Brennpunkte

Sipri-Bericht: Friedensforschungsinstitut besorgt über atomare Aufrüstung

  • AFP - 17. Juni 2024, 03:27 Uhr
Bild vergrößern: Sipri-Bericht: Friedensforschungsinstitut besorgt über atomare Aufrüstung
Russland übt Einsatz taktischer Atomwaffen
Bild: AFP

Angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen hat die Bedeutung von Atomwaffen laut dem Internationalen Stockholmer Friedensforschungsinstituts (Sipri) besorgniserregend zugenommen. Die neun Atommächte hätten 'ihre Atomwaffenarsenale weiter modernisiert', hieß es in einem neuen Bericht.

Angesichts der zunehmenden geopolitischen Spannungen hat die Bedeutung von Atomwaffen einer Studie zufolge besorgniserregend zugenommen. Die neun Atommächte hätten "ihre Atomwaffenarsenale weiter modernisiert", hieß es in einem am Montag veröffentlichten Bericht des Internationalen Stockholmer Friedensforschungsinstituts (Sipri). Mehrere von ihnen hätten im vergangenen Jahr "neue nuklear bewaffnete oder nuklearfähige Waffensysteme in Betrieb genommen". 

"Wir haben seit dem Kalten Krieg nicht mehr erlebt, dass Atomwaffen eine so herausragende Rolle in den internationalen Beziehungen spielen", erklärte der Sipri-Experte Wilfred Wan. 

Im Januar hielten die Atommächte laut Sipri etwa 9600 der weltweit gut 12.100 nuklearen Sprengköpfe in ihren Lagern für mögliche Einsätze bereit, etwa 2100 davon in "hoher Alarmbereitschaft". 

Fast alle dieser Sprengköpfe befinden sich im Besitz der USA und Russlands, die zusammen über fast 90 Prozent aller Atomwaffen weltweit verfügen. Erstmals halte in diesem Jahr vermutlich auch China einige Atomsprengköpfe in "hoher Alarmbereitschaft", hieß es in dem Sipri-Bericht weiter. Bei den übrigen Atommächten handelt es sich um Frankreich, Indien, China, Israel, Großbritannien, Pakistan und Nordkorea.

Obwohl die Gesamtzahl der Atomsprengköpfe weiter zurückgehe, steige die Zahl "der einsatzbereiten nuklearen Sprengköpfe" von Jahr zu Jahr an, erklärte Sipri-Direktor Dan Smith. Diese Entwicklung werde sich in den kommenden Jahren vermutlich weiter beschleunigen, was "äußerst besorgniserregend" sei. 

"Wir leben derzeit in einer der gefährlichsten Zeiten in der Geschichte der Menschheit", erklärte Smith. "Es ist an der Zeit für die Großmächte, einen Schritt zurückzutreten und nachzudenken. Am besten gemeinsam."

Im Februar 2023 hatte Russland seine Beteiligung am New-Start-Abkommen ausgesetzt. Der bis 2026 laufende Vertrag mit den USA zur Begrenzung der jeweiligen Atomwaffenbestände aus dem Jahr 2010 ist das letzte bilaterale Atomabkommen zwischen Moskau und Washington. Im Mai hatte die russische Armee zudem auf Anordnung von Kreml-Chef Wladimir Putin den Einsatz von taktischen Atomwaffen geübt.

Greenpeace-Atomwaffenexperte Christoph von Lieven erklärte, es sei eine "zutiefst verunsichernde Nachricht", dass in einer Zeit tiefgreifender Konflikte und Krisen, die Zahl der einsatzbereiten Atomsprengköpfe weiter steige. Die wachsende Gefahr eines unbeabsichtigten Atomkriegs sei "zu existenziell", um ihr nichts entgegenzusetzen, betonte er. "Es ist an der Zeit, dass die Nato einen atomaren Erstschlag explizit ausschließt. Darauf sollte Deutschland drängen und gleichzeitig dem UN-Atomwaffenverbotsvertrag beitreten."

Weitere Meldungen

Zweiter Höcke-Prozess wird fortgesetzt - Urteil erwartet

Halle (Saale) (dts Nachrichtenagentur) - In Halle (Saale) ist am Mittwochvormittag der zweite Gerichtsprozess gegen Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke wegen Verwendung der

Mehr
Zahl der Rauschgiftdelikte 2023 gestiegen

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - 2023 hat die deutsche Polizei 346.877 Rauschgiftdelikte erfasst. Dies entspricht einer Zunahme von 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das

Mehr
Spionageprozess gegen US-Journalisten Gershkovich begonnen

In Russland hat am Mittwoch laut einer Gerichtssprecherin der Spionageprozess gegen den US-Journalisten Evan Gershkovich begonnen. Zuvor war der Reporter des "Wall Street Journal"

Mehr

Top Meldungen

Buschmann drängt wegen Haushaltslage auf Bürgergeld-Reform

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Angesichts der angespannten Haushaltslage und der schwierigen Ampel-Verhandlungen drängt Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) auf eine

Mehr
Habeck sieht Ostdeutschland als Zugpferd der Erholung der Wirtschaft

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht Ostdeutschland als Zugpferd der wirtschaftlichen Erholung in Deutschland. "Das

Mehr
Bund fehlen 8,8 Milliarden Euro für die Förderung erneuerbarer Energien

Das Bundeskabinett rechnet für das laufende Jahr bei der Förderung von erneuerbaren Energien mit Mehrkosten von mehreren Milliarden Euro. Konkret geht es um rund 8,8 Milliarden

Mehr