Brennpunkte

EU will aus russischem Vermögen Ukraine-Militärhilfe finanzieren

  • AFP - 8. Mai 2024, 19:41 Uhr
Bild vergrößern: EU will aus russischem Vermögen Ukraine-Militärhilfe finanzieren
Flaggen der EU-Länder
Bild: AFP

Die EU-Länder wollen die Zinsgewinne aus eingefrorenem russischen Vermögen für die Ukraine nutzen. Darauf einigten sich die Ständigen Vertreter der Mitgliedsländer im Grundsatz. Die Gewinne von rund drei Milliarden Euro jährlich sollen überwiegend in Militärhilfe für Kiew fließen.

Die EU-Länder wollen die Zinsgewinne aus eingefrorenem russischen Vermögen für die Ukraine nutzen. Darauf einigten sich die Ständigen Vertreter der Mitgliedsländer am Mittwoch im Grundsatz in Brüssel, wie der belgische Ratsvorsitz im Onlinedienst X mitteilte. Die Gewinne von rund drei Milliarden Euro jährlich sollen überwiegend weitere Militärhilfe für Kiew finanzieren.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßte die Einigung: "Es gibt kein stärkeres Symbol und keine bessere Verwendung für dieses Geld, als die Ukraine und ganz Europa zu einem sichereren Ort zu machen", schrieb sie auf X. Parlamentspräsidentin Roberta Metsola sprach von einem "wichtigen Schritt", um Russland für seinen Angriff auf die Ukraine zur Kasse zu bitten.

Die EU bleibt mit ihrem Vorhaben allerdings hinter Forderungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und der USA zurück. Diese hatten die Freigabe des gesamten eingefrorenen russischen Vermögens verlangt.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat die EU im Rahmen von Sanktionen mehr als 200 Milliarden Euro eingefroren, größtenteils aus Reserven der russischen Zentralbank. Russland drohte im Fall einer Beschlagnahme mit jahrzehntelanger Strafverfolgung und sprach von geplantem "Diebstahl". Einige Mitgliedsländer warnten vor einer Klagewelle, auch Deutschland machte anfänglich juristische Bedenken geltend.

Stattdessen schlug der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nach fast zweijährigen Diskussionen im März das Abschöpfen der Zinsgewinne vor. Von den geschätzten 2,5 bis drei Milliarden Euro jährlich sollen auf Vorschlag des Spaniers 90 Prozent in die Europäische Friedensfazilität (EPF) fließen - ein Topf außerhalb des EU-Haushalts, aus dem die Europäer Waffen- und Munitionskäufe für die Ukraine finanzieren. Die restlichen zehn Prozent sollen in das EU-Budget eingestellt werden, um die ukrainische Verteidigungsindustrie und den Wiederaufbau des zerstörten Landes zu finanzieren.

Beim Frühlingsgipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs hatte es dafür einige Unterstützung gegeben, auch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Dieser nannte Borrells Plan einen "kleinen, aber wichtigen Baustein", um der Ukraine zu helfen. Der EU-Ministerrat muss das Vorhaben noch formell beschließen.

Die russischen Vermögenswerte werden größtenteils von der Gesellschaft Euroclear in Belgien verwaltet. Euroclear hatte die gesamten Zinsgewinne im vergangenen Jahr auf 4,4 Milliarden Euro beziffert. Belgien erhebt darauf 25 Prozent Kapitalertragssteuer. Der nun erzielte Kompromiss sieht Diplomaten zufolge vor, dieses Geld ebenfalls wieder der Ukraine zur Verfügung zu stellen. Eine Milliarde Euro hat Belgien in diesem Jahr bereits in Form von Militärhilfe für Kiew eingeplant.

Die Vertreter der Mitgliedsländer diskutierten auch über neue Sanktionen gegen Russland. Sie sollen erstmals russische Exporte von Flüssiggas erschweren. Diplomaten zufolge ist das inzwischen 14. Sanktionspaket in gut zwei Jahren aber noch nicht beschlussreif.

Bei der Europäischen Investitionsbank (EIB) fiel derweil ein Beschluss, der Investitionen in die europäische Verteidigung erleichtern soll. Der Vorstand der EU-Förderbank senkte die Hürden für Kredite für militärisch wie zivil nutzbare Güter, wie die EIB mitteilte. Künftig entfällt die Vorgabe, dass die Erlöse zu mehr als 50 Prozent aus der zivilen Nutzung der Technologien kommen müssen. Das könnte etwa die Herstellung militärisch nutzbarer Drohnen erleichtern.

Weitere Meldungen

Gemeindebund will mehr Einsatz für Respekt im politischen Diskurs

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Vor der Europawahl und zahlreichen Kommunalwahlen am 9. Juni appelliert der Städte- und Gemeindebund an Prominente, für mehr Respekt in der

Mehr
Hessen sagt ukrainischer Nationalmannschaft Schutz bei EM zu

Wiesbaden (dts Nachrichtenagentur) - Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) sagt der ukrainischen Nationalmannschaft während der Fußball-Europameisterschaft bestmöglichen Schutz

Mehr
Faeser sieht Sicherheitsbehörden gut auf EM vorbereitet

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sieht die deutschen Sicherheitsbehörden vor der Fußball-Europameisterschaft gut gerüstet zur Abwehr von

Mehr

Top Meldungen

Wirtschaftsweise Schnitzer warnt wegen Grimms Posten vor Glaubwürdigkeitsverlust

Die Vorsitzende der sogenannten Wirtschaftsweisen sorgt sich angesichts der Berufung des Gremiummitglieds Veronika Grimm in den Aufsichtsrat von Siemens Energy um die

Mehr
Studie: Dexit würde 690 Milliarden Euro kosten

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Ein Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union würde nach Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) enorme Kosten für die

Mehr
FDP fordert Abschaffung von Tageshöchstarbeitszeiten

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Die FDP drängt darauf, im geplanten Wirtschaftswende-Paket der Ampelkoalition die Abschaffung des sogenannten "Acht-Stunden-Tages"

Mehr