Brennpunkte

Menschenrechtsgruppe: Deutscher in Belarus wegen "Terrorismus" zum Tode verurteilt

  • AFP - 19. Juli 2024, 18:35 Uhr
Bild vergrößern: Menschenrechtsgruppe: Deutscher in Belarus wegen Terrorismus zum Tode verurteilt
Straßenszene in Minsk
Bild: AFP

In Belarus ist nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation ein deutscher Staatsbürger zum Tode verurteilt worden. Demnach wurde der 30-Jährige bereits am 24. Juni in einem Geheimprozess verurteilt.

Ein deutscher Staatsbürger ist nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation in Belarus zum Tode verurteilt worden. Wie die belarussische Organisation Wjasna am Freitag mitteilte, wurde der 30-Jährige bereits am 24. Juni wegen mehrerer Straftaten schuldig gesprochen, darunter "Terrorismus" und "Söldnertum". Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, der Fall sei bekannt und die deutschen Behörden setzten sich "intensiv" für den Mann ein.

Der Prozess fand zum Teil hinter verschlossenen Türen statt. Die staatliche belarussische Nachrichtenagentur Belta berichtete zunächst nicht über den Fall. Laut Wjasna hängt die Verurteilung des Deutschen mit dem Kastus-Kalinouski-Regiment zusammen, einem militärischen Verband aus belarussischen Freiwilligen, die an der Seite der Ukraine gegen Russland kämpfen. In Belarus ist das Regiment als "extremistische Gruppe" eingestuft.

Laut Wjasna befand das Gericht den Deutschen in insgesamt sechs Anklagepunkten für schuldig, darunter auch die Gründung oder Beteiligung an einer "extremistischen Gruppe" und Geheimdienstaktivitäten. Der Mann sitze seit November 2023 in Haft, berichtete die NGO weiter. Unklar war zunächst, ob er Berufung gegen das Urteil eingelegt hat.

Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, der Betroffene werde konsularisch betreut. Das Außenamt und die Botschaft in Minsk setzen sich demnach "intensiv gegenüber den belarussischen Behörden für ihn ein". Die Todesstrafe sei "eine grausame und unmenschliche Form der Bestrafung, die Deutschland unter allen Umständen ablehnt".

Laut einem Profil im Onlinenetzwerk LinkedIn, das Wjasna dem 30-Jährigen zuordnete, arbeitete dieser als Rettungshelfer für das Deutsche Rote Kreuz und als Sicherheitsmann für die US-Botschaft in Berlin. Nach Angaben der NGO war der Fall des Deutschen das erste Gerichtsverfahren in Belarus wegen Söldnertums. Wjasna ist international sehr angesehen, ihr Gründer Ales Bjaljazki war 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.

Seit dem Beginn der vom belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko unterstützten russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wurden in Belarus mehrere Menschen wegen des Vorwurfs festgenommen, Sabotageakte zugunsten Kiews begangen zu haben.

Belarus ist das einzige europäische Land, in dem die Todesstrafe noch verhängt und vollstreckt wird - ausschließlich gegen Männer. Die Verurteilten werden mit Schusswaffen hingerichtet. Die Daten der Hinrichtungen werden nicht veröffentlicht, die Leichname der Hingerichteten werden ihren Familien nicht übergeben. Diese werden auch nicht über den Begräbnisort informiert. Seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1991 wurden in Belarus nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International bis zu 400 Menschen hingerichtet. Hinrichtungen von ausländischen Staatsbürgern sind jedoch selten.

Am Mittwoch hatte Minsk angekündigt, Bürgern aus 35 europäischen Ländern für einen 90-tägigen Aufenthalt eine Einreise ohne Visum zu ermöglichen. Das Auswärtige Amt verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass  nicht jedes Land, "das mit visafreier Einreise lockt, ein gutes Reiseziel" sei. "Für Belarus z.B. gibt es eine Reisewarnung", erklärte das Außenministerium am Donnerstag im Onlinedienst X. 

Weitere Meldungen

Deutscher in Weißrussland zum Tode verurteilt

Minsk (dts Nachrichtenagentur) - In Weißrussland ist ein deutscher Staatsbürger zum Tode verurteilt worden. Das Urteil fiel bereits am 24. Juni in der Hauptstadt Minsk, wie erst

Mehr
Lebenslange Haft in Prozess um 17 Jahre alten Mordfall in Nordrhein-Westfalen

Rund 17 Jahre nach dem gewaltsamen Tod einer Frau im nordrhein-westfälischen Velbert ist ein Angeklagter vom Landgericht Wuppertal wegen Mordes verurteilt worden. Der inzwischen

Mehr
UN-Gericht stuft Israels Besatzung von Palästinensergebieten als unrechtmäßig ein

Der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag hat die seit Jahrzehnten andauernde israelische Besatzungspolitik in den Palästinensergebieten als unrechtmäßig eingestuft. Das

Mehr

Top Meldungen

Bundesbank glaubt an zusätzliches Wirtschaftswachstum durch Anreize

Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) - Der Präsident der Deutschen Bundesbank hält es durchaus für realistisch, dass es im nächsten Jahr ein zusätzliches Wachstum von 0,5

Mehr
Erneuerbare Energien: Gesamtleistung im ersten Halbjahr um 5,3 Prozent gestiegen

Die Gesamtleistung der Anlagen erneuerbarer Energien in Deutschland hat im ersten Halbjahr 2024 um 5,3 Prozent auf knapp 180 Gigawatt zugelegt. 9,3 Gigawatt Leistung wurden von

Mehr
EU und Serbien schließen Lithium-Abkommen für E-Mobilität

Belgrad (dts Nachrichtenagentur) - Die EU und Serbien haben eine Partnerschaft zum Abbau von Lithium geschlossen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hob nach der Unterzeichnung des

Mehr