Politik

Bundesregierung will Nierenspenden "überkreuz" erleichtern

  • AFP - 17. Juli 2024, 14:52 Uhr
Bild vergrößern: Bundesregierung will Nierenspenden überkreuz erleichtern
Vorbereitung von Organtransplantation
Bild: AFP

Nierenspenden sollen hierzulande künftig leichter möglich sein: Einen entsprechenden Gesetzentwurf verabschiedete das Bundeskabinett am Mittwoch. Dabei geht es vor allem um die sogenannte Überkreuzspende.

Nierenspenden sollen hierzulande künftig leichter möglich sein: Einen entsprechenden Gesetzentwurf verabschiedete das Bundeskabinett am Mittwoch. Dabei geht es vor allem um die sogenannte Überkreuzspende. Bislang dürfen Paare, bei denen ein Partner dem anderen eine Niere spenden will, dies aber aus Gründen der Inkompatibilität nicht möglich ist, nur dann mit einem anderen Paar in ähnlicher Situation "überkreuz" spenden, wenn ein Näheverhältnis zwischen den Paaren existiert. Dieses "Näheverhältnis" soll künftig wegfallen.

Damit würde der Kreis der Empfänger und Spender deutlich erweitert. Organisiert werden soll die Spende laut Gesetzentwurf von den Transplantationszentren. Geplant ist zudem der Aufbau eines "nationalen Programms für die Vermittlung und Durchführung der Überkreuzlebendnierenspenden".

Ebenfalls ermöglichen will die Ampel-Koalition die sogenannte nicht gerichtete anonyme Nierenspende. So könnten Menschen hierzulande künftig aus selbstlosen Motiven eine Niere spenden, ohne dass sie wissen, an wen sie geht. In Ländern wie den USA existiert diese Möglichkeit schon lange.

Mit den Änderungen reagiert die Bundesregierung auf den anhaltenden Mangel an Spenderorganen. Über 6700 als transplantabel eingestufte Menschen warteten Ende 2022 auf eine neue Niere. Gleichzeitig wurden im selben Jahr nur knapp tausend Nieren transplantiert.

"Das Sterben auf der Warteliste muss ein Ende haben", erklärte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der für den Gesetzentwurf verantwortlich ist. "Kurzfristig können wir mehr Organspenden möglich machen durch die Überkreuzspende: Wer selber spendet, dem kann schneller im persönlichen Umfeld geholfen werden." Die neuen Regelungen gäben "viele Nierenkranken Hoffnung", so Lauterbach weiter.

Zuspruch kommt auch vom Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen. "Diese Modernisierung des Transplantationsrechts ermöglicht mehr Organspenden und stärkt den Schutz der Spenderinnen und Spendern", erklärte er.

Langfristig hält Lauterbach aber die Widerspruchslösung für notwendig. Diese sähe vor, dass grundsätzlich jeder Mensch als Organspender gilt, wenn er nicht zu Lebzeiten einen Widerspruch geäußert hat.

Der Bundestag hatte bereits im Jahr 2020 über eine Widerspruchslösung abgestimmt, damals gab es aber keine Mehrheit dafür. Verabschiedet wurde dann das Modell zur sogenannten Entscheidungslösung: Jeder Mensch soll von sich aus dokumentieren, ob er Organe spenden will oder nicht. Sowohl der Bundesrat als auch eine fraktionsübergreifende Gruppe von Bundestagsabgeordneten unternahmen aber erst kürzlich neue Anläufe für die Widerspruchslösung.

Weitere Meldungen

Neue britische Regierung kündigt bessere Beziehungen zur EU an

Die erste Labour-Regierung in Großbritannien seit 14 Jahren hat in ihrem Regierungsprogramm wirtschaftliche Stabilität, ein härteres Vorgehen gegen irreguläre Einwanderung sowie

Mehr
Kabinett beschließt Reform zur Entlastung von Rettungsdiensten und Kliniken

Die Ampel-Koalition will die Notfallversorgung reformieren - und damit Rettungsdienste und Klinik-Notaufnahmen entlasten. Einen entsprechenden Gesetzentwurf von

Mehr
BIPAM: Ampel-Koalition schafft neue Behörde für Gesundheitsprävention

Mit mehr Prävention und Information will die Bundesregierung künftig Volkskrankheiten wie Krebs und Demenz besser bekämpfen. Übernehmen soll diese Aufgabe ein neues Bundesinstitut

Mehr

Top Meldungen

Höhere Mindestlöhne im Elektrohandwerk ab 2025

Die Beschäftigten im Elektrohandwerk bekommen ab kommendem Jahr mehr Geld. Ab dem 1. Januar 2025 sollen die Mindestlöhne in tarifgebundenen Betrieben um 3,3 Prozent auf dann 14,41

Mehr
Vorwürfe der Ausbeutung: Ermittlungen gegen Armani und Dior in Italien

Die italienische Wettbewerbsbehörde hat Ermittlungen gegen die Luxusmodehändler Giorgio Armani und Dior wegen Vorwürfen widriger Arbeitsbedingungen bei Zulieferern eingeleitet.

Mehr
Scholz reist nach Serbien - Rohstoff-Abkommen auf der Tagesordnung

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird am Donnerstagabend nach Serbien reisen. Am Freitagmorgen werde er dort mit dem serbischen Präsidenten

Mehr