US-Präsident Donald Trump und sein Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. haben erneut unbelegte Theorien über die Ursache von Autismus bei Kindern verbreitet. Trump sagte am Donnerstag (Ortszeit), schwangere Frauen und Babys sollten das Schmerzmittel Paracetamol nicht einnehmen. Kennedy behauptete, kurz nach der Geburt beschnittene Kindern hätten ein erhöhtes Autismus-Risiko. Das liege "höchstwahrscheinlich" an der Einnahme von Paracetamol. Die Professorin Helen Tager-Flusberg und andere Autismus-Experten wiesen die Einschätzung umgehend zurück.
"Nehmen Sie kein Tylenol ein, wenn Sie schwanger sind, und geben Sie dem Baby, wenn es geboren ist, auch kein Tylenol", sagte Trump bei einer Kabinettssitzung. In den USA ist Paracetamol als Acetaminophen bekannt und wird in Apotheken unter dem Namen Tylenol verkauft.
Kennedy stellte zudem einen angeblichen Zusammenhang zwischen Autismus und Beschneidungen her: Seinen Angaben zufolge deuten zwei Studien darauf hin, dass bei kurz nach der Geburt beschnittenen Kindern später doppelt so häufig Autismus diagnostiziert wird wie im Durchschnitt. Der Grund dafür sei "höchstwahrscheinlich", dass sie nach dem Eingriff mit Paracetamol behandelt würden, behauptete Kennedy.
Die Autismus-Expertin Tager-Flusberg von der Universität Boston sagte: "Nichts davon ergibt Sinn." Ihrer Einschätzung nach haben die Autoren der Studien, auf die Kennedy verweist, aufgrund sogenannter Störvariablen falsche Schlussfolgerungen gezogen. Bei einer Berücksichtigung aller Störvariablen lasse sich mit "keiner der Studien" ein Zusammenhang zwischen der Behandlung von Babys mit Paracetamol und Autismus nachweisen.
Trump hatte bereits im September bei einer Pressekonferenz behauptet, dass die Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft "mit einem stark erhöhten Autismusrisiko" beim Kind verbunden sei.
Aktuelle Studien zeigen dagegen, dass eine Schwangere ohne Risiko normale Dosen des Mittels einnehmen kann. "Die Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft ist nicht mit einem Autismus-Risiko, Aufmerksamkeitsstörungen oder geistiger Behinderung bei Kindern verbunden", schlussfolgert eine dieser Studien, die in Schweden realisiert und 2024 in der medizinischen Fachzeitschrift "JAMA" veröffentlicht wurde.
Verfechter der Beschneidungstheorie verweisen dagegen immer wieder auf eine Studie aus Dänemark aus dem Jahr 2015, die nach Angaben des Psychiaters David Mandell von der University of Pennsylvania aber zahlreiche Mängel aufweist. Die Untersuchung stütze sich auf eine kleine Stichprobe muslimischer Jungen, die in Krankenhäusern und nicht wie üblich zu Hause beschnitten wurden.
Möglicherweise seien diese Jungen wegen "anderer medizinischer Probleme" im Krankenhaus beschnitten worden, sagte Mandell. Dies könne auch eine Erklärung für die höhere Rate an neurologischen Entwicklungsstörungen bei den Jungen sein.
Trump steht mit der Wissenschaft schon länger auf Kriegsfuß. Während der Corona-Pandemie hatte der Rechtspopulist unter anderem das Spritzen von Desinfektionsmittel gegen das Virus ins Spiel gebracht. Sein Gesundheitsminister Kennedy gilt als Impfgegner und machte wiederholt mit Verschwörungserzählungen von sich reden. Nach seinem Amtsantritt kündigte er an, die Ursachen einer angeblichen Autismus-"Epidemie" in den USA zu ermitteln. Experten reagierten aufgrund der Komplexität des Themas und der impfskeptischen Positionen des Ministers besorgt.
Politik
Trump verbreitet erneut unbelegte Theorien über Ursache von Autismus bei Kindern
- AFP - 10. Oktober 2025, 14:14 Uhr

US-Präsident Donald Trump und sein Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. haben erneut unbelegte Theorien über die Ursache von Autismus bei Kindern verbreitet.
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