Politik

"Besondere Gegnerin": Schröder gratuliert Merkel zum 70. Geburtstag

  • AFP - 17. Juli 2024, 12:35 Uhr
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Schröder und Merkel
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Altbundeskanzler Gerhard Schröder hat seine Amtsnachfolgerin Angela Merkel zu deren 70. Geburtstag am Mittwoch als 'besondere politische Gegnerin' gewürdigt. 'Von allen politischen Gegnerinnen und Gegnern ist sie eine besondere', sagte Schröder dem 'Stern'.

Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat seine Amtsnachfolgerin Angela Merkel (CDU) zu deren 70. Geburtstag am Mittwoch als "besondere politische Gegnerin" gewürdigt. "Von allen politischen Gegnerinnen und Gegnern ist sie eine besondere. Schließlich hat sie gewonnen", sagte Schröder dem "Stern". Schröder, der bei der Bundestagswahl 2005 nach sieben Jahren Kanzlerschaft knapp der CDU-Kandidatin unterlag, sagte weiter, er möge Merkels "typisch norddeutschen Charme" sowie ihre "Fähigkeit zur Ironie (auch Selbstironie)". Schröder gratulierte Merkel: "Alles Gute, liebe Frau Merkel."

Der aktuelle Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bescheinigte Merkel eine "beeindruckende politische Laufbahn". Merkel habe sich "unermüdlich für das Land eingesetzt", schrieb Scholz in einer Glückwunschbotschaft im Internetdienst X. 

Auch der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel, der unter Merkel von 2013 bis 2018 Vizekanzler war, würdigte die Christdemokratin - und verband dies mit indirekter Kritik an ihrem SPD-Nachfolger Scholz. Merkels Abgang habe in Europa eine Leerstelle hinterlassen, die nicht wieder gefüllt worden sei, schrieb Gabriel in einem Gastbeitrag für den "Spiegel". 

Merkels größte politische Leistung sei es gewesen, dass sie Europa "ein politisches Zentrum" gegeben und Europas Zentrifugalkräfte gebändigt habe. "Bis heute ist diese Rolle unbesetzt", schrieb Gabriel. Das Vakuum in der politischen Führung Europas nach dem Ende von Merkels Amtszeit werde "mit jedem Tag gefährlicher".

Der ehemalige SPD-Chef warf auch die Frage auf, ob es womöglich nie zum Ukraine-Krieg gekommen wäre, wenn Angela Merkel noch Kanzlerin wäre. "Ob Putin seinen furchtbaren Angriffskrieg gegen die Ukraine 2022 gestartet hätte, wenn die Kanzlerin eine weitere Legislaturperiode regiert hätte, darf man mit einigem Recht bezweifeln", schrieb er. "Acht Jahre immerhin hat sie ihn daran gehindert."

Merkels Nach-Nachfolger an der CDU-Spitze, Armin Laschet, würdigte insbesondere das Wirken der früheren Kanzlerin in der Flüchtlingskrise 2015. Es stimme zwar, dass ihr der Satz "Wir schaffen das" auf die Füße gefallen sei, sagte Laschet den Sendern RTL und ntv. "Aber ein Kanzler, der sagen würde 'Ich schaffe es nicht', der könnte ja gleich sein Amt aufgeben." 

Mit seiner Würdigung setzte sich Laschet von anderen Unionspolitikern ab, die Merkels liberale Flüchtlingspolitik inzwischen als Fehler einstufen. So schrieb CSU-Chef Markus Söder auf X, Merkel und die CSU hätten zu Beginn ein "wechselhaftes Verhältnis" gehabt - "vor allem in der Migrationspolitik gab es Differenzen". Dennoch gratuliere er Merkel zu einer "großen Lebensleistung".

CDU-Chef Friedrich Merz ließ die zahlreichen Differenzen, die er über die Jahre sein Verhältnis zu Merkel belastet hatten, in seiner Glückwunschnachricht unerwähnt. Merkel habe drei Jahrzehnte lang "die Politik unseres Landes geprägt", schrieb er auf X. Er freue sich auf den Festakt, den die CDU im Herbst für Merkel ausrichten werde. Die frühere Kanzlerin war seit Ende ihrer Amtszeit praktisch nicht mehr für die CDU in Erscheinung getreten, die sie fast 20 Jahre lang geführt hatte. 

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) würdigte Baerbock als "Stabilitätsanker" - und berichtete, dass sie gelegentlich den Rat der Ex-Kanzlerin suche. "Natürlich habe ich mit Frau Merkel in den letzten zweieinhalb Jahren immer mal wieder auch intensiv gesprochen", sagte Baerbock den Sender RTL und ntv. Sie schätze diese Gespräche "mit Blick auf die tiefen Umbrüche, die wir weltweit haben, aber auch mit Blick auf Ihre Erfahrung der letzten 16 Jahre, wo sie deutsche Außenpolitik intensiv geprägt hat".

Angela Merkel war von 2005 bis 2021 Bundeskanzlerin der Bundesrepublik und von 2000 bis 2018 Vorsitzende der CDU. Am 17. Juli wurde sie 70 Jahre alt.

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