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Ukrainische Armee zieht sich aus östlicher Stadt Wuhledar zurück

  • AFP - 2. Oktober 2024, 22:16 Uhr
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Ukrainische Artillerie in der Region Donezk Ende September
Bild: AFP

Die ukrainische Armee hat sich angesichts intensiver russischer Angriffe nach eigenen Angaben aus der seit Kriegsbeginn umkämpften Stadt Wuhledar im Osten des Landes zurückgezogen.

Die ukrainische Armee hat sich angesichts intensiver russischer Angriffe nach eigenen Angaben aus der seit Kriegsbeginn umkämpften Stadt Wuhledar im Osten des Landes zurückgezogen. Das Oberkommando habe die Erlaubnis zum Rückzug der Einheiten gegeben, "um Personal und militärische Ausrüstung zu retten und eine Position für weitere Einsätze einzunehmen", erklärte die in dem Gebiet aktive Einheit am Mittwoch im Onlinedienst Telegram. Russland und die Ukraine meldeten mehrere Tote bei gegenseitigen Angriffen nahe der Front.

Die ukrainische Einheit erklärte, es seien den Russen bei ihrem Vorstoß auf Wuhledar zwar schwere Schäden zugefügt worden, durch die unablässigen Angriffe bestehe jedoch die "Gefahr einer Einkreisung", hieß es weiter.

Die Bergbaustadt Wuhledar liegt rund 50 Kilometer südwestlich von Donezk. Seit Beginn seines Angriffskriegs im Februar 2022 hatte Russland versucht, den Ort einzunehmen. Immer wieder kam es zu blutigen Kämpfen um die Kontrolle über die Stadt, die inzwischen durch den russischen Beschuss weitgehend zerstört ist. 

Dass sich die ukrainische Armee nun von dort zurückzieht und die Stadt den russischen Streitkräften überlässt, wirft Fragen zur Festigkeit der ukrainischen Verteidigungsstellungen entlang der südöstlichen Front auf. Der ukrainische Rückzug aus Wuhledar stellt einen der bedeutendsten Geländegewinne für die russischen Truppen bei ihrem seit Monaten andauernden Vorstoß im Osten der Ukraine dar.

Vor der russischen Invasion lebten rund 14.000 Menschen in Wuhledar. Nach Angaben von Gouverneur Wadym Filaschkin waren es zuletzt noch rund hundert Zivilisten. 

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte die Einnahme der Stadt zunächst nicht. Das Ministerium erklärte am Mittwoch lediglich, dass die Streitkräfte die kleine Siedlung Verchnokamjanske weiter nördlich in der Region Donezk eingenommen hätten.

Auch Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte die Einnahme Wuhledars nicht. In seiner täglichen Videobotschaft erklärte er jedoch, mit seinen militärischen Befehlshabern über Gebiete in der Region Donezk gesprochen zu haben, in denen die Lage "besonders schwierig ist". Selenskyj betonte, er sei "jeder unserer Kampfbrigaden dankbar für ihre Widerstandskraft und ihren Mut". Woche für Woche fügten ukrainische Soldaten den Besatzern "trotz aller Widrigkeiten eine wirklich spürbare Niederlage zu", erklärte der Präsident. Am wichigsten sei es, "den Feind zu erschöpfen". 

Beide Seiten haben immense Ressourcen in den Kampf um Wuhledar gesteckt. Die Eroberung hat aber wohl vor allem eine symbolische Bedeutung. "Es ist unklar, ob die russischen Streitkräfte in naher Zukunft schnelle Fortschritte über Wuhledar hinaus machen werden", heißt es in einer Analyse des Instituts für Kriegsstudien aus den USA. 

Unterdessen meldeten beide Seiten Tote nach gegenseitigen Angriffen nahe der Front. Die Ukraine teilte mit, eine 69-jährige Frau sei bei einem russischen Drohnenangriff in der Region Cherson getötet worden. Der Gouverneur der russischen Grenzregion Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow erklärte, dort seien bei ukrainischen Angriffen mindestens zwei Menschen getötet und 14 weitere verletzt worden. 

In Kiew leitete am Mittwoch die ukrainische Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen der mutmaßlichen Hinrichtung von 16 ukrainischen Kriegsgefangenen durch die russische Armee ein. Es handele sich um den "größten bekannten Fall einer Hinrichtung ukrainischer Kriegsgefangener an der Front", erklärte der ukrainische Generalstaatsanwalt Andrij Kostin. Sein Büro teilte der Nachrichtenagentur AFP mit, die Ukraine verfüge über Informationen zu "Hinrichtungen auf dem Schlachtfeld von mindestens 92 ukrainischen Soldaten, die sich ergeben hatten".

Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im Februar 2022 haben sich beide Seiten bereits mehrfach die Tötung von Kriegsgefangenen vorgeworfen. 

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