Politik

Politische Krise in Frankreich: Premierminister überraschend zurückgetreten

  • AFP - 6. Oktober 2025, 10:30 Uhr
Bild vergrößern: Politische Krise in Frankreich: Premierminister überraschend zurückgetreten
Sébastien Lecornu
Bild: AFP

.

Mit dem überraschenden Rücktritt des französischen Regierungschefs Sébastien Lecornu hat sich die politische Krise in Frankreich massiv verschärft: Nur wenige Stunden nach der Vorstellung seines neuen Kabinetts reichte Premierminister Sébastien Lecornu am Montag seinen Rücktritt ein und Präsident Emmanuel Macron nahm diesen an, wie das Präsidialamt in Paris mitteilte. Zuvor hatten mehrere Oppositionsparteien erneut mit einem Regierungssturz gedroht. Sie hatten die weitgehend unveränderte Regierungsmannschaft von Lecornu scharf kritisiert.

Der Parteichef der Rechtspopulisten, Jordan Bardella, forderte umgehend die Auflösung des Parlaments und Neuwahlen. Dies hatte Macron bislang ausgeschlossen. Hintergrund der Regierungskrise ist der Streit um den Haushalt für das kommende Jahr, in dem Frankreich angesichts seiner Staatsfinanzen massive Einschnitte bei öffentlichen Ausgaben bevorstehen. In der Nationalversammlung haben die Linken, das Präsidentenlager in der Mitte und die Rechten jeweils keine eigene Mehrheit.

Ein Auslöser des Rücktritts dürfte die Drohung des rechtskonservativen Innenministers Bruno Retailleau gewesen sein, die Regierung zu verlassen. Die neue Regierungsmannschaft entspreche nicht dem "Neuanfang", den Lecornu zum Amtsantritt versprochen hatte. Retailleau kritisierte insbesondere die Ernennung des langjährigen Wirtschafts- und Finanzministers Bruno Le Maire zum Verteidigungsminister.

Der Rücktritt von Lecornu, der erst seit Anfang September im Amt war und der dritten Regierung innerhalb eines Jahres vorstehen sollte, wirkte sich auch auf die Börse in Paris aus: Der Index CAC40 stürzte am Vormittag um fast zwei Prozent ab.

Der Elysée hatte am Vorabend die Kernmannschaft der neuen Regierung mit 18 Ministern vorgestellt. Davon waren zwölf die bisherigen Amtsinhaber. Mehrere der wenigen Neuzugänge waren ebenfalls ehemalige Regierungsmitglieder. So war Ex-Industrieminister Roland Lescure für die Spitze des Wirtschaftsministeriums vorgesehen. Die Amtsübergaben hätten am Montag stattfinden sollen, am Nachmittag war eine erste Kabinettsitzung geplant. 

Die neu ernannte Regierung bleibt nun vorerst geschäftsführend im Amt. Die von Macron bislang ausgeschlossenen Neuwahlen werden wahrscheinlicher. 

Weitere Meldungen

Deutschland sieht Europas Handlungsfähigkeit nicht durch Krise in Paris gefährdet

Die Bundesregierung sieht die Handlungsfähigkeit in Europa durch die Regierungskrise in Frankreich nicht gefährdet. Zwar sei "ein stabiles Frankreich auch ein wichtiger Beitrag

Mehr
Krise in Frankreich: Lecornu prangert "Eigeninteressen" von Politikern an

Der frisch zurückgetretene französische Premierminister Sébastien Lecornu hat Politikern der Regierungsparteien das Verfolgen eigener Interessen ohne Rücksicht auf das Wohl

Mehr
Drogen-Skandal um Unternehmer bringt Argentiniens Präsident weiter in die Defensive

In Argentinien erhöht ein Skandal um einen mutmaßlich in Drogenhandel verwickelten Unternehmer den Druck auf den rechtspopulistischen Staatschef Javier Milei. Wegen Verbindungen

Mehr

Top Meldungen

Stimmung der Selbständigen deutlich verschlechtert

München (dts Nachrichtenagentur) - Das Geschäftsklima bei den Selbständigen und Kleinstunternehmen hat sich im September deutlich verschlechtert. Der entsprechende

Mehr
Neue Regierungsspitze in Japan: Yen-Wechselkurs zum Euro auf Rekordtief

Nach der Wahl der nationalistischen Hardlinerin Sanae Takaichi an die Spitze von Japans Regierungspartei ist der Wert der Landeswährung Yen auf einen historischen Tiefstand

Mehr
Grünen-Chef unterstützt SPD-Vorhaben zur Förderung von Stahl aus Europa

Grünen-Parteichef Felix Banaszak unterstützt das Vorhaben der SPD, klimafreundlich hergestellten Stahl aus Europa durch entsprechende Regelungen zu bevorzugen. "Wenn Europa kein

Mehr