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Welternährungsprogramm: Lebensmittelvorräte im Gazastreifen erschöpft

  • AFP - 25. April 2025, 22:29 Uhr
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Menschen hoffen auf etwas zu Essen in einer Suppenküche in Beit Lahia
Bild: AFP

Nach mehr als sieben Wochen israelischer Blockade von Hilfslieferungen in den Gazastreifen hat das Welternährungsprogramm (WFP) nach eigenen Angaben seine Lebensmittelvorräte in dem Palästinensergebiet aufgebraucht.

Nach mehr als sieben Wochen israelischer Blockade von Hilfslieferungen in den Gazastreifen hat das Welternährungsprogramm (WFP) seine Lebensmittelvorräte in dem Palästinensergebiet aufgebraucht. "Heute hat das WFP seine letzten Lebensmittelvorräte an Suppenküchen im Gazastreifen geliefert", erklärte die UN-Organisation am Freitag. "Diese Suppenküchen werden in den kommenden Tagen erwartungsgemäß kein Essen mehr haben", hieß es weiter. Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte derweil, dass auch die medizinischen Vorräte zur Neige gingen.

Das WFP betonte, die Suppenküchen seien für die Menschen im Gazastreifen seit Wochen die einzige zuverlässige Nahrungsquelle. Die Küchen würden die Hälfte der Bevölkerung im Gazastreifen erreichen und seien überlebenswichtig.

Israel blockiert seit dem 2. März den Zugang von humanitärer Hilfe in den Gazastreifen. Seit über sieben Wochen seien keine humanitären oder kommerziellen Lieferungen mehr in den Gazastreifen gelangt, teilte das WFP mit. "Dies ist die längste Schließung, die der Gazastreifen je erlebt hat." Sie destabilisiere Märkte und fragile Ernährungssysteme weiter.

Die Organisation warnte, dass besonders Kinder unter fünf Jahren, schwangere und stillende Frauen sowie ältere Menschen unter dem Mangel an Nahrung und sauberem Trinkwasser gefährdet seien. Bereits Ende März hatte die Organisation alle 25 vom WFP unterstützten Bäckereien schließen müssen, da Weizenmehl und Speiseöl zum Kochen aufgebraucht waren.

Mehr als 116.000 Tonnen Ernährungshilfe stünden bereit und könnten vom WFP und Partnern sofort in den Gazastreifen gebracht werden, sobald die Grenzen wieder geöffnet werden, erklärte die UN-Organisation. Das sei genug, um eine Million Menschen bis zu vier Monate lang zu versorgen.

Die Organisation forderte alle Parteien auf, die Hilfsbedarfe der Zivilbevölkerung zu priorisieren und die sofortige Einfuhr von Hilfsgütern in den Gazastreifen zu ermöglichen. Ohne eine Öffnung für Hilfsgüter könne das WFP gezwungen sein, die lebensrettende Hilfe einzustellen.

Der Leiter des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, verurteilte die Blockade von Hilfsgütern für den Gazastreifen als "menschlich verursachte und politisch motivierte Hungersnot".

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus warnte, dass auch die medizinischen Vorräte zur Neige gingen. Die Blockade müsse beendet werden, erklärte er. "Leben hängen davon ab."

Das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) hatte bereits am Dienstag betont, die Situation im Gazastreifen sei "wahrscheinlich die schlimmste" in dem seit 18 Monate andauernden Krieg. Die radikalislamische Hamas wirft Israel vor, gezielt "Hunger als Waffe" gegen die Zivilbevölkerung im Gazastreifen einzusetzen. Israel wiederum erklärt, die Blockade sei ein wichtiges Druckmittel gegen die Hamas, um die verbliebenen israelischen Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Palästinenserorganisation zu befreien.

Nach einer mehrwöchigen Waffenruhe hatte Israel seine massiven Luft- und Bodenangriffe in dem Palästinensergebiet Mitte März wieder aufgenommen. Seitdem sind dort mindestens mehr als 2000 Menschen getötet worden. Der Krieg im Gazastreifen war durch den Großangriff der Hamas und verbündeter Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden.

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