Brennpunkte

Dobrindt arbeitet an Aufhebung des Schutzstatus von Syrern

  • AFP - 6. Juli 2025, 11:14 Uhr
Bild vergrößern: Dobrindt arbeitet an Aufhebung des Schutzstatus von Syrern
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU)
Bild: AFP

Das Bundesinnenministerium hat damit begonnen, für bestimmte Geflüchtete aus Syrien die Aufhebung ihres Schutzstatus einzuleiten. Das bestätigte ein Ministeriumssprecher in Berlin.

Das Bundesinnenministerium hat damit begonnen, für bestimmte Geflüchtete aus Syrien die Aufhebung ihres Schutzstatus einzuleiten. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) sei angewiesen worden, für Straftäter und Gefährder "die Widerrufstätigkeit aufzunehmen", bestätigte ein Ministeriumssprecher am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Zuvor hatte die "Welt am Sonntag" darüber berichtet.

"Das Vorliegen schwerer Straftaten schließt eine Schutzerkennung durch das Bamf aus, beziehungsweise kann zu einer Aufhebung des erteilten Schutzes führen", teilte der Sprecher des von Alexander Dobrindt (CSU) geleiteten Ministeriums weiter mit. 

Er verwies auch auf die Absprache im Koalitionsvertrag von Union und SPD, Abschiebungen nach Syrien und Afghanistan vorzunehmen, "beginnend mit Straftätern und Gefährdern". Zuständig für die Umsetzung seien die Länder, der Bund werde sie dabei aber unterstützen. Dazu stehe das das Bundesinnenministerium auch "in Kontakt mit den zuständigen syrischen Stellen".

Laut einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der AfD-Fraktion, die der Nachrichtenagentur AFP am Samstag vorlag, hat das Bamf zwischen Januar und Mai 2025 insgesamt 3537 Widerrufsprüfverfahren zu syrischen Staatsangehörigen angelegt. Dabei sei bis Ende Mai in 57 Fällen die Flüchtlingseigenschaft entzogen worden, in 22 weiteren Fällen ein sogenannter subsidiärer Schutztitel. 

Weiter geht aus der Antwort hervor, dass es zwischen Januar und Ende Mai 804 freiwillige Ausreisen von Syrerinnen und Syrern im Rahmen des Bund-Länder-Förderprogramms REAG/GARP gegeben habe.

"Nachdem seit dem Sturz des Assad-Regimes bereits über ein halbes Jahr verstrichen ist, sich eine neue Regierung etabliert hat und die Kampfhandlungen im Wesentlichen beendet sind, ist es an der Zeit, dass auch die Bundesregierung diesen neuen Realitäten in ihrer Asylpolitik Rechnung trägt", sagte der innenpolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Gottfried Curio, dazu der "Welt am Sonntag" ("WamS"). Die Abschiebung von Gefährdern und Straftätern nach Syrien könne dabei nur der Anfang sein.

Ähnlich wie Curio äußerte sich der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Alexander Throm (CDU). "Deutschland hat in den letzten Jahren hunderttausenden Syrern Schutz vor einem Bürgerkrieg gewährt, der jetzt vorbei ist", sagte er der "WamS". "Es ist fair und übrigens im internationalen Flüchtlingsschutz so vorgesehen, dass die Schutzsuchenden mit dem Ende der Gefahren in ihre Heimat zurückgehen."

Kritik an den Rückführungsplänen kam von Grünen und Linken. "Statt über Widerrufsverfahren zu debattieren, die auf Grund der aktuellen Lage in Syrien nicht angebracht sind, müssen Wege für dauerhafte und gesicherte Bleibeperspektiven geschaffen werden", sagte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Filiz Polat der Zeitung. "Besonders wichtig ist dabei auch, dass Verfahren, wie zum Beispiel die Einbürgerungen, zügig durchlaufen werden können", verlangte sie.

Dass der langjährige Machthaber Baschar al-Assad nicht mehr in Syrien regiert, bedeute nicht, "dass das Land sicher ist", gab die migrationspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Clara Bünger, zu bedenken. Es komme weiterhin zu "massiven gewalttätigen Auseinandersetzungen, vor allem gegen verschiedene Minderheiten". Ein normales Leben sei in Syrien unmöglich. Vor diesem Hintergrund kämen Widerrufe bestehender Schutztitel "rein rechtlich, aber auch aus humanitären Gründen nicht in Betracht". 

"Offene Asylanträge sollten jetzt zügig und wohlwollend geprüft werden", verlangte Bünger. Derzeit ist deren Bearbeitung ausgesetzt. Ende Mai hielten sich laut Ausländerzentralregister 961.511 Syrer in Deutschland auf, die meisten von ihnen mit befristeten Aufenthaltstiteln.

Weitere Meldungen

Mit Auto in Menschenmenge in Los Angeles gerast: Fahrer in Polizeigewahrsam

Der Fahrer, der mutmaßlich mit seinem Auto in eine Menschenmenge in Los Angeles gerast ist und dutzende Menschen verletzt hat, ist in Polizeigewahrsam genommen worden. Der Mann

Mehr
Mindestens 37 Tote nach Bootsunglück in Halong-Bucht in Vietnam

Nach dem Kentern eines Touristenboots während eines Sturms in der berühmten Halong-Bucht in Vietnam mit 37 Toten hält die Suche nach Vermissten am Sonntag weiter an. An Bord

Mehr
Drusen erobern Stadt Suwaida in Südsyrien vollständig zurück

Nach tagelangen Gefechten haben Kämpfer der islamischen Minderheit der Drusen die Stadt Suwaida im Süden Syriens nach Angaben von Aktivisten vollständig unter ihre Kontrolle

Mehr

Top Meldungen

Verivox: Wärmepumpe heizt fast halb so teuer wie Gasheizung

Heidelberg (dts Nachrichtenagentur) - Wer mit einer Wärmepumpe anstatt mit einer Gastherme heizt, kann einer neuen Berechnung zufolge das eigene Haushaltsbudget deutlich

Mehr
EU plant Verbrenner-Verbot für Firmenflotten und Mietautos

Die EU-Kommission plant nach Angaben der "Bild am Sonntag" ab dem Jahr 2030 ein Verbrenner-Verbot für Mitwagenanbieter und Firmenflotten. Davon wären 60 Prozent des

Mehr
Außenminister warnt USA vor Eskalation des Zollkonflikts

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) ist zuversichtlich, dass der Zollkonflikt mit den USA noch auf der Zielgeraden entschärft werden

Mehr