Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Zur Belebung der stagnierenden Wirtschaft fordert die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, massive Investitionen.
"In den nächsten zehn Jahren müssen etliche hundert Milliarden Euro mobilisiert werden, um den Investitionsstau in Deutschland aufzulösen und den Jahrhundertaufgaben, die vor uns liegen, gerecht zu werden", sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben). "Allein für Bildung brauchen wir etwa 300 Milliarden Euro. Der Ausbau der Infrastruktur - Verkehr, Energie, Digitales - erfordert ebenfalls mindestens 600 Milliarden."
Dieses Geld könne nicht aus dem regulären Haushalt geholt werden - es sei denn, man zerschlage den kompletten Sozialstaat, mahnte Fahimi. Die DGB-Chefin sprach sich für eine "grundlegende Reform der Schuldenbremse" aus. "Es ist falsch, jetzt in der ideologischen Ecke stehen zu bleiben und Investitionen als Schulden für die nächste Generation zu diffamieren", sagte sie. "Wir verspielen Zukunftschancen und vernichten Wohlstandspotenzial. Verschieben wir Investitionen in die Zukunft, müssen wir sie umso teurer bezahlen."
Fahimi lehnte es unterdessen strikt ab, die Arbeitszeiten zu verlängern, um einen Impuls für die Konjunktur zu setzen. "Ich warne davor, die Krise dafür zu nutzen, neoliberale Uraltrezepte aufzuwärmen. Sie verstellen den Blick auf die eigentlichen Potenziale, die wir haben und dringend nutzen müssen", sagte sie den Funke-Zeitungen. "Der Ruf nach längeren Arbeitszeiten ist beschämend. Viele Belegschaften stehen doch jetzt schon an der Grenze der Belastbarkeit. Wenn sie überschritten wird, gehen die Leute kaputt oder steigen aus."
Fahimi sagte, es gehe nicht nur um Fachkräfte aus dem Ausland. In Deutschland hätten 2,6 Millionen junge Erwachsene zwischen 20 und 35 Jahren keine Ausbildung. "38 Prozent unserer Beschäftigten arbeiten in Teilzeit - vielfach auch unfreiwillig", sagte sie. "Das sind Leute, die wir stärker in den Arbeitsmarkt bringen müssen. Ordentliche Schulabschlüsse sind dafür die Voraussetzung."
Trotz des Fachkräftemangels verteidigte Fahimi die sogenannte Rente mit 63 als "leistungsgerecht". Wer schon in der Jugend erwerbstätig gewesen sei, habe "irgendwann Anspruch, mit einer gesicherten Rente in den Ruhestand zu gehen", sagte die DGB-Chefin. "Es macht keinen Sinn, die Leute arbeiten zu lassen, bis sie umfallen." Sie habe nichts dagegen, wenn Beschäftigte länger arbeiten. "Aber es muss freiwillig sein."
Wirtschaft
DGB nennt Ruf nach längeren Arbeitszeiten "beschämend"
- dts - 13. April 2024
![Bild vergrößern: DGB nennt Ruf nach längeren Arbeitszeiten beschämend Bild vergrößern: DGB nennt Ruf nach längeren Arbeitszeiten beschämend](newssys/galerie/6607412/6607412_1_613x429.1.jpg)
.
Weitere Meldungen
Wiesbaden (dts Nachrichtenagentur) - Erstmals seit 2016 sind im letzten Jahr wieder mehr Menschen von Ostdeutschland nach Westdeutschland umgezogen als andersherum. Das zeigen
MehrEssen (dts Nachrichtenagentur) - Der Aufsichtsrats-Chef von Thyssenkrupp Steel, Sigmar Gabriel, bereitet die Belegschaft auf einen schmerzhaften Stellenabbau durch den neuen
MehrBerlin (dts Nachrichtenagentur) - Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hat eine große Baureform für den Herbst angekündigt. Die Länder- und Verbändeanhörung zur Novelle des
MehrTop Meldungen
Köln (dts Nachrichtenagentur) - Rewe-Chef Lionel Souque prüft die bundesweite Expansion neuer Ladenformate. Nach der positiven Resonanz auf die Eröffnung einer Rewe-Filiale mit
MehrBrüssel (dts Nachrichtenagentur) - Der sozialdemokratische EU-Kommissar für Beschäftigung, Nicolas Schmit, und der CDU-Europaabgeordnete Dennis Radtke haben die Brüsseler
MehrBerlin (dts Nachrichtenagentur) - Autofahrer in Deutschland bestellen deutlich weniger Elektroautos als im vergangenen Jahr. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Zentralverbands
Mehr