Zwei Wochen nach der Wiederaufnahme der Kämpfe zwischen Thailand und Kambodscha haben sich beide Seiten am Wochenende ungeachtet der Friedensbemühungen von US-Präsident Donald Trump weiterhin unter Beschuss genommen. Laut dem thailändischen Verteidigungsministerium beschoss und bombardierte Kambodscha am Sonntag mehrere thailändische Provinzen im Grenzgebiet. Aus dem kambodschanischen Verteidigungsministerium hieß es, Thailand habe nach Mitternacht Mörsergranaten und Bomben abgefeuert. Thailands Regierungschef Anutin Charnvirakul hatte am Samstag eine von Trump verkündete Einigung auf eine Feuerpause dementiert.
Aus der thailändischen Provinz Surin berichtete Anwohner Watthanachai Kamngam der Nachrichtenagentur AFP von mehreren Raketen, die in den frühen Morgenstunden am Himmel zu sehen waren, daraufhin habe er Explosionen in der Ferne gehört. Das thailändische Militär verhängte in Teilgebieten der an Kambodscha grenzenden Provinzen Sa Kaeo und Trat eine nächtliche Ausgangssperre von 19.00 Uhr bis 05.00 Uhr. Kambodscha hatte am Samstag seine Grenzübergänge nach Thailand geschlossen.Â
Nach Angaben des thailändischen Gesundheitsministeriums gegenüber AFP wurde am Sonntag erstmals seit dem Wiederaufflammen der Kämpfe auch ein Zivilist getötet. Laut der thailändischen Armee wurde der 63-Jährige in der Provinz Sisaket durch Granatsplitter getötet, nachdem kambodschanische Streitkräfte Raketen auf ein ziviles Gebiet abgefeuert hatten.Â
Die Kämpfe im Grenzgebiet zwischen den südostasiatischen Staaten gingen ungeachtet einer von US-Präsident Donald Trump verkündeten Einigung auf eine Feuerpause weiter. Trump hatte am Freitag in seinem Onlinedienst Truth Social geschrieben, der thailändische Regierungschef Anutin und Kambodschas Ministerpräsident Hun Manet hätten ihm in einem "sehr guten" Telefonat ein Ende aller Kämpfe ab Freitagabend zugesagt. Beide Länder seien nun bereit "zum Frieden und zu fortgesetztem Handel mit den Vereinigten Staaten von Amerika", erklärte Trump.Â
Anutin wies dies allerdings später zurück. Vor Journalisten sagte er am Samstag, Trump habe in ihrem Telefonat "nicht erwähnt, ob eine Waffenruhe vereinbart werden sollte". Die beiden Staatenlenker hätten das Thema "nicht besprochen".
Zuvor hatte Anutin im Onlinenetzwerk Facebook erklärt, dass Thailand seine Militäreinsätze gegen Kambodscha fortsetzen wolle, "bis wir keine Gefahr und Bedrohung mehr für unser Land und unsere Bevölkerung sehen". Â
Bereits am Samstag beschuldigten sich beide Seiten erneut gegenseitiger Angriffe. Nach dem Telefonat mit Trump äußerte Anutin an Kambodscha gerichtet: "Derjenige, der gegen das Abkommen verstoßen hat, muss die Lage wieder richten." Kambodschas Ministerpräsident Hun Manet erklärte unterdessen, sein Land habe "stets auf friedliche Mittel zur Beilegung von Streitigkeiten gesetzt".
Ende Oktober hatten Thailand und Kambodscha im Beisein Trumps ein "Friedensabkommen" in Malaysia unterzeichnet, nachdem Trump mit hohen Zöllen gedroht hatte. Danach meldeten beide Seiten jedoch erneute Angriffe. Thailand setzte das Abkommen im November aus, nachdem thailändische Soldaten an der Grenze durch Landminen verletzt worden waren.
Mindestens 26 Menschen wurden seither nach offiziellen Angaben getötet. Auf thailändischer Seite starben demnach 14 Soldaten und ein Zivilist, auf kambodschanischer elf Zivilisten. Beide Seiten schieben sich die Verantwortung für die Kämpfe zu.Â
Zuvor war der seit Jahrzehnten zwischen den beiden südostasiatischen Ländern schwelende Grenzkonflikt im Juli eskaliert. Bei fünftägigen Gefechten wurden mehr als 40 Menschen getötet.Â
Streitpunkt zwischen Thailand und Kambodscha ist die Grenzziehung im sogenannten Smaragd-Dreieck. Dort grenzen die thailändische Provinz Surin und die kambodschanische Provinz Oddar Meanchey sowie Laos aneinander. Der Konflikt ist die Folge einer unklaren Grenzziehung durch Kambodschas ehemalige Kolonialmacht Frankreich im Jahr 1907.
Durch den immer wieder aufflammenden Konflikt wurden auf beiden Seiten der Grenze mittlerweile rund eine halbe Million Menschen vertrieben. In einer Notunterkunft im thailändischen Buriram sahen AFP-Journalisten am Samstag, wie vertriebene Bewohner ihre Verwandten anriefen und ihnen von den andauernden Kämpfen berichteten. Die Vertriebene Kanyapat Saopria sagte AFP, sie vertraue Kambodscha nicht mehr. "Die letzten Friedensbemühungen sind gescheitert (...) Ich weiß nicht, ob diese hier Erfolg haben werden", sagte die 39-Jährige.
Auf der anderen Seite der Grenze äußerte sich eine evakuierte Kambodschanerin enttäuscht davon, dass die Kämpfe trotz Trumps Vermittlungsversuchen nicht aufgehört hätten. "Ich bin nicht einverstanden mit diesen brutalen Taten", sagte die 43-jährige Vy Rina.
Brennpunkte
Kämpfe zwischen Thailand und Kambodscha dauern ungeachtet der US-Friedensbemühungen an
- AFP - 14. Dezember 2025, 12:05 Uhr
Die Kämpfe im wiederaufgeflammten Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha sind am Wochenende ungeachtet der Friedensbemühungen von US-Präsident Donald Trump unvermindert weitergegangen. Am Sonntag warfen sich beide Seite erneute Angriffe vor.
Weitere Meldungen
Der freigelassene Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki will seinen Kampf für Demokratie in Belarus im Exil fortführen. "Wir müssen die Arbeit fortsetzen, die wir in Belarus
MehrBerlin (dts Nachrichtenagentur) - Nach der Festnahme von fünf Terrorverdächtigen in Bayern warnt die Gewerkschaft der Polizei (GdP) vor einer neuen Welle von Anschlagsversuchen
MehrBerlin (dts Nachrichtenagentur) - Nach dem mutmaßlich antisemitischen Angriff auf eine Chanukka-Feier am australischen Bondi Beach am Sonntag in Sydney sieht der parlamentarische
MehrTop Meldungen
Der vor rund einem Jahr ans Netz gegangene moderne EPR-Atomreaktor im nordwestfranzösischen Flamanville hat am Sonntag erstmals seine volle Kapazität erreicht. "Der 14. Dezember
MehrParis (dts Nachrichtenagentur) - Frankreich lehnt das Freihandelsabkommen der EU mit den Mercosur-Staaten weiterhin ab. "In seiner derzeitigen Form ist der Vertrag nicht
MehrViele Beschäftigte in Deutschlands Jobcentern erleben ihre Arbeitssituation als äußerst angespannt. Das zeigt eine Umfrage der Gewerkschaft Verdi, aus der die Zeitungen der
Mehr














