Er sprengte sein Elternhaus in die Luft und drohte dem Münchner Oktoberfest ein "bombiges Erlebnis" an: In München hat ein 57 Jahre alter Mann am Mittwoch in einem eskalierten Familienstreit für viele Stunden Teile der Stadt und insbesondere das Oktoberfest lahmgelegt. Der Tatverdächtige beging Suizid, er tötete außerdem vermutlich seinen 90 Jahre alten Vater und verletzte seine Mutter und Tochter.
Der Tatverdächtige soll bei Nachbarn seiner Eltern einen Brief eingeworfen haben, in dem er für Besucher des größten Volksfests der Welt ein "bombiges Erlebnis auf der Wiesn" androhte. Die Stadt und Polizei nahmen diese Drohung ernst, so dass das Oktoberfest am Mittwoch nicht wie üblich um 10.00 Uhr öffnen durfte. Erst nach einer Absuche der ganzen Theresienwiese mit dem Einsatz von Spürhunden durfte das Oktoberfest um 17.30 Uhr öffnen.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) rechtfertigte das rigorose Vorgehen der Behörden und des Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter (SPD). "Wenn jemand schon das eigene Elternhaus in die Luft gesprengt hat, dann ist das eine Situation, wo man klar gesehen hat, dass man das ernst nehmen muss." Im Ergebnis sei die Wiesn aber nur verbal bedroht gewesen. Inzwischen lasse sich guten Gewissens sagen, dass das Oktoberfest sauber sei und dort wieder gefeiert werden könne.
Die Einsatzlage war für viele Stunden unübersichtlich. Polizei und Feuerwehr wurden gegen 04.45 Uhr zu dem Haus in Lerchenau am nördlichen Stadtrand von München gerufen. Dabei seien Schüsse und Explosionen gemeldet worden. Schon bei der Anfahrt waren laut Feuerwehr zwei brennende Autos und ein brennender Kleintransporter zu sehen. Das von der Brandlegung betroffene Haus stand in Vollbrand.
Beim Eintreffen entdeckte die Polizei die 81 Jahre alte Mutter des Tatverdächtigen mit einer Schussverletzung im Arm, sie kam ins Krankenhaus. Die 21 Jahre alte Tochter habe sich im brennenden Haus befunden, sie sei von Polizisten gerettet worden und leicht verletzt worden. Aus einem Polizeihubschrauber heraus sei der Tatverdächtige entdeckt worden. Dieser sei in Richtung des nahen Lerchenauer Sees geflohen. Bevor er festgenommen werden konnte, habe er sich selbst erschossen, sagte der Münchner Polizeipräsident Thomas Hampel.
In seinem Elternhaus befanden sich Sprengfallen. Das Haus konnte auch bis zum späten Mittwochnachmittag nicht betreten werden. Wie Hampel sagte, wurde aber bei einer Begutachtung im Obergeschoss ein Leichnam entdeckt. Wahrscheinlich handle es sich um den als vermisst geltenden 90 Jahre alten Vater des Tatverdächtigen.
Die Brandbekämpfung musste laut Feuerwehr abgebrochen werden, weil die Gefahr durch von dem Mann aufgestellte Sprengfallen zu groß war. Auch in einem Rucksack neben dem toten Tatverdächtigen befanden sich mutmaßlich Sprengsätze, dazu auf dem Grundstück. Die Polizei setzte Entschärfer ein.
Hintergrund der Eskalation war offenbar eine Auseinandersetzung des in Starnberg gemeldeten 57-Jährigen um die Vaterschaft seiner Tochter. Der Mann habe in einer Petition zum bayerischen Landtag dem Institut, das seine Vaterschaft der Tochter bestätigt habe, Bestechlichkeit vorgeworfen, sagte Herrmann. Dies sei der einzige Eintrag bei den Behörden zu dem Mann.
Der Verdächtige habe sich offenbar mit der Situation nicht abfinden wollen. Herrmann sagte, es gebe keinerlei Hinweise auf eine sonstige radikale Haltung des Manns. Auch wenn es unbegreiflich erscheine, gehe es offenbar nur um diese innerfamiliären Dinge.
Der massive Polizeieinsatz mit ungefähr 500 Einsatzkräften, einer geschlossenen Schule und einer über Handys verbreiteten amtlichen Gefahrenwarnung sorgte in München zwischenzeitlich für erhebliche Verunsicherung. Oberbürgermeister Reiter versuchte die Teile der Bevölkerung der bayerischen Landeshauptstadt zu beruhigen, die durch eine von den Behörden verbreitete amtliche Drohung verunsichert waren. "Die Bedrohung richtet sich ausschließlich gegen das Oktoberfest", sagte er in einem bei Instagram verbreiteten Video.
Die Nichtöffnung des Oktoberfests begründete Reiter mit Vorsicht - die Sicherheit gehe vor. Bei sonnigem Wetter wären am Mittwoch voraussichtlich deutlich mehr als hunderttausend Menschen zum Oktoberfest gegangen. Zur Öffnung am späten Mittwochnachmittag drängten hunderte Menschen auf das Gelände.
Allerdings wäre das Oktoberfestgelände normalerweise mit vielen tausend Menschen stark besucht gewesen, und es hätte deutliches Gedränge gegeben. Die Webcams des Oktoberfests zeigten kurz nach der Öffnung allerdings nur einen mäßigen Besuch.
Brennpunkte
Eskalierter Familienstreit legt Münchner Oktoberfest stundenlang lahm
- AFP - 1. Oktober 2025, 18:13 Uhr

Er sprengte sein Elternhaus in die Luft und drohte dem Münchner Oktoberfest ein 'bombiges Erlebnis' an: In München hat ein 57 Jahre alter Mann in einem eskalierten Familienstreit für Stunden Teile der Stadt und vor allem das Oktoberfest lahmgelegt.
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