Brennpunkte

Gericht: Deutscher Maddie-Verdächtiger darf sich im Ausland niederlassen

  • AFP - 10. November 2025, 13:06 Uhr
Bild vergrößern: Gericht: Deutscher Maddie-Verdächtiger darf sich im Ausland niederlassen
Christian B. vor Gericht
Bild: AFP

Der aus Strafhaft entlassene deutsche Verdächtige im Fall des 2007 in Portugal verschwundenen britischen Mädchens Madeleine 'Maddie' McCann darf sich einem Gerichtsbeschluss zufolge im Ausland niederlassen. Das entschied das Oberlandesgericht Celle.

Der vor fast zwei Monaten aus Strafhaft entlassene deutsche Verdächtige im Fall des 2007 in Portugal verschwundenen britischen Mädchens Madeleine "Maddie" McCann darf sich einem Gerichtsbeschluss zufolge im Ausland niederlassen. Das entschied das Oberlandesgericht im niedersächsischen Celle nach Angaben vom Montag in einem Rechtsstreit um gegen Christian B. verhängte Maßnahmen der sogenannten Führungsaufsicht.

Die vom Landgericht Hildesheim angeordnete Weisung, dass B. während seiner auf fünf Jahre angesetzten Zeit unter Führungsaufsicht nur in Deutschland leben darf, ist demnach unzulässig. Es gebe dafür keine gesetzliche Grundlage, betonte das Oberlandesgericht. Alle übrigen Weisungen, darunter die Verpflichtung zum Tragen einer elektronischen Fußfessel zur Aufenthaltsbestimmung, bestätigte der zuständige Senat.

Das Gericht betonte außerdem, dass gegen B. durchaus ein zeitweiliges Ausreiseverbot verhängt werde könne, etwa um Zeit für "vorbereitende Maßnahmen" zu gewinnen. Auch ein Niederlassungsverbot in bestimmten entsprechend präzisierten Regionen sei möglich. Die Ausgestaltung der Führungsaufsicht bleibe weiterhin Sache des Landgerichts Hildesheim.

Der wegen Sexualdelikten mehrfach vorbestrafte B. war im September aus einer Justizvollzugsanstalt in Niedersachsen entlassen worden, nachdem er eine siebenjährige Haftstrafe unter anderem wegen Vergewaltigung abgesessen hatte. Die Staatsanwaltschaft in Braunschweig stuft ihn unabhängig davon als Verdächtigen im Fall der verschwundenen Maddie ein. Das gab sie 2020 bekannt, Anklage erhob sie deshalb bisher nicht.

Nach Einschätzung eines Gerichtsgutachters besteht bei B. eine hohe Gefahr für weitere Straftaten. Es gibt aktuell aber keine rechtliche Grundlage für freiheitsentziehende Maßnahmen. Allerdings wurden im Rahmen der Führungsaufsicht Weisungen erteilt, welche die Rückfallgefahr mindern sollen. So muss B. eine elektronische Fußfessel tragen und unter anderem regelmäßig Kontakt zu einem Bewährungshelfer halten.

Jüngst berichtete der "Spiegel", dass B. inzwischen als Obdachloser im schleswig-holsteinischen Kiel lebe. Demnach wurde er nach seiner Haftentlassung von den Behörden beziehungsweise seinen Rechtsanwälten vorübergehend in einer Wohnung in Neumünster und einem Hotel in Kiel einquartiert. B.s Aufenthalt wurde aber jeweils publik und sorgte für Unruhe und Drohungen. Dem Bericht zufolge lebte er zuletzt in einer Grünanlage und wurde rund um die Uhr von Polizisten bewacht.

Maddie war am 3. Mai 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus der Ferienwohnung in einer Ferienanlage in Praia da Luz in Portugal verschwunden, während ihre Eltern in einem nahen Restaurant aßen. Trotz jahrelanger Suche fehlt von ihr bisher jede Spur, der Fall sorgt seit jeher für ein großes internationales Medieninteresse. B. lebte nach Angaben deutscher Behörden früher zeitweise in Portugal.

Weitere Meldungen

Frankreichs Ex-Präsident Sarkozy wird unter Auflagen aus Gefängnis entlassen

Der seit knapp drei Wochen inhaftierte französische Ex-Präsident Nicolas Sarkozy wird unter Auflagen aus dem Gefängnis entlassen. Das entschied das Berufungsgericht am Montag

Mehr
Frankreichs Ex-Präsident Sarkozy kommt unter Auflagen frei

Paris (dts Nachrichtenagentur) - Der französische Ex-Präsident Nicolas Sarkozy kommt nach rund drei Wochen im Gefängnis unter Auflagen wieder frei. Das entschied ein Gericht in

Mehr
Prozess um riesige Kinderpornoplattform: Lange Haftstrafen in Mönchengladbach

Das Landgericht Mönchengladbach hat fünf Betreiber einer Kinderpornografieplattform im Darknet mit hunderttausenden Nutzern zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. Die

Mehr

Top Meldungen

Ökonom kritisiert Deutschland für Festhalten an alten Industrien

Princeton (dts Nachrichtenagentur) - Markus Brunnermeier, Ökonomieprofessor an der US-Eliteuniversität Princeton, kritisiert Deutschland für sein Festhalten an alten Industrien

Mehr
Verkehrsministerium offen für mehr Bahn-Konkurrenz im Fernverkehr

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das Bundesverkehrsministerium ist grundsätzlich offen dafür, dass die Deutsche Bahn im Fernverkehr mehr Konkurrenz bekommt. Man setze sich

Mehr
VZBV: Beschwerden über Trade Republic steigen

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Die Kritik von Kunden am Neobroker Trade Republic nimmt nach Angaben des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) zu. Von Januar bis September

Mehr