An dieser Stelle haben wir in den vergangenen Wochen das ein oder andere Mal die Deutsche Bahn kritisiert. Das war vielleicht nicht immer ganz fair. Eigentlich waren die deutschen Bahnen und alle angeschlossenen Verkehrsverbünde genauso gemeint. Zumindest wenn es um Details wie das Harmonisieren von Fahrplänen zum Beispiel im Rahmen eines Deutschland-Taktes geht. Diesbezüglich hatte uns ja die DB damit erheitert, dass sie ihre langfristige Terminplanung eher in historischen Einheiten angeht. Inzwischen haben wir gelernt: Sehr viel anders wird es nicht gehen.
Werfen wir einen kurzen Blick zurück in die Geschichte, so war Deutschland noch im 19. Jahrhundert ein ziemlicher Flickenteppich von kleinen Ländern, Fürstentümern und derlei mehr seltsamen Verwaltungsteilen, die sich erste recht spät zu größeren Einheiten zusammenfanden. Das wir heute ein Staat mit 16 Bundesländern sind, ist so gesehen schon ein deutlicher Fortschritt, aber wir sind eben auch ein Staat mit 16 Ländern, die sich selbst verwalten und noch viel mehr regionalen und lokalen Verkehrsverbünden. Und selbstverständlich sind alle total wichtig und haben überhaupt die allerbesten Ideen.
Und dann geht so eine Bundesregierung hin und probiert netzübergreifende Preise für das ganze Land in Form von hochgradig subventionierten 9-Euro-Tickets. Das war, wir erinnern uns, im vergangenen Jahr. In der Folge wurde dann das 9- zum 29- und inzwischen zum 49-Euro-Ticket. Ein Preis, der für gelegentliche Familienausflüge zu hoch, für Pendler aber höchst attraktiv ist. So weit, so einig ist man sich allenthalben in der Bewertung.
Aber das kann man natürlich noch viel besser machen, weshalb nun einzelne Verbände, Städte oder ganze Bundesländer zusätzliche Ideen einbringen. Es sind ja noch ein paar Tage bis zur Einführung des Einheitstickets. Und es ist doch echt schade um die bestehenden, sorgsam austarierten Preissysteme, in denen man von Wabe zu Wabe mehr oder weniger günstig fährt, aber richtig blechen muss, wenn man in die Wabe des Nachbarortes will, der zufällig in einem anderen Bundesland legt.
Heraus kommt, was zu erwarten ist. Es gibt ein bundesweit einheitliches 49-Euro-Ticket. In manchen Regionen kann man jemanden mitnehmen in anderen nicht. In wieder anderen kann man mit dem gültigen Ticket ein Fahrrad einladen, in anderen nicht. Vereinzelt gelten soziale Sonderpreise, Schülerkarten werden angerechnet oder auch nicht. Uns fehlt der Überblick, aber es würde uns nicht wundern, wenn es ungefähr so viele Lösungen wie Verkehrsbetriebe gibt.
Was es ganz bestimmt geben wird, ist jede Menge Erklärungsbedarf seitens des jeweiligen Personals, verunsicherte Passagiere und hier und da sicherlich auch Kritik und dann wieder neue Vorschläge. Und damit das alles einigermaßen in geordneten Bahnen, hilfsweise auch Bussen, vonstattengeht, wird es, das können alle deutschen Institutionen bestens, eine Reihe von Verwaltungsvorschriften und Durchführungsbestimmungen geben, die man so oder auch anders interpretieren kann. Bei der Interpretation helfen dann später gerne auch ein paar Gerichte.
Was wir hier sagen wollen: Das 49-Euro-Ticket kommt demnächst vielleicht und wird bestimmt ganz toll. Wir freuen uns schon. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.
