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Kampf gegen tödliche Krankheiten wie HIV: Deutschland sagt eine Milliarde Euro zu

  • AFP - 12. Oktober 2025, 16:47 Uhr
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Die Bundesregierung stellt eine Milliarde Euro für den weltweiten Kampf gegen tödliche Infektionskrankheiten wie Tuberkulose und HIV bereit. Das Geld fließt an den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria.

Die Bundesregierung stellt in den nächsten drei Jahren eine Milliarde Euro für den globalen Kampf gegen tödliche Infektionskrankheiten wie HIV und Tuberkulose bereit. Es handle sich nicht nur um "ein Gebot der Menschlichkeit, sondern auch ein Gebot der Vernunft", erklärte Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) am Sonntag in Berlin zum Starts des jährlichen Weltgesundheitsgipfels in der Hauptstadt.

Laut Entwicklungsministerium fließt das Geld an den bereits 2002 von der internationalen Gemeinschaft ins Leben gerufenen Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria. Er gilt als eine der zentralen Initiativen zur Pandemiebekämpfung und Verbesserung der Gesundheitsversorgung weltweit. Nach eigenen Angaben investierte er bisher rund 70 Milliarden Euro in 100 Ländern. Aktuell läuft die achte Wiederauffüllrunde, bei der Geber neue Mittel zusagen können.

Die Zusage der Bundesregierung bedeutet eine Kürzung gegenüber den deutschen Beiträgen in der vorherigen Wiederauffüllrunde 2022, bei der die Bundesrepublik nach Angaben des Fonds 1,3 Milliarden Euro bereitstellte. Die Deutsche Aidshilfe kritisierte das am Sonntag scharf. Deutschland habe mit der Mittelkürzung um 23 Prozent oder fast ein Viertel eine "Chance vertan", erklärte Vorständin Ursula Urban dazu: "Die Kürzungen kommen in einem höchst prekären Moment."

Lob für die Bundesregierung kam dagegen von US-Techmilliardär Bill Gates. Dessen Stiftung gilt als weltweite größte Privatstiftung und unterstützt Gesundheits- und Entwicklungsprogramme weltweit. Sie fördert auch den Globalen Fonds. Er sei "unglaublich dankbar" für den deutschen Beitrag, sagte Gates dem "Tagesspiegel" laut Mitteilung von Sonntag. Dieser zeuge unter anderem von "strategischer Weitsicht".

HIV beziehungsweise Aids, Tuberkulose und Malaria gelten als die drei tödlichsten Infektionskrankheiten der Menschheit. Allein an HIV starben laut Weltgesundheitsorganisation WHO bisher geschätzt mehr als 44 Millionen Menschen, 2024 waren es schätzungsweise 630.000. An Tuberkulose sterben jedes Jahr 1,5 Millionen Menschen, was sie zur tödlichsten Krankheit überhaupt macht. Dazu kommen der WHO zufolge  etwa schätzungsweise 600.000 jährliche Todesfälle durch Malaria.

Nach eigenen Angaben arbeitet der Fonds erfolgreich, die Zahl der durch die drei Krankheiten verursachten Todesfälle in Partnerstaaten sank um 63 Prozent. Durch finanzielle Kürzungen durch Regierungen in der Entwicklungszusammenarbeit sowie weiterer Probleme - etwa Kriege und das Entstehen von Resistenzen bei Malariaerregern - würden diese Erfolge aber bedroht. Das Jahr 2025 sei ein "Wendepunkt", erklärte er.

Alabali Radovan sprach mit Blick auf die Beiträge aus Deutschland von einem wichtigen Zeichen. "Trotz der schmerzhaften Haushaltskürzungen und trotz des enormen Spardrucks im Ministerium ist es uns gelungen, eine Milliarde Euro für den weltweiten Gesundheitsschutz bereitzustellen", erklärte die Ministerin mit Blick auf Einsparungen im Bundeshaushalt. Der Etat des Entwicklungsministeriums soll künftig weiter schrumpfen.

Die Aidshilfe verwies insbesondere auf Finanzlücken durch die von der Trump-Regierung vorgenommenen Einschnitte bei der US-amerikanischen Entwicklungshilfe, die das internationale Hilfssystem massiv unter Druck setzten. "Um eine Katastrophe zu verhindern, müssten andere zahlungskräftige Länder die Finanzierungslücken durch den Rückzug der USA schließen. Doch Deutschland tut das Gegenteil", erklärte Urban.

Der Weltgesundheitsgipfel wird am Sonntag mit einer Rede von Radovan eröffnet. Mehr als 4000 Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland diskutieren auf der Konferenz über Fragen der globalen Gesundheitsversorgung. Der diesjährige Kongress steht unter dem Motto "Verantwortung für Gesundheit in einer sich fragmentierenden Welt".

Vertreter aus Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft nehmen teil. Auch Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) sowie Umweltminister Carsten Schneider (SPD) wurden erwartet. Zu den Themen des dreitägigen Gipfels zählen die Vorbereitung auf Pandemien, die Folgen des Klimawandels und die Digitalisierung im Gesundheitssektor.

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