Wirtschaft

EU-Kommission genehmigt Lufthansa-Einstieg bei ITA Airways unter Bedingungen

  • AFP - 3. Juli 2024, 14:15 Uhr
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Lufthansa-Maschine
Bild: AFP

Die Lufthansa darf bei der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways einsteigen. Die EU-Kommission in Brüssel gab am Mittwoch grünes Licht für den ersten Schritt einer möglichen Übernahme, nannte aber Bedingungen.

Die Lufthansa darf bei der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways einsteigen. Die EU-Kommission in Brüssel gab am Mittwoch grünes Licht für den ersten Schritt einer möglichen Übernahme, nannte allerdings eine Reihe von Bedingungen, mit denen "die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission vollständig ausgeräumt werden". Die EU-Wettbewerbshüter hatten vermutet, dass ein Zusammenschluss den Wettbewerb auf einigen Flugstrecken verringern und zu höheren Preise führen könnte.

Bislang waren die Lufthansa und ITA Airways nach Einschätzung der Kommission "auf bestimmten von Italien ausgehenden Strecken starke und enge Wettbewerber". Das betrifft vor allem Kurzstreckenflüge zwischen Italien und mitteleuropäischen Ländern. Konkurrenz haben die beiden Unternehmen auf diesen Strecken demnach "in erster Linie von Billigfluggesellschaften wie Ryanair, die oftmals von abgelegeneren Flughäfen aus tätig sind".

Die Lufthansa und der italienische Staat als bisheriger Eigentümer von ITA Airways hätten sich nun verpflichtet, "einer oder zwei konkurrierenden Fluggesellschaften die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen, Direktflüge zwischen Rom oder Mailand und mitteleuropäischen Flughäfen anzubieten", erklärte die Kommission am Mittwoch. Dafür muss ITA Airways etwa Start- und Landegenehmigungen am Flughafen Mailand Linate abgeben.

So werde verhindert, dass ITA eine "beherrschende Stellung" in Mailand bekomme, teilte die Kommission weiter mit. Auf Langstreckenflügen von Italien nach Nordamerika muss ITA Airways zudem attraktive Start- und Landeplätze mit der Konkurrenz tauschen. Nach Einschätzung aus Brüssel könnte das auf mehreren Strecken für ein größeres Angebot an Direktflügen sorgen.

"In einer Zeit, in der die Verbraucher mit immer höheren Preisen für Flugreisen konfrontiert sind, ist es sehr wichtig, den Wettbewerb in diesem Sektor zu erhalten", erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Ihre Behörde befand jedoch auch: "Ohne die Transaktion wäre die langfristige Nachhaltigkeit von ITA als eigenständige Fluggesellschaft höchst ungewiss geblieben."

ITA Airways war 2021 aus der chronisch kriselnden Alitalia hervorgegangen, bei der bereits 2017 der italienische Staat eingesprungen war. Rom fand jedoch lange keinen Investor, um seine Beteiligung wieder zu reduzieren. Das grüne Licht aus Brüssel für den Einstieg der Lufthansa bei ITA Airways dürfte deshalb auch die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni freuen. Ihr Wirtschaftsminister Giancarlo Giorgetti sprach in Rom von einem "großen europäischen Erfolg".

Die europäische Verbraucherorganisation BEUC kritisierte, die Kommission dürfe nicht dem "politischen Druck" für größere Unternehmensfusionen nachgeben. Den Zusagen der Lufthansa und der italienischen Regierung für mehr Wettbewerb mangele es an Klarheit, erklärte BEUC-Generaldirektor Agustin Reyna. "Wir befürchten, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher den Preis für diese Fusion in Form von höheren Flugpreisen, weniger Auswahl an Flugstrecken und schlechteren Dienstleistungen zahlen könnten."

Lufthansa-Chef Carsten Spohr nannte das grüne Licht aus Brüssel eine "hervorragende Nachricht" für beide Unternehmen. "ITA Airways wird uns unterstützen, unsere Position als Nummer Eins in Europa weiter auszubauen", erklärte Spohr am Mittwoch. Die Lufthansa werde die italienische Fluggesellschaft stärken "und damit ihre Zukunft als internationale Fluglinie" sichern.

Der deutsche Konzern plant zunächst eine Übernahme von 41 Prozent der Anteile für 325 Millionen Euro mit der Option, später das gesamte Unternehmen zu kaufen. Vor der Übernahme hatte ITA Airways seine Verluste deutlich reduziert: 2022 hatte die Fluggesellschaft noch mit 486 Millionen Euro im Minus abgeschlossen, 2023 waren es nach Unternehmensangaben noch fünf Millionen Euro.

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