München (dts Nachrichtenagentur) - Wolfgang Ischinger, früherer Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, schätzt das Risiko, dass der Konflikt zwischen Iran und Israel weiter eskalieren könnte als hoch ein und äußert gleichzeitig die Hoffnung, dass sich Israels Premierminister Benjamin Netanjahu nicht zu Maßnahmen hinreißen lasse, die zu weiteren Eskalationsschritten führen müssten.
"So schlimm der Angriff ist, wir müssen feststellen, bis zu diesem Angriff war die israelische Regierung aus der ganzen Welt unter immer größeren Druck geraten, auch innenpolitisch", sagte er am Mittwoch dem TV-Sender Phoenix. "Jetzt kommt der iranische Angriff und natürlich scharrt sich nicht nur die gesamte westliche Welt, auch die israelische Innenpolitik um Israel. Das ist für Benjamin Netanjahu und für Israel zunächst mal ein politisch strategischer Vorteil, den sollte man bitte jetzt nicht verspielen, indem man erneut in der Gegenreaktion überreagiert." Dies, so Ischinger, sei sein Rat an Israel.
"Eine gewisse Reaktion halte ich für verständlich. Wir sind im Nahen Osten, das geht vermutlich gar nicht anders. Aber hoffentlich lässt sich die israelische Regierung nicht dazu hinreißen, Maßnahmen zu ergreifen, die dann tatsächlich zu weiteren Eskalationsschritten führen müssten." Ischinger warnt gleichzeitig vor Panik, ein nuklearer Angriff Irans auf Israel stehe unmittelbar bevor. "Wir dürfen uns jetzt nicht in die Panik versetzen, in wenigen Monaten droht der israelischen Seite eine iranische Nuklearbombe und dann haben wir einen Nuklearkrieg im Nahen Osten, soweit sind wir zum Glück noch nicht. Aber ich sehe die Gefahr, dass sich die iranische Seite vielleicht genötigt sehen könnte, tatsächlich den Schritt dorthin ergreifen zu wollen", ergänzte der heutige Präsident des Stiftungsrates der Münchner Sicherheitskonferenz.
Deswegen, so Ischinger weiter, sei die Lage in Nahost so kompliziert. "Es reichen nicht einfach Sanktionen gegenüber dem Iran, man muss auch versuchen, mit der iranischen Seite darüber zu reden, wie man sie von diesem letzten Schritt hin zur Nuklearmacht zurückdrängen oder davon überzeugen kann, dass das ein fataler Schritt wäre."
Brennpunkte
Ischinger: Israel sollte strategischen Vorteil nicht verspielen
- dts - 17. April 2024, 13:50 Uhr
.
Weitere Meldungen
US-Präsident Joe Biden hat Ägypten und Katar aufgefordert, Druck auf die islamistische Palästinenserorganisation Hamas zur Freilassung von Geiseln im Rahmen der Verhandlungen über
MehrDer Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg urteilt am Dienstag (09.00 Uhr) über die Verwertbarkeit von sogenannten Encrochat-Daten. Über diesen als sehr abhörsicher geltenden
MehrNach erfolglosen Verhandlungen zwischen pro-palästinensischen Demonstranten und der renommierten Columbia University in New York geht die Hochschule nun gegen Studenten vor. Es
MehrTop Meldungen
Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) - Die Lufthansa ruft ihre Belegschaft zum Sparen auf. "Wir benötigen deutliche Gewinne, um unsere notwendigen Investitionen zu
MehrBerlin (dts Nachrichtenagentur) - Ein breites Bündnis aus Wirtschaft, Gewerkschaften, Verbraucherschützern und Bauern fordert von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne),
MehrDas Bundesfinanzministerium hat angekündigt, den sogenannten Höchstrechnungszins bei Lebensversicherungen erstmals seit über 30 Jahren wieder zu erhöhen. Zum Jahresbeginn 2025
Mehr