Brennpunkte

Medien: Riesige Datensätze belegen Ausmaß an Menschenrechtsverbrechen in Syrien

  • AFP - 4. Dezember 2025, 09:39 Uhr
Bild vergrößern: Medien: Riesige Datensätze belegen Ausmaß an Menschenrechtsverbrechen in Syrien
Zerstörte Gebäude in einem Vorort von Damaskus
Bild: AFP

Zehntausende bislang unveröffentlichte Fotos und Dokumente belegen laut Medienberichten das Ausmaß der Menschenrechtsverbrechen unter der Herrschaft des vor einem Jahr gestürzten syrischen Machthabers Assad. Dem NDR und weiteren Medien liegt laut einem Bericht eine Datei mit mehr als 70.000 Bildern vor.

Zehntausende bislang unveröffentlichte Fotos und Dokumente belegen laut Medienberichten das Ausmaß der Menschenrechtsverbrechen unter der Herrschaft des vor einem Jahr gestürzten syrischen Machthabers Baschar al-Assad. Dem NDR und weiteren Medien liegt laut einem Bericht vom Mittwoch eine Datei mit mehr als 70.000 Bildern vor, darunter zehntausende Aufnahmen von toten Häftlingen, Geheimdienstunterlagen, Listen von Militärangehörigen und Totenscheine von Gefangenen.

Dem Bericht zufolge legen die Daten offen, wie in Syrien bis zu Assads Sturz im Dezember 2024 Menschen bespitzelt, eingesperrt und zu Tode gefoltert wurden. Der größte Teil der Leichen auf den Fotos zeigt demnach Anzeichen von Unterernährung, viele Leichen seien bis auf die Knochen abgemagert. Außerdem seien Spuren massiver Gewalt sichtbar, die auf systematische Folter hinwiesen.

Recherchen zeigen dem Bericht zufolge, dass Militärkrankenhäuser bei der Repression in Syrien eine wichtige Rolle spielten. So hätten Ärzte aus dem Harasta-Militärkrankenhaus in Damaskus Todesscheine von Häftlingen abgezeichnet und unabhängig von der eigentlichen Todesursache standardmäßig "Herzstillstand" vermerkt.

Überlebende Häftlinge berichteten dem Bericht zufolge von einer eigenen Folteretage in dem Krankenhaus. Dem Bericht zufolge ergaben Recherchen, dass früher in dem Krankenhaus beschäftigte Ärzte heute in Deutschland praktizieren.

Die Fotos der getöteten Syrer sind dem Bericht zufolge auch für deutsche Ermittler von Bedeutung, da syrische Täter gemäß dem Weltrechtsprinzip auch in Deutschland für in Syrien verübte Verbrechen angeklagt werden können. Die Daten liegen dem Bericht zufolge auch dem Generalbundesanwalt vor, der sie prüfe und auswerten wolle. Die Bundesanwaltschaft führt demnach derzeit eine mittlere zweistellige Zahl an Ermittlungsverfahren und hat im Rahmen eines Strukturermittlungsverfahrens bereits weit mehr als 2000 Zeugen vernommen.

Die Unterlagen wurden dem Bericht zufolge dem NDR zugespielt, der sie mit dem WDR, der "Süddeutschen Zeitung", dem Internationalen Consortium Investigativer Journalisten (ICIJ) und zahlreichen internationalen Medienpartnern geteilt habe. Die Ergebnisse der gemeinsamen Recherchen werden demnach ab sofort weltweit unter dem Titel "Damascus Dossier" veröffentlicht.

Baschar al-Assad herrschte fast ein Vierteljahrhundert in Syrien, bis er am 8. Dezember 2024 von Kämpfern der islamistischen Miliz HTS und verbündeten Verbänden gestürzt wurde und nach Moskau floh. Assad werden massive Menschenrechtsverstöße sowie Kriegsverbrechen vorgeworfen, darunter Folter und Ermordung von Andersdenkenden sowie der Einsatz von Giftgas im Bürgerkrieg.

Weitere Meldungen

BGH: Kein Werktitelschutz für "Miss Moneypenny"

Karlsruhe (dts Nachrichtenagentur) - Der Name der Filmfigur "Miss Moneypenny" genießt in Deutschland keinen Werktitelschutz. Das entschied der unter anderem für das Markenrecht

Mehr
Mann in bayerischem Waldsassen erschossen - Verdächtiger geht selbst zu Polizei

Im bayerischen Waldsassen ist am Donnerstag ein 64-Jähriger in seiner Wohnung erschossen worden. Ein 67-jähriger Tatverdächtiger stellte sich anschließend selbst im örtlichen

Mehr
Gefälschte Dokumente für Einbürgerung: Zwei Männer in Hamburg verurteilt

Wegen des Handels mit gefälschten Sprachzertifikaten und Bescheinigungen zur Einbürgerung sind zwei Männer in Hamburg zu Haft- und Bewährungsstrafen verurteilt worden. Ein

Mehr

Top Meldungen

EU-Kommission treibt Kapitalmarktunion voran

Die EU-Kommission hat ein Maßnahmenpaket vorgestellt, dass den Weg zur Kapitalmarktunion ebnen soll. Europa habe zu lang "ein Maß an Fragmentierung toleriert, das unsere

Mehr
Studie: Hälfte der Bürgergeld-Empfänger sucht keinen Job

Gütersloh (dts Nachrichtenagentur) - Mehr als die Hälfte der Bürgergeldempfänger in Deutschland sucht derzeit nicht nach einem Job. Das ergab eine Erhebung der

Mehr
Rödder kritisiert Druck auf Familienunternehmer nach AfD-Beschluss

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Der Historiker und frühere Vorsitzende der CDU-Grundwertekommission Andreas Rödder hat den öffentlichen Druck auf den Verband der

Mehr