Chicago (dts Nachrichtenagentur) - Vor der Entscheidung der EU-Kommission über eine mögliche Aufweichung des Verbrenner-Ausstiegs 2035 zeichnet eine neue Studie der US-Unternehmensberatung Kearney ein düsteres Bild der europäischen Autobranche. Demnach würden die bestehenden Vorschriften zur CO2-Reduktion die hiesigen Hersteller tief in die Verlustzone drücken, berichtet der "Spiegel".
Europäische Autokonzerne seien "in China bei den batterieelektrischen Fahrzeugen nicht mehr wettbewerbsfähig", im US-Markt belaste sie die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump, sagte Wulf Stolle, Partner bei Kearney und Studienautor. Umso wichtiger werde der europäische Heimatmarkt. Doch hier gerate die Branche wegen der CO2-Flottengrenzwerte der EU unter "beispiellosen regulatorischen und finanziellen Druck".
Auf Basis aktueller Geschäftszahlen hat Kearney die Gewinnmargen der großen Hersteller im europäischen Markt bis 2030 prognostiziert, von VW über BMW und Mercedes bis Stellantis und Renault. Bleibt es beim Verbrenner-Aus, fallen ihre Umsatzrenditen demnach in Summe von heute durchschnittlich 5,5 Prozent auf bis zu minus 2,9 Prozent. Ohne Gegenmaßnahmen, so Stolle, "führen die EU-Vorgaben bis 2030 zu herben Verlusten". Europäische Hersteller könnten "einen schmerzhaften Schrumpfungsprozess durchlaufen".
Die EU-Kommission hatte zuletzt angekündigt, die Zulassung von Ausnahmen zu prüfen, etwa für Plug-in-Hybride und Autos mit sogenannten Range Extendern. Die Entscheidung soll in den kommenden Wochen fallen.
Stolle glaubt, dass befristete Ausnahmen "den graduellen Abstieg der europäischen Autobranche nur verlängern". Er spricht von einem strukturellen Bruch: Das E-Auto sei ein in wesentlichen Bereichen anderes Produkt. Statt des über Jahrzehnte aufgebauten Vorsprungs beim Verbrennungsmotor und den etablierten Marken - traditionelle Stärken insbesondere der deutschen Hersteller - entscheide zunehmend die Batterie- und Software-Expertise darüber, wer den Markt dominiert. "Auf diesen Gebieten sind die Chinesen den Europäern voraus."
Nach den sogenannten "Flottengrenzwerten" dürfen alle in der EU zugelassenen Neuwagen eines Herstellers aktuell durchschnittlich 93,6 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Der zulässige CO2-Ausstoß wird schrittweise auf null Gramm pro Kilometer abgesenkt und der Verkauf neuer Verbrenner somit ab 2035 verhindert.
Diese Flottengrenzwerte sind Teil des "Fit-for-55"-Pakets, mit dem die EU auf einen Pfad umsteuerte, mit dem der Klimawandel auf etwas über zwei Grad Celsius begrenzt werden könnte. Der Internationale Gerichtshof hatte vor Kurzem klargestellt, dass Staaten bei einer Überschreitung der 1,5-Grad-Grenze zu Schadensersatz verklagt werden können.
Wirtschaft
Unternehmensberatung erwartet Abstieg von Europas Autoherstellern
- dts - 3. Dezember 2025, 19:55 Uhr
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