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Fernsehturm in Charkiw nach Angriff eingestürzt - Moskau meldet Einnahme von weiterem Dorf

  • AFP - 22. April 2024, 20:49 Uhr
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Überreste des eingestürzten Fernsehturms in Charkiw
Bild: AFP

Nach einem russischen Angriff auf die Stadt Charkiw ist am Montag der Fernsehturm der ostukrainischen Stadt eingestürzt. Moskau meldete indes die Einnahme eines weiteren Dorfes in der Ostukraine.

Nach einem russischen Angriff auf die Stadt Charkiw ist am Montag der Fernsehturm der ostukrainischen Stadt teilweise eingestürzt. Ein AFP-Journalist beobachtete, wie das Gebäude auf halber Höhe einknickte. Der Gouverneur von Charkiw, Oleh Synegubow, erklärte, Russland habe eine "Einrichtung der Fernsehinfrastruktur" getroffen. Moskau meldete indes die Einnahme eines weiteren Dorfes in der Ostukraine. Der ukrainische Geheimdienstchef warnte vor einer zunehmend schwierigen Situation an der Front. 

Die Mitarbeiter des Fernsehturms brachten sich nach Angaben des Gouverneurs während des Alarms in Sicherheit, Opfer gab es demnach keine. Es habe "Unterbrechungen des Signals für digitales Fernsehen" gegeben, erklärte Synegubow weiter. Auf Fotos und Videos war zu sehen, wie die obere Turmhälfte einknickt und Rauch aufsteigt. Der Fernsehturm war bereits zu Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im März 2022 von Russland getroffen worden. 

In Charkiw nahe der russischen Grenze lebten vor dem Krieg 1,4 Millionen Menschen. Die Stadt wurde in den vergangenen Wochen wieder verstärkt von russischen Truppen angegriffen. Angriffe auf Energieeinrichtungen hatten Ende März zu massiven Stromausfällen geführt.   

Die russische Armee nahm unterdessen eigenen Angaben zufolge erneut ein Dorf im Osten der Ukraine ein. Die Siedlung Nowomychailiwka sei "vollständig befreit" worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Diese ist rund 20 Kilometer von der Bergbaustadt Wuhledar entfernt, um deren Eroberung sich die russische Armee ebenfalls bemüht.

Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, sagte derweil, dass er "ab Mitte Mai" mit einer weiteren Verschlechterung der Lage an der Front rechne. "Wir werden nicht allzu sehr ins Detail gehen, aber es wird eine schwierige Phase geben, Mitte Mai und Anfang Juni", sagte er in einem Interview mit dem ukrainischen Dienst des britischen Senders BBC. 

"Wir denken, dass uns in der nahen Zukunft eine eher schwierige Lage erwartet", fügte Budanow hinzu. Es werde aber "nicht katastrophal" werden. "Das Armageddon wird nicht eintreten, im Gegensatz zu dem, was derzeit viele sagen."

Die russische Armee befindet sich seit Monaten an verschiedenen Punkten der rund tausend Kilometer langen Frontlinie im Osten und Süden der Ukraine in der Offensive. Im Februar eroberte sie die Stadt Awdijiwka, nun nimmt sie die strategisch wichtige Stadt Tschassiw Jar ins Visier. Am Wochenende hatte das russische Verteidigungsministerium bereits die Eroberung des Dorfes Bogdaniwka nahe Tschassiw Jar gemeldet.

Die ukrainische Armee leidet unter Munitionsmangel und Schwierigkeiten bei der Rekrutierung neuer Soldaten. Für die kommenden Monate rechnet die Ukraine mit einer russischen Sommeroffensive.

Am Samstag hatte das US-Repräsentantenhaus nach monatelanger Blockade ein Hilfspaket im Umfang von rund 61 Milliarden Dollar (rund 57 Milliarden Euro) für die Ukraine auf den Weg gebracht. Am Dienstag befasst sich der Senat mit dem Gesetzespaket.

US-Präsident Joe Biden stellte am Montag seinem ukrainischen Kollegen Wolodymyr Selenskyj die rasche Lieferung der neuen Militärhilfen in Aussicht, sobald auch der US-Senat den Ukraine-Hilfen zugestimmt und er die Gesetzesvorlage unterzeichnet habe, wie das Weiße Haus mitteilte. Die USA würden "schnell neue bedeutsame Sicherheitsbeistandspakete liefern", sagte Biden demnach in einem Telefonat mit Selenskyj.

Aus Sicht des ukrainischen Präsidentenberaters Mychailo Podoljak werden die neuen US-Hilfen dem vom Krieg erschöpften Land einen moralischen Auftrieb verleihen. "Neue Munitions- und Ausrüstungslieferungen werden die Streitkräfte in die Lage versetzen, die russische Offensive abzuwehren und unseren Verbündeten Zeit zu geben, ihre Strategie zu überdenken", erklärte Podoljak in einem Onlinedienst.

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