Wie viele andere setzt Mercedes-Benz auf Strom. Nach dem e-Vito und dem e-Sprinter kündigen die Stuttgarter jetzt den EQV an, die batterie-elektrisch fahrende V-Klasse. Gedacht ist der Achtsitzer für Shuttle-Dienste, aber auch für private Kunden, die für Familie und Hobby Raum und Reichweite benötigen. Immerhin 405 Kilometer soll der Großraumstromer unter guten Bedingungen und bei sparsamer Fahrweise bewältigen, das reicht beinahe schon für eine Fahrt in den Urlaub.
Das Bedürfnis der Menschen nach urbaner und suburbaner Mobilität auf umweltverträgliche Art nehme beständig zu, sagt Marcus Breitschwerdt, seit Mai Chef der Van-Sparte bei Daimler. Auch Lieferdienste seien in Zugzwang und wollen ihre Fahrten, die meist im städtischen Bereich zurückgelegt werden, am liebsten elektrisch meistern. Steuerersparnisse und vor allem eine höhere Akzeptanz bei den Kunden könnten die Gründe hierfür sein. Das Potenzial ist riesig, zwölf Millionen Paket-Lieferungen gab es 2018 nach Angaben von Mercedes. An jedem Tag.
Die Fahrleistungen des EQV sind beachtlich. Neben der respektablen Reichweite kann der 204 PS (150 kW) starke Elektromotor die Großraumlimousine auf bis zu 160 km/h beschleunigen. 27 kWh verbraucht die Maschine im NEFZ-Zyklus. Der modular aufgebaute Lithiumionen-Akku wiegt rund 700 Kilogramm und hat eine Kapazität von 100 kWh. Er kann mit Haushaltstrom geladen werden, was allerdings eine halbe Ewigkeit dauert.
Schneller geht es mit einer Wallbox und 11 kW Ladestrom, dann ist die Batterie nach zehn Stunden voll. An einer Schnell-Ladestation mit Gleichstrom und 110 kW dauert es lediglich 45 Minuten bis der Füllstand des Akkus von zehn auf 80 Prozent gebracht ist.
Auch während des Betriebs wird der Akku mit Energie versorgt. Durch Rekuperation fließt beim Bremsen Strom zurück. Diese kann über Schaltwippen am Lenkrad in ihrer Intensität variiert werden, in der stärksten Stufe könne man im Normalfall sogar auf das Bremspedal verzichten, die Verzögerung sei dann meist ausreichend, heißt es.
Beim Finden von Ladesäulen hilft das modifizierte MBUX-System, das per Sprachaufforderung und in Zusammenarbeit mit dem Navigationssystem die an der Strecke liegenden Stationen anzeigt und auf Wunsch auch den Weg dorthin weist. In Zukunft soll sogar der Zustand der jeweiligen Ladesäule signalisiert werden und vor allem, ob sie gerade belegt ist.
Einschränkungen beim Raumangebot muss der Elektro-Chauffeur nicht in Kauf nehmen. Aufgrund der günstigen Fahrzeugarchitektur finden die Batterien allesamt unter dem Wagenboden Platz. Die Kraft überträgt ein Ein-Gang-Getriebe, die Kühlung und die Leistungselektronik sind gemeinsam und Platz sparend unter der Motorhaube eingebaut.
Innen können weiterhin sechs bis acht Plätze installiert werden. Mercedes bietet den EVQ in zwei Längen und Radständen an. Basis ist die Version mit 5,14 Meter und einem Radstand von 3,2 Metern. Mehr Platz vor allem fürs Gepäck hat die längere Variante, die 5,37 Meter misst und einen Abstand von 3,43 Meter zwischen den Achsen hat. In den Gepäckraum passen bis zu 1030 Liter, das zulässige Gesamtgewicht liegt bei 3500 Kilogramm. So kann die schwerste Limousine im Daimler-Programm noch mit der Fahrerlaubnis für Personenwagen gefahren werden.
Dank der Gleichteile-Strategie kann der EQV ebenso wie der e-Vito gemeinsam mit den konventionell angetriebenen V-Klassen auf einer gemeinsamen Produktionslinie im nordspanischen Werk Vitoria gefertigt werden. Seine Publikumspremiere erlebt der Elektro-Van in Frankfurt auf der IAA im September und soll dann auch bestellbar sein. Zu den Händlern kommen die ersten Exemplare Anfang 2020. Einen Preis nannte Daimler allerdings noch nicht. (ampnet/mk)
Motor
Vorstellung Mercedes-Benz EQV: Der erste Elektrovan ist da
- Michael Kirchberger/ampnet - 21. August 2019, 10:10 Uhr
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