Motor

Ratgeber: Versicherung für E-Scooter - Haftpflicht ist Plicht, zahlt aber nicht immer

  • Mario Hommen/SP-X - 3. Mai 2022, 09:54 Uhr
Bild vergrößern: Ratgeber: Versicherung für E-Scooter - Haftpflicht ist Plicht, zahlt aber nicht immer
Ohne Versicherungsschutz sollte man sich mit einem E-Scooter nicht im öffentlichen Straßenverkehr bewegen Foto: SP-X

Ja, für E-Scooter ist die Versicherungsplakette Pflicht. Doch deckt die Haftpflicht für die kleinen Stromer längst nicht alle Schäden ab.

Immer wieder kann man in deutschen Städten E-Roller im Straßenverkehr beobachten, die kein Versicherungskennzeichen tragen. Dank der Mitte 2019 in Kraft getretenen Elektrokleinstfahrzeug-Verordnung ist der Einsatz der maximal 20 km/h schnellen Einspurstromer in Deutschland zwar legal, allerdings ist zusätzlich vorgeschrieben, dass diese neben einer Betriebserlaubnis auch eine Versicherungsplakette benötigen. Diese sollte jeder E-Roller-Nutzer in jedem Fall abschließen. Ein paar Besonderheiten gilt es dabei jedoch zu beachten.

Erfüllt der Elektro-Tretroller die Voraussetzungen für die Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr - hierfür sind unter anderem eine Lichtanlage und zwei voneinander unabhängige Bremsen am Fahrzeug gefordert - fehlt nur noch das Versicherungskennzeichen. Wer ohne fährt, muss mit einem Bußgeld rechnen. Wer einen Unfall mit seinem nicht versicherten Roller verursacht, muss zudem für entstandene Schäden selbst aufkommen. Eine private Haftpflichtversicherung reicht bei dieser Fahrzeugkategorie übrigens nicht aus, eine Integration in eine bestehende Kfz-Haftpflicht ist ebenfalls nicht möglich. Der Roller braucht also seinen eigenen Haftpflichtschutz, damit diese entsprechende Entschädigungen zahlt, sollten bei Unfällen Gegenstände oder Personen zu Schaden kommen.

Eine entsprechende Kfz-Haftpflichtversicherung ist nicht einmal teuer. Beispiel HUK Coburg: Hier kostet die Haftpflicht 15 Euro pro Jahr, sofern alle Nutzer des Rollers älter als 23 Jahre sind. Das Mindestalter für die Nutzung eines E-Rollers liegt bei übrigens 14 Jahren, für den Versicherungsabschluss ist jedoch ein Mindestalter von 18 Jahren gefordert. Nach Abschluss eines Vertrags - dieser Vorgang ist online möglich - wird die Plakette mit den drei Zahlen und drei Buchstaben per Post zum Versicherungsnehmer geschickt. Diese muss anschließend nur noch auf den Roller geklebt werden. Fortan kann man legal am Straßenverkehr teilnehmen. Für die kleinen Stromer gibt es sogar die Möglichkeit, eine Teilkaskoversicherung abzuschließen, die dann unter anderem auch Schäden durch Diebstahl, Raub oder Brand abdeckt. Während der Gesetzgeber die Haftpflicht vorschreibt, ist die Teilkasko-Variante ein mit zusätzlichen Kosten einhergehender freiwilliger Schutz. Im Fall der HUK Coburg kostet die Teilkasko-Variante rund 30 Euro im Jahr.

Wurde eine Haftpflichtversicherung für den E-Roller abgeschlossen, übernimmt der Versicherer die Kosten für Schäden, die Dritten durch das Fahrzeug zugefügt wurden. Laut Experten des Versicherers ARAG gibt es allerdings einen wichtigen Unterschied zur Haftpflichtversicherung beim Auto: Während geschädigte Dritte bei Pkw-Unfällen ihren Schaden immer vom Haftpflichtversicherer des Verursachers ersetzt bekommen, können durch einen E-Roller Geschädigte mitunter auf ihrem Schaden sitzen bleiben, wie ein konkreter Fall aus dem Jahr 2020 zeigt, bei dem ein parkendes Auto von einem E-Scooter beschädigt wurde, dessen Fahrer geflüchtet war. Da der Unfallverursacher nicht ermittelt werden konnte, hätte nach Meinung des Geschädigten die Versicherung des Halters zahlen müssen. Die verweigerte jedoch die Zahlung, da der Schädiger nicht ermittelt wurde und bis maximal 20 km/h schnelle Kraftfahrzeuge per Gesetz von der verschuldensunabhängigen Haftung befreit sind (§ 8 Nr. 1 StVG). Der Geschädigte klagte dagegen am Amtsgericht Frankfurt, blieb jedoch auf seinem Schaden sitzen, da die Richter den Gesetzestext im Sinne der Versicherung auslegten. (Az.: 29 C 2811/20 (44))

Viele der in Deutschland genutzten E-Scooter gehören Roller-Vermietern wie Voi oder Tier. Auch diese sind grundsätzlich versichert. Allerdings ist auch hier der Versicherungsschutz eingeschränkt. Abgesichert sind nur Schäden, die anderen mit dem Mietfahrzeug zugefügt werden. Kommt der Nutzer eines Mietrollers selbst zu Schaden, muss er diesen aus eigener Tasche bezahlen. Einige Vermieter bieten deshalb zusätzlich Unfallversicherungen an, mit denen Rollerfahrer einen entsprechend erweiterten Versicherungsschutz genießen.

Unfälle mit E-Scootern sind übrigens keine Seltenheit. Von den rund 180.000 im Jahr 2020 in Deutschland versicherten Elektrorollern wurden 1.150 Unfälle verursacht, die bei Versicherern gemeldet wurden. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) war dabei die Schadensbilanz der elektrischen Roller höher als bei Mopeds und Mofas. Während jeder Unfall bei Moped und Co. im Schnitt 3.700 Euro kostet, sind es bei E-Roller-Unfällen 3.850 Euro. Zum Vergleich: Bei Pkw-Unfällen liegt die durchschnittliche Schadenssumme bei 4.550 Euro.

Die Zahl der Unfälle mit E-Scooter liegt allerdings noch deutlich höher. Allein von Januar bis September 2020 wurden von der Polizei deutschlandweit 1.600 Unfälle mit E-Scootern gezählt. Eine Studie der Universitätsklinik Essen deutet außerdem eine sehr hohe Dunkelziffer an. Demnach haben 70 Prozent der nach einem E-Scooter-Unfall in der Notaufnahme gelandeten Patienten den Vorfall nicht der Polizei gemeldet.

Weitere Meldungen

Patentanmeldungen - Elektronik hängt Auto ab

Unter den zehn größten Patentanmeldern in Europa findet sich kein Unternehmen der Automobilindustrie. Wie aus dem Jahresreport der Europäischen Patentorganisation (EPO) in

Mehr
Neuer Öko-Diesel HVO100 - Frittenfett soll Klima retten

Der Bund hat den Weg für neue Bio-Kraftstoffe frei gemacht. Neben höher konzentriertem Bio-Diesel B10 darf nun auch der Designer-Sprit HVO100 verkauft werden. Anbieter und

Mehr
Kriminalstatistik - Spritdiebstahl hat Konjunktur

Die weiterhin hohen Spritpreise verleiten zum Tankbetrug. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) ist die Zahl der angezeigten Fälle im vergangenen Jahr um 13 Prozent auf

Mehr

Top Meldungen

GDL-Mitglieder votieren in Urabstimmung für Bahn-Tarifabschluss

Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) - Die Mitglieder der Lokomotivführergewerkschaft GDL haben in einer Urabstimmung zu 77 Prozent für die Annahme des mit der Deutschen Bahn

Mehr
Özdemir: Weiter zu viel Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Viele verarbeitete Lebensmittel in Deutschland enthalten weiter zu viel Zucker, Fette oder Salz. Das geht aus einem Zwischenbericht zur

Mehr
FDP attackiert Habeck nach Bericht zu Atom-Ausstieg

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Die FDP übt nach einem Medienbericht über den Umgang des Wirtschaftsministeriums mit dem Atomausstieg scharfe Kritik an Minister Robert Habeck

Mehr