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Israels Armee ordnet Evakuierung des Ostteils der Stadt Rafah im Gazastreifen an

  • AFP - 6. Mai 2024, 13:31 Uhr
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Mann schiebt ein Fahrrad mit seinem Besitz durch Rafah
Bild: AFP

Die israelische Armee hat die Bewohner des Ostens der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen zur Evakuierung aufgerufen. Das Militär 'bestärkt die Bewohner von Ost-Rafah darin, sich in das erweiterte humanitäre Gebiet zu begeben', erklärte die Armee.

Die israelische Armee hat die Bewohner des Ostteils der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen zur Evakuierung aufgerufen. Das Militär "bestärkt die Bewohner von Ost-Rafah darin, sich in das erweiterte humanitäre Gebiet zu begeben", erklärte die Armee am Montag. Die israelische Regierung hatte kürzlich bekräftigt, eine geplante Bodenoffensive in Rafah trotz heftiger internationaler Kritik umsetzen zu wollen. Die Bundesregierung erneuerte ihre Warnung, eine solche Offensive werde eine humanitäre Katastrophe auslösen.

"Heute morgen (...) haben wir mit einem Einsatz von begrenztem Umfang begonnen, um die Bewohner im östlichen Teil von Rafah vorübergehend zu evakuieren", sagte ein Militärsprecher vor Journalisten. Die Armee erklärte weiter, dass sie die Bewohner durch Poster, SMS, Anrufe und Aufrufe in den Medien auf Arabisch informiere.

In Rafah im südlichen Gazastreifen haben rund 1,2 Millionen Menschen Zuflucht vor den Kämpfen zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas gesucht. Die israelische Regierung bezeichnet die Stadt als letzte verbliebene Hochburg der radikalislamischen Hamas in dem Palästinensergebiet. 

Am Montagmorgen warnten über dem Osten Rafahs abgeworfene Flugblätter davor, dass die israelische Armee sich darauf vorbereite, hart gegen "Terrororganisationen" vorzugehen und dass jeder, der in dem Gebiet bleibe, "sein Leben und das seiner Familie gefährdet". 

Deswegen fordere die Armee die Bewohner auf, den Bereich zu evakuieren und sich in das "erweiterte humanitäre Gebiet von al-Malwasi" etwa zehn Kilometer von Rafah entfernt zu begeben. Dort würden "Feldlazarette, Zelte und eine wachsende Menge an Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten und anderem" gestellt. 

"Eine israelische Offensive in Rafah würde noch mehr Leid und Tod für die Zivilbevölkerung bedeuten", erklärte indes das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen (UNRWA). Das Hilfswerk werde nicht evakuiert, fügte es hinzu.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte in der Vergangenheit gewarnt, dass eine israelische Armeeoffensive in Rafah eine "humanitäre Katastrophe mit Ansage" wäre. Das bekräftigte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Montag in Berlin. Die Haltung der Bundesregierung sei, "dass die Verhandlungen nicht gefährdet werden dürfen" und "alle Seiten maximale Anstrengungen unternehmen müssen", damit "sowohl die Menschen in Gaza bestmöglich versorgt werden können mit humanitären Gütern und gleichzeitig die Geiseln befreit werden können".

Einem Armeesprecher zufolge sind "etwa 100.000 Personen" von der Evakuierung betroffen. Doch ein Vertreter des Palästinensischen Roten Halbmonds im Osten Rafahs, Ossama al-Kahlut, sagte, die von der Evakuierung betroffene Zone beherberge rund 250.000 Menschen, von denen viele bereits aus anderen Teilen des Gazastreifens nach Rafah gekommen seien.

Die Evakuierung sei "Teil unserer Pläne, die Hamas zu zerschlagen", sagte der israelische Militärsprecher. "Wir wurden gestern auf brutale Weise an ihre Präsenz und ihre operativen Fähigkeiten erinnert." 

Am Sonntag war der Grenzübergang Kerem Schalom nach israelischen Militärangaben mit 14 Raketen aus einem Gebiet in der Nähe von Rafah beschossen worden. Die Armee erklärte am Montag, die Anzahl der bei dem Angriff getöteten Soldaten sei auf vier gestiegen. Ursprünglich hatte das Militär von drei getöteten Soldaten gesprochen. 

Der bewaffnete Arm der radikalislamischen Hamas hatte die Verantwortung für den Angriff übernommen. Wegen des Beschusses schlossen die israelischen Behörden den Grenzübergang, den Israel im Dezember für die Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen wieder geöffnet hatte.

Nach bald sieben Monaten Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas ist die humanitäre Lage im Gazastreifen verheerend, laut jüngsten Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) herrscht im Norden des Palästinensergebiets eine "Hungersnot, die sich immer weiter nach Süden ausbreitet".

Der Krieg wurde durch den beispiellosen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst, bei dem nach israelischen Angaben etwa 1170 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Israel geht seit dem Hamas-Angriff massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, inzwischen mehr als 34.600 Menschen getötet.

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