Nicht dass wir Vorurteile hätten, aber der gemeine Amerikaner in ländlichen Gegenden hat anscheinend ab und an durchaus mentale Probleme. Nein, wir meinen weder das ausgeprägte Faible für Schießgewehre und Revolver und auch nicht die immer noch messbare Bewunderung für den Troll, der gerade den Präsidenten gibt. Bei uns geht es schließlich im Wesentlichen um Mobilität und just da offenbarte dieser Tage ein Mann aus Lakewood, das liegt etwas südlich von Seattle, dass ein halbwegs brauchbarer Umgang mit dem eigenen Hirn nicht jedem gegeben ist.Der gute Mann, nennen wir in der Einfachheit halber John, fiel der Polizei auf der Interstate 5 auf, weil er mit gut 100 Meilen (160 km/h) etwas flott unterwegs war und zudem gelegentlich Autos touchierte. Dem Versuch ihn anzuhalten entzog er sich, was wie in Amiland üblich in einer zünftigen Verfolgungsjagd endete, die selbstredend von diversen Überwachungskameras aufgezeichnet wurde. Soweit, so normal.Als der Wagen endlich zum Anhalten gezwungen wurde, stellte sich heraus, dass auf dem Fahrersitz ein Pitbull saß und John daneben. John hatte die Einsicht, dass er vielleicht etwas zu betrunken war, um fahren zu dürfen. Er kam deshalb auf die Idee, seinem Hund das Fahren beizubringen. Weil der Pitbull nicht ans Gaspedal kam, machte John das und half auch noch ein wenig beim Lenken. Aller Anfang ist schließlich schwer.Es ist nun allerdings davon auszugehen, dass die Fahrstunden in Zukunft ausfallen, dieweil John sich diversen rechtlichen Verfahren stellen muss. Ob nun auch gegen den Hund ein Prozess wegen rücksichtlosem Fahren und Fahrerflucht eröffnet wird, ist uns nicht bekannt.Dass mit dem Denken und dem Autofahren klappt auch bei uns nicht immer. Sonst hätte die Polizei allein in Nordrhein-Westfalen zwischen dem 1. April 2019 und dem 2. März 2020 nicht 496 Mal wegen ausufernder Vermählungsfeierlichkeiten in Tateinheit mit einem Hochzeitskorso auf der Autobahn ausrücken müssen. Nun wollen wir den Frischvermählten noch einen hormonbedingten Anfall geistiger Abwesenheit zugestehen, aber die übrigen Teilnehmer einer solchen Veranstaltung sollten diesbezüglich keine mildernden Umstände bekommen. Mindestens mussten sie ordentlich zahlen und ein paar PS-starke Autos hat die Polizei gleich auch noch beschlagnahmt.In diesem Jahr dürfte wegen Corona derlei nicht so häufig vorkommen, wie überhaupt der Verkehr auf Deutschlands Autobahnen sowie Bundes- und Landstraßen aktuell ziemlich überschaubar ist. Es werden wohl auch weniger Menschen im Straßenverkehr ums Leben kommen. Corona senkt nebenbei den CO2-Ausstoß und das nicht nur in Deutschland. Das Virus verursacht so gesehen auch positive Nachrichten. Zu letzteren gehört auch, dass so eine Pandemie irgendwann wieder vorbei ist. Als erstes natürlich dort, wo sie ihren Ausgang nahm. Weshalb in China ganz langsam wieder die Produktion aufgenommen wird und auch der Handel mit Autos wieder anläuft. Aber natürlich ist alles jetzt - noch - etwas anders.Geely beispielsweise liefert potenziellen Kunden das Wunschfahrzeug für Probefahrten jetzt frei Haus an und vermeidet so überflüssigen Kontakt im Autohaus. Man überlegt sogar, den Schlüssel für das erworbene Auto per Drohne auszuliefern. Das Auto selbst wird natürlich nicht nur sauber, sondern sogar rein, pardon desinfiziert, übergeben. Guangzhou wiederum plant, sein E-SUV Aion LX mit einem Parfumspender auszustatten, der heilende Aromen im Sinne der Chinesischen Medizin verströmt, auf dass die Gesundheit der Insassen positiv beeinflusst werde. Man muss halt dran glauben. Wir glauben indes, dass die traditionelle chinesische Medizin für einen Pitbull wahrscheinlich eine andere Verwendung hätte, als ihm das Fahren beizubringen. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.
Motor
Sonst noch was? - Pitbull, Protz, Pandemie und Parfüm
- Günter Weigel/SP-X - 5. April 2020, 10:28 Uhr
Unsere gedankliche Rundreise durch die vergangene Woche startet diesmal im Norden der USA und führt über Deutschland nach China.
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