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Norwegische Kirche entschuldigt sich bei LGBTQ-Gemeinschaft für Diskriminierung

  • AFP - 16. Oktober 2025, 18:06 Uhr
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Bischof Olav Fykse Tveit der Norwegischen Kirche
Bild: AFP

Die Kirche in Norwegen hat sich offiziell bei der LGBTQ-Gemeinschaft für jahrzehntelanges Unrecht entschuldigt. Die Kirche habe 'LGBTQ-Menschen schweren Schaden und Schmerz zugefügt', sagte Bischof Olav Fykse Tveit, 'das hätte niemals passieren dürfen'.

Die Kirche in Norwegen hat sich offiziell bei der LGBTQ-Gemeinschaft des Landes für jahrzehntelang erfahrenes Unrecht entschuldigt. "Die Norwegische Kirche hat LGBTQ-Menschen Schande, schweren Schaden und Schmerz zugefügt", sagte der Vorsitzende Bischof der Norwegischen Kirche, Olav Fykse Tveit, am Donnerstag in einem bekannten Schwulenclub in Oslo. "Das hätte niemals passieren dürfen, darum sage ich heute: Es tut mir aufrichtig leid."

Die Norwegische Kirche hat rund 3,4 Millionen Mitglieder. Dies entspricht rund 60 Prozent der Bevölkerung. Der Bischof räumte ein, dass durch die erlittene "Diskriminierung, Ungleichbehandlung und Schikanen" sich einige Mitglieder vom Glauben abgewandt hätten.

In den 1950er-Jahren bezeichnete die evangelisch-lutheranisch ausgerichtete Kirche Homosexuelle als "globale soziale Gefahr" und stufte ihre Handlungen als "pervers und verachtenswert" ein. Im Laufe der Zeit hat sie dann aber einen liberaleren Ansatz verfolgt: Seit 2007 sind homosexuelle Pastoren zugelassen, seit 2017 sind auch religiöse Eheschließungen für gleichgeschlechtliche Paare möglich.

Die Vereinigung für Geschlechter- und sexuelle Vielfalt in Norwegen begrüßte die Entschuldigung als "kraftvoll" und "wichtig". Angesichts der Brandmarkung der Aids-Epidemie als "Strafe Gottes" komme sie aber "für diejenigen von uns, die an Aids gestorben sind, zu spät", sagte Vereinschef Stephen Adom. Er beklagte zudem eine zunehmende Verunglimpfung vielfältiger Identitäten "unter religiösen und politischen Anführern". 

Der Schwulenclub London Pub, in dem der Bischof seine Entschuldigung äußerte, war während des Pride-Festivals in Oslo 2022 Ziel eines islamistischen Anschlags mit zwei Toten und neun Verletzten gewesen. Der Täter, ein Norweger iranischer Herkunft, verbüßt wegen eines "schweren Terrorakts" eine Haftstrafe von 30 Jahren. Sein Ziel war es laut dem Gerichtsurteil von damals, "so viele Homosexuelle wie möglich zu töten und LGBTQ-Personen im Allgemeinen in Angst und Schrecken zu versetzen". 

Laut einer von der Norwegischen Kirche in Auftrag gegebenen Umfrage halten es 65 Prozent der Befragten für "höchste Zeit", dass sich die Einrichtung bei homosexuellen Menschen entschuldigt. Andere protestantische Kirchen haben in den letzten Jahren ähnliche Entschuldigungen ausgesprochen, darunter die anglikanische Kirche und die Kirche in Kanada.

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