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289 Milliarden Schaden durch Spione und Sabotage - Spuren nach Russland und China

  • AFP - 18. September 2025, 12:21 Uhr
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Angriffe auf die deutsche Wirtschaft in Form von Datendiebstahl und Industriespionage, aber auch Sabotage haben in den vergangenen zwölf Monaten deutlich zugenommen. Laut dem Digitalverband Bitkom entstand dabei ein Schaden von 289,2 Milliarden Euro.

Angriffe auf die deutsche Wirtschaft in Form von Datendiebstahl und Industriespionage, aber auch Sabotage haben in den vergangenen zwölf Monaten deutlich zugenommen. Wie der Digitalverband Bitkom am Donnerstag bei der Vorstellung seines Wirtschaftsschutzberichts in Berlin mitteilte, entstand dadurch ein Schaden von 289,2 Milliarden Euro, acht Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Spuren führen dabei laut dem Verband oft nach Osten, vor allem nach Russland und China.

Für seine Analyse befragte Bitkom nach eigenen Angaben repräsentativ mehr als tausend Unternehmen quer durch alle Branchen. 87 Prozent der Unternehmen berichteten demnach von Diebstählen von Daten und IT-Geräten, digitaler und analoger Industriespionage oder Sabotage. Vor einem Jahr habe dieser Anteil noch bei 81 Prozent gelegen. Wie bereits im Vorjahr vermuten weitere zehn Prozent, dass bei ihnen ebenfalls Angriffe stattfanden.

Zugenommen haben laut dem Bericht auch diejenigen Taten, die nach Russland und China zurückverfolgt werden konnten. 46 Prozent der betroffenen Unternehmen hätten mitgeteilt, es habe bei ihnen mindestens einen Angriff aus Russland gegeben (Vorjahr: 39 Prozent), ebenso viele aus China (2024: 45 Prozent). Mit deutlichem Abstand folgten demnach Attacken aus Osteuropa außerhalb der EU, aus den USA, aus EU-Ländern sowie aus Deutschland. Knapp jedes dritte Unternehmen konnte die Angriffe keinem Herkunftsland zuordnen.

28 Prozent der betroffenen Unternehmen konnten der Bitkom-Befragung zufolge mindestens einen Angriff einem ausländischen Nachrichtendienst zuordnen. Vor einem Jahr seien dies 20 Prozent gewesen, 2023 sogar nur sieben Prozent. 

Am häufigsten seien Täter - wie im Vorjahr - jedoch aus der organisierten Kriminalität gekommen. In der genannten Schadenssumme enthalten seien direkte Kosten etwa für Betriebsausfälle, Ersatzmaßnahmen, Erpressungen oder Rechtsstreitigkeiten, aber auch Umsatzeinbußen durch den Verlust von Wettbewerbsvorteilen oder durch Plagiate.

"Hybride Kriegsführung durch fremde Staaten ist keine theoretische Gefahr, sie findet heute jeden Tag hundertfach in Deutschland statt", erklärte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Er forderte, die Verteidigungsfähigkeit der Unternehmen müsse stärker "in den Fokus der Politik rücken". Dies gelte auch für den Cyberraum. Aber auch Firmen müssten ihre Schutzmaßnahmen verstärken. 

"Deutschland ist seit Jahren, mit steigender Intensität, im Zielspektrum russischer Akteure", erklärte auch der Vizepräsident und designierte Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz, Sinan Selen. Daraus ergebe sich eine Doppelbotschaft: "Deutschland steht im Fokus von Cyberangriffen staatlicher und nichtstaatlicher Akteure und wir stärken unsere Abwehrbereitschaft und Handlungsfähigkeit kontinuierlich und konsequent." Insgesamt deckten sich die Erkenntnisse der Bitkom-Studie mit denen des deutschen Inlandsgeheimdienstes.

Betroffen von den Cyberangriffen sind demnach neben Unternehmen auch Politik, Verwaltung, Wissenschaft und die Zivilgesellschaft. Selen wies darauf hin, dass dabei die Grenzen zwischen Cyberspionage und Cybercrime zunehmend verschwimmen würden. "Wir sehen, dass staatliche Akteure kriminelle Aktivitäten privater Gruppierungen dulden oder aktiv einsetzen."

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