Motor

Diskussionsrunde bei VW: Nachhaltigkeit ist Teil der Lieferkette

  • Alexander Voigt/ampnet - 14. Februar 2018, 11:40 Uhr

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Der Volkswagen-Konzern zeigt in seinem ,,Drive"-Forum in Berlin noch bis zum 28. Februar 2018 die Ausstellung ,,Shift" rund um das Thema Nachhaltigkeit. Die Besucher können sich dort über autonomes Fahren, Industrie 4.0, alternative Antriebe sowie Umwelt- und Ressourcenschonung informieren. Zu sehen ist unter anderem das Konzeptfahrzeug Sedric (Self Driving Car), das bisher nur der Fachpresse auf internationalen Automobilmessen vorgestellt worden ist.

Im Rahmen einer Diskussionsrunde mit NGO-Beteiligung gewährte Volkswagen dabei einen Einblick in die nachhaltige Ausgestaltung seiner Lieferketten. Immerhin stecken weit mehr als 10 000 Einzelteile in einem modernen Auto. Neben Gerhard Prätorius, dem Leiter der Geschäftsstelle Internationaler Nachhaltigkeitsbeirat der Volkswagen AG, waren Andreas Suchanek, Vorstandsmitglied des Wittenberg Zentrums für Globale Ethik, und Michael Windfuhr, stellvertretender Direktor des Deutschen Institutes für Menschenrechte, zu Gast in Berlin.

Die Diskussion kreiste immer wieder um die zentralen Begriffe der Nachhaltigkeit ,,Verantwortung", ,,Transparenz" und ,,Vertrauen". Gerhard Prätorius räumte ein, dass es aufgrund ungeplanter Rückschläge nicht gerade einfach sei, aus der selbstverschuldeten (Diesel-)Krise herauszukommen. Dennoch sei es bereits in den zurückliegenden zehn Jahren gelungen, echte Verbesserungen bei der Einhaltung sozialer und ökologischer Standards der Lieferketten zu erreichen, auch wenn noch viel in diesem Bereich zu tun sei.

Es wurde aber auch kritisch nachgefragt, wie tief die Verantwortung eines Konzerns wie Volkswagen überhaupt zurückreichen kann, wenn das freie Unternehmertum in anderen Regionen der Welt ebenfalls respektiert werden muss. Immerhin hat die Rohstoffversorgung eines großen Konzerns einen kaskadenhaften Aufbau: So sind zum Beispiel die Minenbetreiber eines Rohstoffes erst das fünfte oder sechste Glied der Lieferkette. Eine direkte Geschäftsbeziehung hat der Konzern nur mit dem direkten Lieferanten. Dennoch sind diese angehalten, die Nachhaltigkeitsanforderungen des Konzerns auch an ihre Lieferkette weiterzugeben. Dies ist Bestandteil der Verträge.

Gerade mit Bezug auf die stark zunehmende Elektromobilität wird das in Wolfsburg eindeutig beantwortet: Das Herz eines E-Fahrzeugs ist die Batterie. Ein wichtiger Bestandteil ist der Rohstoff Kobalt, der zu 60 Prozent aus dem Kongo kommt und wegen der teils katastrophalen Arbeitsbedingungen in den Kleinbergbauminen aktuell im Fokus von Menschenrechtsorganisationen und der Öffentlichkeit steht. Volkswagens Beschaffungsvorstand Francisco Javier Garcia Sanz verdeutlicht an diesem Beispiel wie der Konzern, der mit rund 40 000 Lieferanten weltweit zusammenarbeitet, mit den Themen Nachhaltigkeit, Menschenrechte und Umweltstandards bei der Rohstoffbeschaffung umgeht: ,,Die neuen Regeln sind auf das Thema Rohstoffe zugeschnitten und verschärft worden. Wir wollen maximale Transparenz bei Herkunft und Abbaubedingungen. Und sie verlangen, dass wir auch hier jegliche Form von Kinder- oder Zwangsarbeit strikt ablehnen und jedem Verdachtsfall nachgehen." Sanz weiter: ,,Wenn sich ein Lieferant oder sein Sublieferant nicht an diese Vorgaben hält und keine notwendigen Maßnahmen einleitet, müssen wir uns im Zweifelsfall auch von einem Partner trennen."

Diese Anstrengungen erkannte auch Michael Windfuhr an, der auf das Spannungsfeld der Menschenrechte zwischen Staaten und Unternehmen hinwies. Dabei ginge es darum, die entsprechenden Risiken einer Lieferregion immer wieder neu zu analysieren. Vermutlich bliebe den Unternehmen letztendlich nicht viel anderes übrig als sogar branchenübergreifende Allianzen zu schmieden, um so eine noch größere Wirkung vor Ort erzielen zu können.

Einer dieser Zusammenschlüsse ist die Responsible Minerals Initiative (RMI), die an Ansätzen einer Zertifizierung von Kobaltschmelzen arbeitet, um die Abbaubedingungen und die Herkunft dieses Rohmaterials für Batterien transparenter zu machen. Als Mitglied der Global Battery Alliance des Weltwirtschaftsforums setzt sich Volkswagen zusammen mit öffentlichen und privatwirtschaftlichen Partnern für die Sicherstellung der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette von Batterierohstoffen ein.

Bereits im Februar 2017 hat die Arbeitsgruppe ,,Drive Sustainability" sieben europäischer Automobilhersteller eine Initiative zu Rohmaterialien mit Nachhaltigkeitsrisiken gestartet. Als mögliche Lösungen des Dilemmas sieht der Autokonzern aber auch - neben der Erschließung weiterer Lagerstätten - die Erforschung anderer Materialien, die in den kommenden Batterien zum Einsatz kommen könnten. Eine wichtige nachhaltige Alternative ist zudem das Akku-Recycling. Volkswagen erforscht schon seit 2009, wie man mehr und mehr Materialien aus dem Batterierecycling zurückgewinnen und neu verwerten kann.

Die ,,Shift"-Ausstellung im Drive-Forum Friedrichstraße/Ecke Unter den Linden ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Nach einer Umbaupause würdigt die Einrichtung vom 20. März bis zum 31. Mai 2018 unter dem Titel ,,70 Porsche Sportwagen: Automobile - Traditionen - Herzblut" mit sieben Ausstellungshighlights aus den Fahrzeugarsenalen die sieben Jahrzehnte Unternehmensgeschichte des Stuttgarter Sportwagenherstellers im Konzern. (ampnet/av)

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