Reservistinnen und Reservisten. 

Weitere Meldungen

Champagner-Dynastie: 25 Jahre Haft für Vatermörder

Vatermord in einer Champagner-Dynastie: Ein französisches Gericht hat einen 36 Jahre alten Sprössling einer Winzerfamilie wegen des Mordes an seinem Vater zu 25 Jahren Haft

Mehr
Bundessozialgericht billigt Einkommensanrechnung beim neuen Grundrentenzuschlag

Bei dem 2021 eingeführten sogenannten Grundrentenzuschlag müssen Rentner einer Gerichtsentscheidung zufolge die Anrechnung des Einkommens ihrer Ehepartner hinnehmen. Die

Mehr
850 verdächtige Drohnensichtungen seit Jahresbeginn

Wiesbaden (dts Nachrichtenagentur) - Die Zahl der verdächtigen Drohnensichtungen nimmt weiter zu. Nach "Spiegel"-Informationen zählte das Bundeskriminalamt (BKA) seit

Mehr

Top Meldungen

H&M will in Deutschland wieder neue Läden eröffnen

Stockholm (dts Nachrichtenagentur) - Der schwedische Modekonzern H&M will in Deutschland in den kommenden Jahren wieder neue Geschäfte eröffnen. Zentraleuropa-Chefin Oldouz

Mehr
Weiterbildung als Schlüssel: Gewerkschaft und Handwerk fordern mehr Unterstützung

Ob für neue Fähigkeiten im Job oder schlicht für die Vermittlung von Grundkenntnissen: Weiterbildung gilt angesichts des tiefgreifenden Wandels der Arbeitswelt als wichtiger

Mehr
Auch Fritz-Kola verlässt Verband "Die Familienunternehmer"

Hamburg (dts Nachrichtenagentur) - Nach der Debatte um den Umgang mit der AfD verlässt das nächste Unternehmen den Verband "Die Familienunternehmer". Der Getränkehersteller

Mehr