Politik

Tausende demonstrieren für Verbleib von Spaniens Regierungschef Sánchez im Amt

  • AFP - 27. April 2024, 17:08 Uhr
Bild vergrößern: Tausende demonstrieren für Verbleib von Spaniens Regierungschef Sánchez im Amt
Demonstration in Madrid
Bild: AFP

In Spanien haben am Samstag tausende Anhänger des sozialistischen Regierungschefs Pedro Sánchez gegen dessen möglichen Rücktritt demonstriert. Die Demonstrierenden in Madrid trugen Transparente mit Aufschriften wie 'Pedro, gib nicht auf'.

In Spanien haben am Samstag tausende Anhänger des sozialistischen Regierungschefs Pedro Sánchez gegen dessen möglichen Rückritt protestiert. Die Demonstrierenden, die sich in Madrid vor der Zentrale von Sánchez' Partei PSOE versammelten, trugen Transparente mit Aufschriften wie "Pedro, gib nicht auf" und "Spanien braucht Dich". Sánchez hatte im Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen gegen seine Frau angekündigt, am Montag eine Entscheidung über seine politische Zukunft zu verkünden. 

Vor der PSOE-Zentrale versammelten sich nach Behördenangaben rund 12.500 Menschen, um ihre Unterstützung für den Regierungschef zu bekunden. "Ich hoffe, dass Sánchez am Montag sagen wird, dass er bleibt", sagte die Demonstrantin Sara Domínguez. Sie lobte die Maßnahmen der Regierung zugunsten von Frauen, der LGBTQ-Gemeinschaft und Minderheiten.

Sánchez hatte am Mittwochabend in Online-Netzwerken mitgeteilt, dass er sich eine kurze Auszeit nehme, um über einen Rücktritt nachzudenken. Am Montag will er seine Entscheidung verkünden. Auslöser waren Korruptionsvorwürfe gegen seine Ehefrau Begoña Gómez. Ihr wird nach Angaben eines Gerichts in Madrid "Einflussnahme und Korruption im Geschäftsleben" im Zusammenhang mit Corona-Hilfsgeldern vorgeworfen.

Die Ermittlungen gegen Gómez gehen demnach auf eine Anzeige der Antikorruptionsorganisation Manos Limpias (Saubere Hände) zurück. Die Organisation soll rechtsextremen Kreisen nahestehen. 

Aus Sicht von Sánchez ist die Anzeige Teil einer Schmutzkampagne der Rechten und Rechtsextremen. Die Staatsanwaltschaft beantragte die Einstellung der Ermittlungen, eine Entscheidung des zuständigen Richters steht aber noch aus. 

Wenn Sánchez zurücktrete, bestehe die Gefahr, dass die extreme Rechte die Regierungsgeschäfte übernehme, sagte der 44-jährige José María Díez, der aus dem nordspanischen Valladolid zu der Demonstration nach Madrid gekommen war. In diesem Fall würde Spanien, "was Rechte und Freiheiten angeht", Rückschritte machen.

In der PSOE-Zentrale berieten am Samstag Politiker der Regierungspartei, die Sánchez ebenfalls baten, im Amt zu bleiben. "Pedro, bleib, wir stehen zusammen", erklärte seine Stellvertreterin, Haushaltsministerin María Jesús Montero. Spanien müsse unter Sánchez weiter "vorankommen". "Heute sind alle Demokraten, alle Progressiven, in Madrid versammelt, um gegen eine Meute zu kämpfen, deren einziges Ziel es ist, eine demokratische und legitime Regierung zu stürzen", sagte Justizminister Félix Bolaños.

Der 52 Jahre alte Sánchez regiert das Land seit 2018. Denkbar ist Beobachtern zufolge, dass er am Montag ankündigt, die Vertrauensfrage im Parlament zu stellen. Dabei könnte die Volksvertretung demonstrieren, dass seine Minderheitsregierung weiterhin von der Mehrheit der Abgeordneten mitgetragen wird.

Sollte Sánchez zurücktreten, könnten im Sommer Neuwahlen stattfinden. Da die PSOE in den Meinungsumfragen hinter der konservativen Volkspartei (PP) liegt, wären Neuwahlen aus Sicht der Regierungspartei jedoch eine riskante Strategie.

Die konservative Opposition kritisierte Sánchez' Rücktrittsgedanken als ein "Schauspiel", mit dem er sich zum Opfer stilisiere. Der Regierungschef müsse die Probleme der Spanier lösen, stattdessen mache er ein "persönliches Problem zu einem Problem für den Rest der Bürger", sagte die Generalsekretärin der PP, Cuca Gamarra. Sánchez' Verhalten sei "unverantwortlich". Er lasse "uns alle warten, und das Land steht still".

Weitere Meldungen

Breite Kritik an Berliner Dozenten-Unterstützerbrief für pro-palästinensische Proteste

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat sich empört über einen Unterstützer-Brief von Berliner Hochschuldozenten für pro-palästinensische Proteste gezeigt.

Mehr
Xi in Ungarn: Wirtschaftliche Kooperation im Fokus bei Besuch von Chinas Präsident

Auf der dritten Station seiner Europa-Reise ist der chinesische Präsident Xi Jinping in Ungarn besonders freundschaftlich empfangen worden. In Budapest wurde Xi am Donnerstag mit

Mehr
Pistorius zu Haushaltsstreit: Sicherheit geht vor Schuldenbremse  

Im Haushaltsstreit der Bundesregierung macht sich Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) dafür stark, sicherheitsrelevante Ausgaben des Staates von der Schuldenbremse

Mehr

Top Meldungen

Grüne: Auch Beamte und Politiker sollten Rentenbeiträge zahlen

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Die Grünen fordern, dass auch Beamte und Politiker künftig einen Beitrag zur Sicherung der Rente leisten. "Wir müssen uns die Frage stellen, wie

Mehr
Lang kritisiert Bauministerin

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Grünen-Chefin Ricarda Lang kritisiert die Mietpreisentwicklung in Deutschland und fordert weitreichende Senkungen. "Die Mieten müssen runter",

Mehr
Bank of England setzt Zinspause fort

London (dts Nachrichtenagentur) - Die Bank of England setzt ihre Zinspause fort. Die Zentralbank des Vereinigten Königreichs belässt die wichtige Kennziffer zum sechsten Mal in

Mehr