Gesundheit

Warum Alzheimer häufiger Frauen trifft

  • Solveig Grewe/mp - 2. März 2023, 13:10 Uhr

Alzheimer kann uns alle treffen - aber Frauen erkranken deutlich häufiger als Männer. Insgesamt sind zwei Drittel der Erkrankten Frauen, für Deutschland entspricht dies einer Zahl von etwa 800.000 Betroffenen. Zum Weltfrauentag am 8. März informiert die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e.V. über den aktuellen Stand der medizinischen Forschung.


Alzheimer kann uns alle treffen - aber Frauen erkranken deutlich häufiger als Männer. Insgesamt sind zwei Drittel der Erkrankten Frauen, für Deutschland entspricht dies einer Zahl von etwa 800.000 Betroffenen. Zum Weltfrauentag am 8. März informiert die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e.V. über den aktuellen Stand der medizinischen Forschung.

Eine Ursache dafür, warum Frauen häufiger an Alzheimer erkranken, wird im unterschiedlichen Hormonhaushalt von Männern und Frauen vermutet. Eine zentrale Rolle kommt dabei dem Sexualhormon Östrogen zu. Östrogene regeln nicht nur die Reproduktionsfähigkeit von Frauen, sondern sind auch entscheidend am Hirnstoffwechsel und damit an kognitiven Prozessen wie Denken, Erinnern, Orientieren und Sprechen beteiligt.

In den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel, was unter anderem auch die Energieversorgung und den Schutz der Nervenzellen beeinträchtigen kann. Es treten kurzfristig Wechseljahresbeschwerden auf, die die Kognition betreffen - wie Gedächtnisprobleme, Vergesslichkeit und Verwirrtheit. Mittelfristig können diese hormonellen Veränderungen aber auch zur Entstehung von Alzheimer beitragen.

Das belegen in unterschiedliche Studien die Neurowissenschaftlerinnen Roberta Diaz Brinton, Direktorin des Center for Innovation in Brain Science an der University of Arizona und Lisa Mosconi, Leiterin der Women's Brain Initiative und Direktorin der Alzheimer's Prevention Clinic am Weill Medical College New York.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die Länge der Reproduktionsphase von Frauen, also der Zeitraum zwischen der ersten Periode und der Menopause. Frauen, die 21 bis 34 Jahre fruchtbar waren, haben ein 26 Prozent höheres Demenzrisiko, als Frauen mit einer Reproduktionsphase von 39 bis 44 Jahren. Das deutet darauf hin, dass ein spätes Einsetzen der Menstruation oder eine frühe Menopause das Alzheimer-Risiko erhöhen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der US-Krankenversicherung Kaiser Permanente, die 2019 im Fachmagazin Neurology veröffentlicht wurde.

Umstritten ist bislang, ob eine Hormonersatztherapie womöglich das Alzheimer-Risiko senken kann. So weist eine Studie von Stute et al. aus dem Jahr 2021 in der Zeitschrift "Best Practice & Research Clinical Endocrinology & Metabolism" darauf hin, dass es darauf ankommt, ob die künstlichen Hormone im dafür geeigneten Zeitfenster eingenommen werden. Beginnt die Hormonersatztherapie zeitnah zum Ausbleiben der Menstruation, scheint es einen positiven Effekt zu geben. Eine späte Hormontherapie kann das Alzheimer-Risiko gegebenenfalls sogar erhöhen. Bei einer Hormonersatztherapie wird der Hormonmangel, der durch die Wechseljahre entsteht, durch Medikamente künstlich ausgeglichen.

Neben den Hormonen erhöhen auch allgemeine gesundheitliche Risikofaktoren die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken. Dazu zählen Depressionen, Diabetes, Fettleibigkeit, Schädel-Hirn-Traumata, Infektionen und chronische Entzündungen. Zwar erhöhen diese Erkrankungen auch das Alzheimer-Risiko von Männern - bei Frauen scheinen sich diese medizinischen Probleme jedoch stärker auf den kognitiven Verfall auszuwirken. Zu diesem Schluss kommt die Neurowissenschaftlerin Lisa Mosconi, die zu diesen besonderen Alzheimer-Risikofaktoren von Frauen zahlreiche Studien zusammengetragen und ausgewertet hat. Frauen profitieren daher wahrscheinlich noch stärker von den positiven Effekten eines gesunden Lebensstils, um ihr Alzheimer-Risiko zu senken.

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