Wirtschaft

Experten fordern mehr Wettbewerb bei der Briefzustellung

  • AFP - 10. Dezember 2025, 12:25 Uhr
Bild vergrößern: Experten fordern mehr Wettbewerb bei der Briefzustellung
Standort der Deutschen Post
Bild: AFP

Experten raten, den Wettbewerb im Briefbereich zu sichern, damit die Zustellung nicht nur von der Deutschen Post abhängt. 'Funktionierende Alternativen' seien notwendig, sagte Monopolkommissionsvorsitzender Tomaso Duso.

Ein Expertengremium rät dazu, den Wettbewerb im Briefbereich zu fördern, damit die Zustellung nicht nur von der Deutschen Post abhängt. "Wir wollen, dass Weihnachtskarten auch in ferner Zukunft noch zugestellt werden, und zwar selbst dann noch, wenn die Deutsche Post irgendwann das Briefgeschäft aufgeben sollte", erklärte der Vorsitzende der Monopolkommission, Tomaso Duso, zur Vorstellung des Sektorgutachtens Post am Mittwoch. "Deshalb brauchen wir funktionierende Alternativen."

Die Kommission verwies auf das Beispiel Dänemarks: Dort "führten die sinkende Briefmenge, die weit fortgeschrittene Digitalisierung und die Abschaffung gesetzlicher Vorgaben dazu, dass der ehemalige Staatsmonopolist PostNord sein Briefgeschäft zum Jahresbeginn 2026 einstellt", erklärte sie. In Dänemark habe nun ein Wettbewerber angekündigt, die Briefzustellung sicherzustellen.

Wettbewerber der Deutschen Post haben nach Angaben der Monopolkommission im Briefgeschäft derzeit lediglich einen "geringen" Umsatzanteil von rund 15 Prozent, im Privatkundenbereich sogar von nur fünf Prozent. Daher empfiehlt das Expertengremium, "den Wettbewerb im Briefbereich langfristig zu sichern und zu fördern".

Die Deutsche Post profitiere von Privilegien, die den Wettbewerb "verzerren", erklärte die Kommission weiter. So seien etwa "Quersubventionen innerhalb des Postkonzerns (...) legal".

Die Experten warnten explizit vor einem Umsatzsteuer-Privileg für die Deutsche Post, das derzeit in der Bundesregierung diskutiert werde. Dieses würde dem Postkonzern einen "massiven Wettbewerbsvorteil" bei wichtigen Kundengruppen wie Behörden, Banken und Versicherern verschaffen, "die nicht vorsteuerabzugsberechtigt sind", erklärte das Gremium. 60 Prozent der von Wettbewerbern beförderten Briefe würden aber auf genau diese Kundengruppen entfallen. "Eine exklusive Umsatzsteuerbefreiung für die Geschäftskundenbriefe der Deutschen Post würde wahrscheinlich das Ende der meisten Wettbewerber besiegeln", erklärte Duso.

Die Kommission wies darauf hin, dass die Privilegien der Deutschen Post oft mit der "gesetzlich vorgeschriebene postalische Grundversorgung begründet" würden. Duso sprach sich nun hinaus dafür aus, die gesetzlichen Vorgaben so zu lockern, dass die Deutsche Post nur fünf statt sechs Zustelltage pro Woche sichern müsse. "Wir müssen die Standards der Grundversorgung reduzieren und damit die Gesamtkosten senken", führte Duso aus. "Fünf Zustelltage pro Woche sind völlig ausreichend."

Laut Bundesnetzagentur sind die Briefmengen weiter rückläufig. Im Jahr 2024 seien 10,16 Milliarden Briefe befördert worden und damit 6,9 Prozent weniger als im Vorjahr, erklärte sie. 

Weitere Meldungen

EY: Weltweit wieder mehr Börsengänge - aber nicht in Europa

Weltweit haben in diesem Jahr wieder mehr Unternehmen den Schritt aufs Börsenparkett gewagt als 2024. Wie das Beratungsunternehmen EY am Mittwoch mitteilte, gingen 2025 weltweit

Mehr
Ryanair-Klage gegen Coronahilfen für portugiesische Airline TAP scheitert

Eine Klage der irischen Billig-Airline Ryanair gegen Coronahilfen Portugals für den Konkurrenten TAP ist vor dem Gericht der Europäischen Union in Luxemburg gescheitert. Es

Mehr
Städteranking: Den größten Sanierungsbedarf bei Immobilien gibt es im Westen

Ob Bremerhaven, Krefeld oder Solingen: Den höchsten Sanierungsbedarf bei inserierten Wohnimmobilien gibt es laut einer Auswertung von IW Consult und des Portals Immoscout24 in

Mehr

Top Meldungen

Studie: Reststoffe aus Ackerbau und Holzwirtschaft können großen Kimabeitrag leisten

Einen großen Beitrag zum Klimaschutz können nach Angaben der Organisation Atmosfair Reststoffe aus dem Ackerbau oder der Holzwirtschaft leisten. Selbst bei "höchsten Standards

Mehr
Wechsel an Spitze von SAP Deutschland

Walldorf (dts Nachrichtenagentur) - Bei SAP steht ein Wechsel in der deutschen Landesgesellschaft an. Wie das "Handelsblatt" (Donnerstagsausgabe) unter Berufung auf Angaben des

Mehr
VW-Investitionsplanung vor finalem Beschluss

Wolfsburg (dts Nachrichtenagentur) - Volkswagens Aufsichtsrat will an diesem Donnerstag über den Investitionsrahmen von rund 160 Milliarden Euro entscheiden. Wie das

Mehr