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Sonst noch was? - Mobilität für Senioren, Klimawandel und eine Entschuldigung

  • Günter Weigel/SP-X - 4. Juli 2021, 09:16 Uhr
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Sonst noch was? Foto: SPX

Individuelle Mobilität im 21. Jahrhundert findet gerne mal zwischen Starkregen und großer Hitze statt. Dazu hat die Industrie die richtigen Fahrzeuge entwickelt und auch das Alter der Käufer berücksichtigt. Was die passende Antriebsart angeht hatten wir zu früh gelästert.

Wir hatten es schon immer geahnt, jetzt gibt uns auch die Statistik recht. SUVs werden nicht gekauft, weil sie besonders schön oder sicher sind und auch nicht, um der Generation Greta eins auszuwischen. Sie werden gefahren, weil ihre Käufer etwas älter sind und einfacher ein- und aussteigen können. Und sie werden dort am meisten gefahren wo das Durchschnittsalter der Bevölkerung am höchsten ist. In Falle der Auswertung eines Versicherungsunternehmens sind das hierzulande die fünf inzwischen nicht mehr so ganz neuen Bundesländer. Umgekehrt ist die SUV-Dichte in den Stadtstaaten am niedrigsten. Die teuren SUVs wiederum werden dort gefahren, wo das meiste Geld wohnt. Man hätte es sich denken können.

Und was das Alter der Besitzer angeht erzählt einem nun wirklich jeder Autohändler, dass die Kunden, die einmal statt des bislang üblichen Kombis oder der Limousine ein SUV der gleichen Klasse gefahren haben, für Limousine und Kombi verloren sind. Der Mensch ist halt bequem und da in Deutschland noch immer die allermeisten Neuwagenkäufer deutlich, zum Teil sehr deutlich über 50 sind, eben auch nicht mehr ganz jung. Bekanntlich steigert die Anzahl an Jahren nicht unbedingt die Beweglichkeit, wie wir aus eigener Erfahrung wissen. Was die Statistik nicht hergibt, ist eine genauere Auflistung der SUVs. Zwischen denen, die auf einem Kleinwagen aufbauen und einem Luxusteil der Fünf-Meter-Klasse bestehen auch beim Ressourcenverbrauch durchaus Unterschiede, was Freunde des SUV-Bashings gerne übersehen.  

Dass SUVs auch in Zeiten des Klimawandels durchaus ihre Berechtigung haben - nicht nur als Mobilhalter sportiver Senioren - zeigte sich dieser Tage auch in unseren Breiten. Etwas höher gelegte Fahrzeuge kommen per se besser durch etwas tiefer gelegte Straßen, zumindest so lange die Wassermassen noch nicht bis zum Ansaugtrakt des Motors reichen. Wo andere schon schwimmen, kann man geradeso noch fahren. Jedenfalls mit manchen SUVs. Wobei man auch damit nicht bei Starkregen in eine Unterführung fahren sollte.

Ganz andere Probleme des Klimawandels zeigen sich gerade im Mutterland des SUVs. In einigen US-Staaten ist es derzeit etwas wärmer als gewöhnlich, was zu ungewöhnlichen Maßnahmen führt. So wurde in Oregon extra ein Gesetz geändert. Wer dort an eine Tankstelle fährt, muss selbst tanken! Für die bislang gesetzlich vorgesehene Serviceleistung eines Tankwarts ist es zu heiß. Bei 50 Grad ist diese Arbeit niemanden mehr zuzumuten. Ehrlich gesagt hatten wir schon ganz vergessen, dass es den Beruf des Tankwarts überhaupt einmal gab. Wir kennen derlei nur noch aus alten Filmen und sind nicht mal sicher, ob die schon in Farbe waren.

Ganz bestimmt nicht bunt ist die Asche, die wir reuevoll auf unser Haupt streuen. Jahrelang hatten wir an dieser Stelle immer wieder über die Bundesregierung und ihren Masterplan Elektromobilität gelästert und jetzt, kaum ist 2020 ein halbes Jahr vorbei, haben wir die für vergangenes Jahr versprochene eine Million E-Autos in Deutschland auf der Straße. Und wegen einem halben Jahr Verspätung bei einer so weitreichenden Planung kann man tatsächlich nicht meckern. Zumal die Zulassungen weiterhin rasant wachsen, was natürlich nicht zuletzt an der ausgelobten Prämie liegt. Also liebe Bundesregierung, wir bitten hiermit höflichst um Entschuldigung für unsere unsachlichen und überkritischen Einwürfe in Sachen E-Mobilitäts-Masterplan. Wir sind allerdings auch sicher, dass in Sachen Mobilitätplanung und Ideen von Seiten des Staats und der Industrie auch weiterhin jede Menge zu bekritteln sein wird und kündigen dies hiermit schon mal vorsorglich an. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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