Wirtschaft

Wirecard-Prozess mit Aussage von Ex-Chefbuchhalter des Konzerns fortgesetzt

  • AFP - 17. Juli 2024, 10:12 Uhr
Bild vergrößern: Wirecard-Prozess mit Aussage von Ex-Chefbuchhalter des Konzerns fortgesetzt
Wirecard-Sitz
Bild: AFP

Im Münchner Wirecard-Prozess hat der frühere Chefbuchhalter Stephan Freiherr von E. nach gut anderthalb Jahren Prozessdauer sein Schweigen beendet und Fehler in seiner Tätigkeit bei dem insolventen früheren Dax-Konzern eingeräumt.

Im Münchner Wirecard-Prozess hat der frühere Chefbuchhalter Stephan Freiherr von E. nach gut anderthalb Jahren Prozessdauer sein Schweigen beendet und Fehler in seiner Tätigkeit bei dem insolventen früheren Dax-Konzern eingeräumt. "Ich hatte sehr, sehr viele Themen auf dem Tisch und kam mir zeitweise vor wie ein Jongleur", sagte von E. am Mittwoch vor dem Landgericht München I.

Inzwischen erkenne er, dass es wichtig gewesen wäre, innezuhalten. "Ich sehe, dass ich leider auch selbst Fehler gemacht habe, die ich bereue." Er habe sich aber in seinem ganzen Leben nie persönlich bereichert, sagte der 49-jährige von E..

Der seit Dezember 2022 laufende Prozess um die Milliardenpleite des früheren Dax-Konzerns versucht, einen der größten deutschen Wirtschaftsskandale aufzuarbeiten. Bei Wirecard hat es Scheingeschäfte in Milliardenhöhe gegeben. Hauptangeklagter ist der frühere Konzernchef Markus Braun, außerdem sind von E. und der als Kronzeuge der Anklage geltende frühere Asien-Manager Oliver B. vor Gericht. Der als möglicher Haupttäter geltende frühere Wirecard-Vorstand Jan Marsalek ist seit Juni 2020 flüchtig.

Von E. ist wegen Beihilfe zur unrichtigen Darstellung, gewerbs- und bandenmäßiger Marktmanipulation, Beihilfe zur Untreue und zum gewerbsmäßigen Bandenbetrug angeklagt. Das Gericht hatte ihm zuletzt angeboten, im Gegenzug für ein Geständnis die Strafe für ihn auf sechs Jahre bis maximal acht Jahre zu begrenzen. 

Von E. will nun zwei Tage lang aussagen. Sein bisheriges Schweigen in dem Prozess erklärte er mit Misstrauen gegenüber der Staatsanwaltschaft und dem Gericht. "Ich habe den Eindruck gewonnen, dass entlastende Beweise nicht gewünscht waren."

Der Finanzdienstleister und damalige Dax-Konzern Wirecard war 2020 Pleite gegangen, das Unternehmen hatte Scheingeschäfte in Milliardenhöhe gemacht. Kronzeuge B. hat umfassend gestanden. Braun hat ausgesagt, eine eigene Schuld aber bestritten - nun könnte von E. offene Fragen klären. Er will neben seiner eigenen Stellungnahme nach seinem langen Schweigen nun auch Fragen aller Prozessbeteiligten beantworten. 

Weitere Meldungen

ADAC übernimmt Reisebüros von Galeria

Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof verkauft alle ihre 70 Reisebüros an den Automobilclub ADAC. Wie die beiden Unternehmen am Mittwoch mitteilten, sollen die Standorte mit

Mehr
Nestlé bekommt Schmähpreis für die "dreisteste Umweltlüge"

Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé erhält nach einer Online-Abstimmung den Schmähpreis "Goldenen Geier" der Deutsche Umwelthilfe (DUH) für die "dreisteste Umweltlüge". Die DUH und

Mehr
Verivox: Sparzinsen leicht gesunken - kaum Bewegung bei Baukrediten

Nach der Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), im Juni die Leitzinsen zu senken, haben sich die Konditionen für Sparerinnen und Sparer leicht verschlechtert. Im

Mehr

Top Meldungen

Auftragsbestand im verarbeitenden Gewerbe im Mai weiter gesunken

Der Auftragsbestand im verarbeitenden Gewerbe ist wie in den Vormonaten auch im Mai leicht gesunken. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte, sank der

Mehr
Autounternehmen mit Fokus auf E-Mobilität suchen mehr Arbeitskräfte

München (dts Nachrichtenagentur) - Unternehmen in der Autoindustrie mit Fokus auf Elektromobilität suchen deutlich mehr Arbeitskräfte als jene mit Fokus auf Verbrennertechnik. Das

Mehr
Singlehaushalte besonders häufig von Überschuldung betroffen

Wiesbaden (dts Nachrichtenagentur) - Jede zweite Person (51 Prozent) in Deutschland, die im Jahr 2023 die Hilfe einer Schuldnerberatungsstelle in Anspruch genommen hat, lebte in

Mehr