Es ist ein Kommen und Gehen auf dem Automarkt. Denn so sehr sich die Hersteller auch um Konstanz bemühen, haben einige Marken offenbar nur eine begrenzte Halbwertszeit. Und seit die Chinesen mitspielen, dreht sich das Karussell noch schneller. Doch nicht immer ist der Abschied für die Ewigkeit. Denn manche Marken haben offenbar so einen guten Klang, dass sich immer wieder ein neuer Investor findet, der es dann mich einmal wissen will. Von Erfolg gekrönt sind davon allerdings nur die wenigsten. Fünf Beispiele.
Borgward - Chinesische Nullnummer
Ein Paradebeispiel für eine misslungene Wiedergeburt ist der deutsche Traditionshersteller Borgward. In den Wirtschaftswunderjahren mit Autos wie der Isabella groß geworden und dann in die Pleite gestolpert , hat die Marke jahrzehntelang im Familienbesitz geschlummert - bis sich die Hüter der Namensrechte von vermeintlich findigen Chinesen 2014 zum Comeback bequatschen ließen. Daraus geworden ist allerdings nicht viel. In China sind nur wenige Tausend neue Borgward auf die Straßen gekommen, vom vergleichsweise gesichtslosen Geländewagen BX7 haben es nur einige wenige Exemplare nach Deutschland geschafft. 
Hispano Suiza - Dauergast im Comeback-Zirkus
Kaum eine Marke hat schon so oft ihr Comeback angekündigt wie Hispano Suiza. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit spanischem Geld und Schweizer Erfindergeist in Barcelona gegründet und mit der Nähe zum Flugzeugbau vom Start weg als Konkurrenz zu Horch, Maybach oder Rolls-Royce akzeptiert,  haben die Katalanen allerdings nur bis zum Beginn des Spanischen Bürgerkriegs im Jahr 1936 Autos gebaut. Doch der Wohlklang des Namens hallte in bestimmten Kreisen so lange nach, dass es seit der letzten Jahrtausendwende zahlreiche Versuche zur Wiederbelebung gegeben hat – vor allem natürlich auf dem Genfer Salon, wo die Marke stets ihre Schweizer Wurzeln betonen wollte.  Auch aktuell rollt wieder ein Hispano Suiza über die Showbühnen: Gezeichnet wie ein Batmobil mit futuristischen wie retrospektiven Zügen, will der zweisitzige Carmen ein elektrisches Hypercar werden, punktet mit über 1.000 PS, fast 300 km/h Spitze und über 500 Kilometern Reichweite. Und hat anders als die vorangegangenen Projekte eine wichtige Hürde bereits genommen: Obwohl knapp zwei Millionen Euro teuer, sind die ersten der 24 mittlerweile geplanten Exemplare tatsächlich bereits ausgeliefert. 
Saoutchik – Comeback der automobilen Haute Couture 
Gegen ihn sind die Herren bei Mulliner & Co nur Dilettanten. Denn kaum jemand hat die Kunst der automobilen Maßschneiderei so gut beherrscht wie der in Russland geborene Karosserier Jaques Saoutchik, der in seinen Pariser Werkstätten ab 1906 der Hautevolee ihre Haute Voiture geschneidert und individuelle Karosseriekunstwerke für Mercedes & Co schuf. Nachdem die Manufaktur 1956 Konkurs ging, wurden die Namensrechte vor ein paar Jahren in die Niederlande verkauft, jetzt feiert die Marke mit einem vom 300SL Roadster inspirierten „Legacy“ ihr Comeback: Die Basis dafür bildet der aktuelle AMG-SL, der komplett zu einem bis dato nicht genannten Preis komplett neu eingekleidet wird. Für die Fans ein Fluch und für automobile Ästheten ein Segen: Mehr als 15 Exemplare davon soll es nicht geben. Und die Holländer sind zurückhaltend genug, dass sie weitere Projekte erst gar nicht angekündigt haben. 
Maybach - Im zweiten Anlauf zurück 
Der Name Maybach steht für Luxusmobile der besonderen Art, die sogar einem Mercedes oder Horch die Schau stehlen konnten. Vermutlich um 2.000 Autos wurden von 1930 bis 1941 unter der Marke Maybach produziert. Danach war Schluss mit dem Überluxus, in Friedrichshafen liefen erst nur noch Flugzeug- und Schiffsmotoren und später auch Eisenbahn-Aggregate vom Band. Ende der 1960er-Jahre wurde die mittlerweile zum Mercedes-Imperium gehörende Maybach Motorenbau GmbH in MTU umfirmiert. An die Straße hat damals aber keiner mehr gedacht. Bis sie in Stuttgart kurz nach der Jahrtausendwende mit zwei luxuriösen Dickschiffen auf den Boom an der Börse reagiert und kräftig nach der BMW-Tochter Rolls-Royce geschielt haben. Zwar konnten sie mit dem Maybach 57 und mehr noch dem auf 6,20 Meter gestreckten 62 mächtig Aufmerksamkeit erzielen. Doch weil beide Autos auf der schon damals alten S-Klasse des Typs W140 basierten, war damit technisch so recht kein Staat zu machen, und für einen Nachfolger mangelte es dann an den nötigen Mitteln und an Zutrauen in die wirtschaftliche Entwicklung der Welt, so dass Maybach 2011 zum zweiten Mal Geschichte war.  Drei Jahre später erlaubten die Schwaben der Marke dann allerdings einen weiteren Anlauf - jetzt allerdings nur noch als die edelste Ausstattungsvariante der S-Klasse und mittlerweile auch von GLS, dem SUV des EQS und bald sogar des SL. Das Rezept ist immer gleich, der technische Aufwand ist mit etwas mehr Radstand bei der S-Klasse, bequemen Loungeliegen für den Fond auch bei den SUV sowie mehr Lack und Leder drinnen und Lametta draußen bei allen Modellen eher gering, der Preisaufschlag dafür aber um so stolzer. Und diesmal stellt sich auch der Erfolg ein: Vor allem im China, aber auch in den USA und sogar Deutschland lauft das Luxuslabel und längst werden jedes Jahr mehr Maybach verkauft als in den ersten beiden Anläufen zusammen.
Lancia – Schneewittchen darf nicht schlafen
Ja, in Italien war sie nie weg und hielt sich mit dem hoffnungslos veralteten Ypsilon tapfer in den Top 3. Doch im Rest der Welt hat die vornehme Fiat-Schwester  Lancia die Geschäftstätigkeit schon vor Jahren eingestellt. In Deutschland zum Beispiel war 2017 Schluss und seitdem gilt die Marke als automobiles Schneewittchen, das in Schönheit entschlafen ist.  Und ausgerechnet der ganz und gar unromantische Stellantis-Chef Carlos Tavares ließ die Märchenprinzessin noch einmal wachküssen. Während Tavares mittlerweile seinen Hut nehmen musste, räkelt sich die Schönheit jetzt so langsam aus dem Schlaf und feiert ihr Comeback mit einem neuen Ypsilon, der sich die Technik mit Corsa & Co teilt und bei uns im kommenden Sommer als milde hybridisierter Benziner oder gleich als E-Auto startet. Das Echo auf die Premiere allerdings war geteilt und die Aussichten sind entsprechend fraglich – gut möglich, dass es deshalb ein schreckliches Erwachen und darum nur ein kurzes Comeback gibt. Aber es müsste ja selbst dann nicht das letzte gewesen sein.
Motor
5x: Untote der Autowelt - Sie tun es immer wieder
- Benjamin Bessinger/SP-X - 19. Dezember 2024, 11:04 Uhr
Von wegen, Namen sind Schall und Rauch. Manche davon haben in der Autowelt so einen guten Klang, dass sie partout nicht totzukriegen sind. Egal wie beeindruckend oder bescheiden ihre Erfolge waren, sie kommen immer wieder. Â
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