UN-Generalsekretär António Guterres hat bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zum Krieg gegen den Iran vor einem "Zyklus der Zerstörung" gewarnt. Die US-Angriffe auf iranische Atomanlagen markierten eine "gefährliche Wende" in der Region, sagte Guterres am Sonntag in New York. Russland, China und Pakistan forderten unterdessen in einem Resolutionsentwurf eine "sofortige Waffenruhe" im Iran.
Er habe "wiederholt jede militärische Eskalation im Nahen Osten verurteilt", sagte Guterres. "Die Menschen in der Region können keinen weiteren Zyklus der Zerstörung ertragen. Und trotzdem laufen wir Gefahr, in einen ausweglosen Zyklus von Vergeltung nach Vergeltung zu geraten", sagte er.
Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, forderte in einer Videobotschaft ebenfalls Zurückhaltung und äußerte Besorgnis über eine "mögliche Ausweitung" des Konflikts.Â
Laut Grossi gibt es "ein Zeitfenster, um zum Dialog und zur Diplomatie zurückzukehren". Wenn sich dieses Fenster schließe, "könnten Gewalt und Zerstörung unvorstellbare Ausmaße erreichen, und das globale Nichtverbreitungsregime, wie wir es kennen, könnte bröckeln und zusammenbrechen".Â
Der IAEA-Chef verwies auf Krater an der wichtigen iranischen Atomanlage Fordo, betonte aber, dass niemand derzeit in der Lage sei, die unterirdischen Schäden in Fordo zu beurteilen. Er bekräftigte, dass "bewaffnete Angriffe auf Atomanlagen niemals stattfinden sollten und radioaktive Freisetzungen mit schwerwiegenden Folgen innerhalb und außerhalb der Grenzen des angegriffenen Staates zur Folge haben könnten".
Der UN-Sicherheitsrat kam nach den US-Angriffen auf drei Atomanlagen im Iran zu der Dringlichkeitssitzung zusammen. Es handelt sich bereits um die dritte Sitzung des UN-Gremiums zu dem Thema seit Beginn der israelischen Angriffe auf den Iran am 13. Juni.
Die USA hatten sich in der Nacht zum Sonntag in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingeschaltet und die drei Atomanlagen Fordo, Natans und Isfahan mit B-2-Kampfjets und GBU-57-Bomben angegriffen, die auch unterirdische Ziele zerstören können.Â
Israel hatte am 13. Juni einen Großangriff auf den Iran gestartet und bombardiert seitdem insbesondere Atomanlagen und militärische Einrichtungen in dem Land. Es begründet sein Vorgehen damit, dass der Iran vom Bau einer Atombombe abgehalten werden müsse. Der Iran, der ein Streben nach der Atombombe bestreitet, attackiert Israel seither im Gegenzug mit Raketen und Drohnen.
Unterdessen brachten Russland, China und Pakistan am Sonntag gemeinsam mit anderen Mitgliedsstaaten des UN-Sicherheitsrats einen Resolutionsentwurf in Umlauf, in dem eine "sofortige Waffenruhe" im Iran gefordert wird. In dem Text, welcher der Nachrichtenagentur AFP vorlag, werden auch "die Angriffe auf friedliche Atomanlagen und -einrichtungen aufs Schärfste verurteilt".Â
Der UN-Sicherheitsrat ist in der Frage gespalten - andere Mitglieder wie Frankreich und Großbritannien fordern vielmehr den Iran zur Zurückhaltung auf.Â
Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen lehnte die vorgeschlagene Resolution ab. Die USA und Israel verdienten "keine Verurteilung, sondern vielmehr einen Ausdruck der Anerkennung und Dankbarkeit dafür, dass sie die Welt sicherer gemacht haben", sagte Danny Danon mit Blick auf das iranische Atomprogramm.
Irans Botschafter bei den Vereinten Nationen, Amir Saeid Irawani, warf den USA dagegen vor, "wieder einmal zu unrechtmäßiger Gewalt gegriffen zu haben". Den von Washington angegebenen Grund für den Angriff, den Iran am Erlangen von Atomwaffen zu hindern, nannte er "einen fadenscheinigen und absurden Vorwand".
Wie die USA hatte auch Israel sein am 13. Juni begonnenes militärisches Vorgehen gegen den Iran mit dem Ziel begründet, Teheran vom Bau einer Atombombe abzuhalten. Die islamische Republik hat stets erklärt, Uran lediglich für die zivile Nutzung anreichern zu wollen. Westliche Staaten werfen dem Iran jedoch seit Jahren vor, nach Atomwaffen zu streben.
Israel sieht sich seit Jahrzehnten vom Iran in seiner Existenz bedroht. Der Iran spricht Israel seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 das Existenzrecht ab. Die Führung in Teheran unterstützt sowohl die Hisbollah im Libanon, die Huthis im Jemen und islamistische Milizen im Irak wie auch die islamistische Hamas, die mit ihrem beispiellosen Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 den Krieg im Gazastreifen ausgelöst hatte.
Politik
Guterres warnt bei UN-Sondersitzung vor "Zyklus der Zerstörung" in Nahost
- AFP - 23. Juni 2025, 01:30 Uhr

UN-Generalsekretär Guterres hat bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zum Krieg gegen den Iran vor einem 'Zyklus der Zerstörung' gewarnt. Die US-Angriffe auf iranische Atomanlagen markierten eine 'gefährliche Wende' in der Region.
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