Brennpunkte

Bundesregierung genehmigte Ausfuhr von Dual-Use-Gütern in den Iran

  • dts - 20. April 2024, 09:06 Uhr
Bild vergrößern: Bundesregierung genehmigte Ausfuhr von Dual-Use-Gütern in den Iran
Container (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

.

Berlin/Teheran (dts Nachrichtenagentur) - Die Bundesregierung hat in den vergangenen Jahren weiter Ausfuhren sogenannter Dual-Use-Güter in den Iran genehmigt - also von Produkten, die sich sowohl zivil als auch militärisch verwenden lassen. Das zeigen Listen des Bundeswirtschaftsministeriums, über die die "Welt am Sonntag" berichtet.

Noch 2021 betrug demnach der Gesamtwert dieser Ausfuhren 140 Millionen Euro, damals ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. 2022 sank das Volumen zwar deutlich, dennoch billigten die deutschen Behörden Dual-Use-Exporte im Wert von 16,8 Millionen Euro. Als Dual-Use-Güter gelten zum Beispiel verschiedene Werkstoffe, Luftfahrtelektronik, Schiffstechnik und Sensoren.

Ex-Ministerin Julia Klöckner, wirtschaftspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, fordert: "Dual-Use-Güter dürfen nicht mehr in den Iran gelangen." Auch das "mögliche Einfrieren von Geldern oder Sanktionieren von iranischen Banken, die Terror-Organisationen wie die Hamas und Hisbollah finanzieren", müsse umgehend geprüft werden.

Tatsächlich sind Transaktionen iranischer Banken in der EU bisher nicht eingefroren worden. Im Gegenteil: Allein in Deutschland wurden seit 2018 zwei neue Niederlassungen iranischer Banken zugelassen. Das teilte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) auf Anfrage mit. Zu Regelverstößen iranischer Banken wollte die Behörde wegen ihrer "gesetzlichen Verschwiegenheitspflicht" keine Angaben machen.

Auch Ralf Stegner, Obmann der SPD im Unterausschuss Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung, sagte der "Welt am Sonntag": "Es ist allgemein ein großes Problem, dass zu viele sogenannte Dual-Use-Güter immer noch an Staaten wie Iran und Russland geliefert werden, teilweise direkt oder eben über Umwege. Das müssen wir endlich wirksam einschränken und europäisch regeln. Wir dürfen diesen Ländern nicht auch noch die Werkzeuge liefern, um den Frieden in Europa und der Welt immer wieder zu bedrohen."

Für Michael Roth (SPD), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, ist der zurückhaltende Kurs gegenüber dem Iran "völlig unverständlich". "Das iranische Regime hat sich seit 2015 weiter radikalisiert und ist noch gefährlicher geworden. Unsere Iran-Politik hat sich aber kaum verändert", sagte Roth. Er fordert: Deutschland sollte sich in der EU für ein Handels- und Wirtschaftsembargo einsetzen, das nur humanitäre Güter ausspart.

Weitere Meldungen

Baerbock macht Russland für Cyberangriff auf SPD verantwortlich

Adelaide (dts Nachrichtenagentur) - Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) macht Russland für den Cyberangriff auf die SPD Anfang letzten Jahres verantwortlich. Es seien

Mehr
Eurovision Song Contest: Israel verschärft Reisewarnung für südschwedisches Malmö

Israel hat seine Bürger vor Reisen in die südschwedische Stadt Malmö gewarnt, die kommende Woche den Eurovision Song Contest (ESC) ausrichtet. Wegen "glaubwürdiger Befürchtungen"

Mehr
Kinderrechtsorganisation kritisiert EU-Flüchtlingsdeal mit Libanon

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Die Kinderrechtsorganisation "Terre des hommes" warnt vor den Folgen des heute von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigten

Mehr

Top Meldungen

Schwarz: Steuererleichterungen bei Schuldenbremse-Reform möglich

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - SPD-Haushaltspolitiker Andreas Schwarz sieht in der Reform der Schuldenbremse hinsichtlich der Verteidigungsausgaben auch einen Weg zu

Mehr
Ifo fordert "Sondervermögen" für Infrastruktur und Klimaschutz

München (dts Nachrichtenagentur) - Ifo-Präsident Clemens Fuest hat in der Debatte über den Bundeshaushalt 2025 die Ampelkoalition aufgefordert, ein kreditfinanziertes

Mehr
IW: Wunsch nach weniger Arbeitszeit gefährdet Wohlstand in Deutschland

Einer Studie zufolge wünschen sich nicht nur junge Menschen in Deutschland immer kürzere Arbeitszeiten. Wie das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln am Donnerstag

Mehr