Gesundheit

HIV-Selbsttests: Ja, aber mit Vorbehalt

  • Steve Schmit/mp - 23. November 2017, 15:41 Uhr

HIV und AIDS verbreiten sich unter anderem deshalb immer wieder, weil eine beachtliche Zahl der Infizierten gar nicht weiß, dass sie erkrankt sind. Selbsttests könnten ein Weg sein, mehr Betroffene über ihre Infektion aufzuklären. Experten weisen aber darauf hin, dass die Tests trotz dieses Potenzials auch mit Vorsicht zu genießen sind.


HIV und AIDS verbreiten sich unter anderem deshalb immer wieder, weil eine beachtliche Zahl der Infizierten gar nicht weiß, dass sie erkrankt sind. Selbsttests könnten ein Weg sein, mehr Betroffene über ihre Infektion aufzuklären. Immerhin lebten Ende 2016 in Deutschland schätzungsweise 12.700 HIV-infizierte Menschen, die nichts von ihrer Erkrankung wissen, berichtet das Robert-Koch-Institut. Um diese Zahl zu verringern, seien Selbsttests ein probates Mittel - was bisher laut Medizinprodukte-Abgabeverordnung noch nicht möglich ist.

Experten weisen aber darauf hin, dass die Tests trotz dieses Potenzials auch mit Vorsicht zu genießen sind. Grundsätzlich sind sie in der Lage, ähnlich wie Schwangerschafts-Test, HIV-Infektionen aufzudecken. Aber es gelten Einschränkungen. "Unterlegen sind sie den Labortests in Bezug auf den Infektionsnachweis, wenn sie in einer sehr frühen Phase der Infektion durchgeführt werden. Ein Betroffener wiegt sich also womöglich in falscher Sicherheit, und dies zu einem Zeitpunkt, zu dem das Übertragungsrisiko besonders hoch ist", erklärt Professor Dr. med. Josef Eberle vom Max von Pettenkofer-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München. Es ist wichtig zu wissen, dass ein Selbsttest erst drei Monate nach einer möglichen Ansteckung ein sicheres Ergebnis liefert und dass auch eine gewisse Fehlerquote nicht auszuschließen ist.

Nichtsdestotrotz befürwortet die Gesellschaft für Virologie (GfV) die Abgabe der Selbsttests, um das Vorsorge-Netz engmaschiger zu knüpfen und die Ausbreitung der Infektionen weiter zu verringern. Einzige Voraussetzung ist laut der Experten die klare Anleitung zum Umgang mit dem Test und den Ergebnissen. Professor Eberle: "Dazu gehören der Hinweis auf die Drei-Monats-Frist und die mögliche Fehlerquote, sowie die Empfehlung, im Falle eines positiven oder unklaren Befunds diesen noch einmal mit einem laborgestützten Verfahren überprüfen zu lassen und gegebenenfalls auch psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen." Zusätzlich sollten Nutzer wissen, dass 72 Stunden nach einer eventuellen Infektion die Möglichkeit einer Postexpositions-Prophylaxe (PEP) durch HIV-Medikamente besteht.

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