Sie stehen in der Garage, betrachten Ihr Auto und denken sich: "Ein frischer Anstrich könnte nicht schaden." Vielleicht hat der Lack schon bessere Tage gesehen, oder Sie möchten Ihrem fahrbaren Untersatz einfach mal eine persönliche Note verpassen. Die große Frage lautet: Kann man ein Auto wirklich selbst lackieren? Klare Antwort: Ja, aber nicht ohne Haken. Und genau da steigen wir ein!
Autolackieren für Anfänger: Ein Abenteuer mit Farbe und Fingerspitzengefühl
Bevor Sie sich in den Farbtopf stürzen, sollten Sie wissen, worauf Sie sich einlassen. Eine Lackierung ist kein Sonntagsprojekt wie das Streichen eines Gartenzauns. Sie verlangt Planung, Vorbereitung und vor allem Geduld, viel Geduld. Und nein, mit einer einzigen Spraydose aus dem Baumarkt kommen Sie leider nicht weit.
Wenn Sie Ihr Auto lackieren möchten, stellt sich zuallererst die Gretchenfrage: Was ist das Ziel? Wollen Sie Kratzer ausbessern, den alten Van optisch aufwerten oder wirklich das komplette Fahrzeug umlackieren?
Realität vs. Wunschdenken – wann Sie besser die Finger vom Lack lassen
Sie lieben Ihr Auto? Dann überlegen Sie zweimal, bevor Sie selbst zur Lackierpistole greifen. Denn so viel ist sicher: Die Ergebnisse einer DIY-Lackierung sehen fast immer nach DIY aus. Besonders wenn:
- Sie Ihr Auto bald verkaufen möchten
- es sich um ein hochwertiges Fahrzeug handelt
- das Auto repräsentativen Zwecken dient (Stichwort: Chefparkplatz)
In solchen Fällen ist der Profi die bessere Wahl. Eine unsauber ausgeführte Lackierung kann den Fahrzeugwert drastisch senken und das merken selbst Laien auf den ersten Blick. Aber keine Sorge, es gibt auch Lichtblicke!
Für wen lohnt sich das Selbermachen?
Wenn Sie ein älteres Auto, ein Nutzfahrzeug oder einfach nur ein „Spaßmobil“ haben, sieht die Sache anders aus. Auch beim Aufbereiten eines verbeulten Lieferwagens oder als erste Lackierübung für den ambitionierten Heimwerker ist DIY-Lackieren eine gute Option. Und mal ehrlich, es hat auch etwas Befriedigendes, wenn man seinem Auto eigenhändig zu neuem Glanz verhilft.
Vorbereitung ist 90 % des Erfolgs
Wenn Sie das Abenteuer wagen wollen, dann planen Sie Zeit ein. Viel Zeit! Zwei Tage mindestens, mehr ist besser. Und glauben Sie uns, die eigentliche Lackierung ist der kleinste Teil der Arbeit. Zunächst stehen folgende Punkte auf dem Plan:
- Richtig gründlich waschen.
Vergessen Sie die Waschstraße, greifen Sie zu Eimer und Schwamm. Kein Wachs, kein Fett, nur Sauberkeit!
- Abmontieren, was nicht niet- und nagelfest ist.
Türgriffe, Spiegel, Leuchten – je mehr Sie abbauen, desto weniger müssen Sie abkleben.
- Großzügig abkleben.
Kreppband und Folie sind Ihre besten Freunde. Je sauberer abgeklebt ist, desto schöner der Übergang.
- Spachteln und schleifen.
Beulen raus, Kratzer füllen, anschleifen, immer mit der Hand, nie mit der Maschine (außer Sie wollen Löcher ins Blech).
- Reinigen und entfetten.
Mit Silikonentferner alles runter, was der Lack nicht mag. Und bitte: Danach nur noch mit Handschuhen arbeiten!
Drei Wege zur neuen Farbe
Jetzt kommt der kreative Teil. Drei Methoden stehen zur Auswahl und jede mit ihren Eigenheiten:
- Rollen: Für Pragmatiker
Ideal für Nutzfahrzeuge. Mit einer Gummiwalze lässt sich Farbe zügig auftragen. Das Ergebnis ist manchmal nicht ganz perfekt – aber hey, wer schaut schon so genau?
- Sprühen: Für Mutige
Kleinere Flächen lassen sich mit Sprühdosen gut bearbeiten, vorausgesetzt, Sie haben Übung. Wer eine Komplettlackierung anstrebt, braucht einen Kompressor, eine Sprühpistole und reichlich Atemschutz.
- Folieren: Für Vorsichtige
Sieht professionell aus und lässt sich rückgängig machen, aber auch das will gelernt sein. Wer’s kann, erzielt tolle Ergebnisse.
Farbwahl: Mut zur Farbe, aber mit Bedacht
Sie träumen von Neongrün oder matt-schwarz? Nur zu! Doch beachten Sie: Je kniffliger der Farbton (z. B. Metallic), desto schwieriger die Verarbeitung. Für Einsteiger sind schlichte Töne wie Weiß oder Hellblau deutlich entspannter.
Kleiner Tipp am Rande: Wie kann ich den Farbcode herausfinden für mein Auto? Ein sogenannter Farbfinder für Autolackstifte hilft Ihnen dabei, den passenden Ton exakt zu bestimmen, besonders wichtig beim Ausbessern kleinerer Stellen.
Werkzeugkiste: Was Sie wirklich brauchen
Ohne das richtige Equipment wird’s schwierig. Zur Grundausstattung gehören:
- Schleifpapier (Körnung 400–600)
- Spachtel und Feinspachtelmasse
- Silikonentferner
- Kreppband und Folie
- Sprühpistole oder Farbrolle
- Atemschutzmaske und Schutzanzug
- Farblack, Grundierung, Klarlack
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...und am besten ein geduldiger Nachbar, der den Farbnebel im Hof verzeiht.
Fazit: Lohnt sich das Selberlackieren?
Jein. Wenn Sie ein Bastlerherz haben, ein geeignetes Auto (sprich: kein Neuwagen) und Spaß an handwerklichen Herausforderungen – dann ja, warum nicht! Sehen Sie es als kreatives Wochenendprojekt mit Lernfaktor. Wenn Sie allerdings ein makelloses Ergebnis erwarten oder den Wagen noch teuer verkaufen wollen, lassen Sie lieber den Profi ran.
In jedem Fall aber gilt: Eine gute Vorbereitung entscheidet über Sieg oder Frust. Und wenn’s beim ersten Mal nicht perfekt wird, kein Drama. Schließlich ist auch die Mona Lisa nicht an einem Tag gemalt worden.
Na, kribbelt’s schon in den Fingern? Dann: Farbsprühdüse frei!
Wollen Sie lieber klein anfangen? Probieren Sie es mit einem Lackstift, oder holen Sie sich erst mal eine alte Stoßstange vom Schrottplatz zum Üben.