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ZF Bike Eco System - Leicht, stark, zukunftsfähig

  • Mario Hommen/SP-X - 28. Juni 2024, 10:05 Uhr
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ZF hat eine komplett neu entwickelte Antriebsgeneration für E-Bikes vorgestellt Foto: ZF

ZF will sich ab 2025 deutlich breiter als bisher im E-Bike-Geschäft aufstellen. Sich gegen die etablierte Konkurrenz durchzusetzen, dürfte nicht einfach werden. Das ZF-System setzt deshalb auf Leichtbau und Innovationen.

Vom weiterhin stark wachsenden Pedelec-Kuchen will sich der Automobilzulieferer ZF künftig ein größeres Stück als bisher sichern. Auf der Fahrradmesse Eurobike (3. bis 7. Juli) feiert mit dem ,,ZF Bike Eco System" eine komplett neu entwickelte Antriebsgeneration Premiere, die den Systemen etablierter Anbieter einiges voraus haben soll. Ab 2025 sollen erste Pedelec-Modelle mit der neuen Technik auf den Markt kommen.  

ZF ist eigentlich ein alter Hase im E-Bike-Geschäft. Bereits 2019 wurde mit Partnern wie Magura das Joint Venture ZF Sachs Mobility gegründet, aus dem der leistungsstarke E-Bike-Motor Sachs RS hervorging, der in der E-Bike-Welt bislang allerdings wenig Anklang fand. Aus dem Joint Venture ist längst eine reine ZF-Tochter geworden, die sich nun breiter aufstellen und als ernsthafter Konkurrent gegen Bosch und Brose positionieren will. Das mag verwundern, denn es gibt noch viele andere etablierte Anbieter, die es den Newcomern nicht leicht machen dürften. Das Beispiel Continental mit seinem 48-Volt-Revolution-Antrieb zeigt, dass sich große Autozulieferer am Pedelec-Geschäft mitunter die Finger verbrennen.  

Daniel Härter, Leiter Micro Mobility bei ZF, ist sich dennoch sicher, mit seinem neuen System dank einiger Innovationen den Zahn der Zeit zu treffen und sich zudem in einem Markt mit Potenzial zu positionieren: ,,Wir sehen klare Unterscheidungsmerkmale zu den bestehenden Marktbegleitern und bieten den Kunden einen Mehrwert. Zudem steckt in dem Thema noch enormes Wachstumspotenzial. Angesichts der bekannten Megatrends sowie der Studien und Aussagen der OEMs rechnen wir bis 2030 mit deutlichen Zuwächsen in der E-Bike-Branche." Die bisherige Resonanz der Fahrradhersteller auf das neue ZF-System bezeichnet Härter als hervorragend. Derzeit stünden drei Fahrradmarken fest, die E-Bikes mit ZF-Antrieb anbieten werden. Härter ist zuversichtlich, dass weitere folgen. Zielmärkte sind zunächst neben Deutschland europäische Länder mit hoher Pedelec-Durchdringung wie Holland und Belgien.  

Der CentriX genannte E-Motor von ZF kann jedenfalls mit einigen seiner Eckdaten beeindrucken. Kaum größer als eine 0,33-Liter-Getränkedose, wiegt der Mittelmotor nur 2,5 Kilogramm und liefert gleichzeitig bis zu 90 Newtonmeter Drehmoment sowie 600 Watt Leistung. Zwar hat Bosch im vergangenen Jahr mit dem SX Performance Line einen nur 2,0 Kilogramm schweren Mittelmotor auf den Markt gebracht, doch der für den Einsatz in sportlichen Leichtbau-E-Bikes gedachte Antrieb erreicht maximal 55 Newtonmeter. In den 90-Nm-Sphären bewegen sich beispielsweise der M510 von Bafang, der Performance Line CX von Bosch und der Drive S Mag von Brose, die jeweils 2,9 Kilogramm auf die Waage bringen.

Neben dem geringen Gewicht ist die zylindrische und sehr kompakte Bauweise eine Besonderheit. Durch die geringe Baugröße des CentriX können die damit ausgestatteten Pedelec-Modelle wieder stärker am klassischen Fahrradstil orientiert werden. Zudem ist der Motor im Bereich des Tretlagers montiert und wird nur von einer mit vier Schrauben befestigten Grundplatte gehalten. Laut Härter lässt sich das Aggregat so in zwei bis drei Minuten austauschen. Die damit verbundene Servicefreundlichkeit dürfte vor allem bei Fahrradhändlern gut ankommen.  

Während sich der CentriX 90 vor allem für Mountain-, Trekking- oder SUV-Bikes empfiehlt, soll eine schwächere Variante mit 75 Newtonmetern und 450 Watt, der CentriX 75, für Gravel-, Commuter- oder Urban-Bikes in Frage kommen. Gemeinsam ist beiden Motorvarianten eine auf 250 Watt begrenzte Dauerleistung und eine 48-Volt-Architektur. ZF bezeichnet sein neues Systemangebot als Fullliner, der eigentlich für den Einsatz in allen Fahrradsegmenten geeignet ist. Neben dem neuen CentriX bietet ZF weiterhin das schon bekannte Antriebssystem Sachs RS an, das insbesondere für Cargo-Bikes geeignet ist.  

ZF plant für sein Antriebssystem zunächst zwei Intube-Akku-Formate mit 504 bzw. 756 Wh die im Unterrohr Platz finden und leicht herausnehmbar sein sollen. Der Clou ist ein Schienensystem, das es ermöglicht, in der Vertiefung für den großen Akku alternativ auch den kleinen Akku unterzubringen. Wer also lange Strecken fahren will, kann, wenn der große Akku leer ist, den im Rucksack mitgeführten 504-Wh-Akku einsetzen. Konkrete Angaben zur Reichweite, die auf Wettbewerbsniveau liegen soll, macht ZF natürlich nicht.

Core Controller heißt eine einfache Anzeige- und Bedieneinheit, die ins Oberrohr integriert wird und mit einer runden LED-Anzeige über den Ladezustand des Akkus informiert. Speziell für den Lenker bietet ZF optional auch eine Remote-Bedieneinheit sowie einen 2,8 Zoll großen Farb-Touchscreen an. Im Zusammenspiel mit der ZF App lassen sich E-Bike und Smartphone per Bluetooth verbinden. Die App-Kopplung von Fahrrad und Smartphone soll Funktionen wie OTA-Updates, Navigation und Statusanzeige des Fahrrads ermöglichen. Weitere Komfort- und Sicherheitsfunktionen sollen folgen. Die Vernetzung des Antriebssystems per IoT-Integration ist derzeit nicht geplant, ist aber laut Härter auf einer längerfristigen Roadmap angedacht.  

ZF betont, dass es sich beim Bike Eco System um ein offenes System handelt, dessen Schnittstellen die Integration von Technik von Drittanbietern erlauben. Bis diese auf das Angebot reagieren, kann noch einige Zeit vergehen. Das gilt auch für Fahrradhersteller, die das ZF-System in kommende E-Bike-Modelle integrieren. Offiziell genannt wurde von ZF bereits die Marke Raymon, die Anfang 2025 ein vollgefedertes E-Bike namens Tarok auf den Markt bringen will.

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