Technologie

Neues Leben für gebrauchte Kartuschen

  • Heinz Stanelle/cid - 6. Dezember 2017, 15:37 Uhr

Für den Benutzer sind Tonerkartuschen oft ein Ärgernis. Scheinbar immer sind sie leer. Der Druckerhersteller Brother kümmert sich in seinen Recyclingwerken darum, dass die Toner immer wieder frisch aufgefüllt zurück zum Kunden gelangen.


In eigenen Recyclingwerken auf der ganzen Welt hat der Druckerhersteller Brother seit 2004 über 21 Millionen seiner Tonerkartuschen für Laserdrucker in einem aufwendigen Prozess wiederaufbereitet, anstatt sie einfach zu schreddern. Die Vorteile dieses umwelt- und ressourcenschonenden Engagements kommen jedoch nur in Verbindung mit Originaltonern zum Tragen. Ein Sicherheitslabel sorgt dabei für mehr Transparenz. Es trägt zwei Hologramme, an denen sich die Echtheit des Produktes auf einen Blick erkennen lässt. Das Vertrauen in die hochwertigen wie zuverlässigen Original-Verbrauchsmaterialien des japanischen Herstellers verstärkt der integrierte QR-Code, der sich via Smartphone einlesen lässt. Über die Datenmatrix ist die Echtheit des Produktes genauso zu ermitteln, wie über die Eingabe der produktspezifischen Identifikationsnummer auf der Internetseite wwww.brother.com/id. Über beide Wege können verdächtige oder gefälschte Produkte gemeldet und notfalls Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Neben der Slowakei unterhält der Druckerhersteller weitere Recyclingwerke in Großbritannien, Japan, Brasilien und den USA. Von den weltweit über drei Millionen Original-Tonerkassetten, die das Unternehmen jedes Jahr wiederaufbereitet, wird mehr als ein Drittel in Krupina verarbeitet. Der Konzern hat viel Geld in den Aufbau des Recyclingwerks investiert, das im April 2007 aus einer kernsanierten branchenfremden Produktionsanlage hervorgegangen ist. Das Werk liegt verkehrsgünstig mitten in Europa und schafft aktuell rund 195 Arbeitsplätze in der ansonsten strukturschwachen Region. Hier werden knapp 1,3 Millionen leere Original-Tonerkartuschen des Herstellers aus ganz Europa aufbereitet, die von Handelspartnern, Leergut-Brokern oder Endkunden zurückkommen. Dazu trägt vor allem das Toner-Recyclingprogramm bei, über das Privatkunden aus 25 europäischen Ländern ihre gebrauchten Kartuschen an den Druckerhersteller zurücksenden können - portofrei und bequem per beiliegendem Rücksendeetikett. Mit 570.000 leeren Kartuschen haben die deutschen Geschäftspartner und Kunden daran einen Anteil von 35 Prozent. Auch wenn die Deutschen damit den größten Anteil in Europa beisteuern, hofft man bei den Drucker- und Recycling-Experten, dass noch mehr Kunden den kostenlosen Rücksendeservice in Anspruch nehmen und somit gemeinsam mit dem Technologiespezialisten einen Beitrag zum Umweltschutz leisten: Zieht man von den 2016 knapp 2,6 Millionen verkauften Brother-Kartuschen die 570.000 recycelten ab, bleiben immer noch gut zwei Millionen übrig.

"Unsere Philosophie ist einfach. Sie besteht in dem kontinuierlichen Bemühen, die Auswirkungen unserer Tätigkeiten auf die Umwelt zu verringern. Und zwar in allen Bereichen. Unser Ansatz reicht vom Design und der Entwicklung unserer Produkte über die Wiederverwertung bis hin zum Recycling", erklärt Jörg-Stefan Schmitt, Leiter Unternehmenskommunikation bei der für die Vertriebsregion Deutschland und Österreich verantwortlichen Brother International GmbH. Bei diesen Aktivitäten steht das 5-R-Konzept des Herstellers im Fokus: "Refuse", "Reduce", "Reuse", "Reform" und "Recycle". In der Praxis heißt das: Umweltschädigendes Verhalten ablehnen, Abfall reduzieren, Produkte und Abfälle wiederverwenden, Materialien erneuern und schließlich Wiederaufbereiten.

Das soll in der Druckerbranche nicht selbstverständlich sein. Während manch anderer Marktteilnehmer seine eingesammelten Kartuschen lieber schnell und grob verkleinert und thermisch verwertet, bereitet der Hersteller Brother als einziger die eingesammelten Tonerkassetten in einem derartig aufwendigen Verfahren wieder auf. Da im deutschen Markt die Laserdrucker mit einem Anteil von ungefähr 62 Prozent deutlich vorne liegen, bietet das Recycling von Tonerkartuschen ein für die Umwelt nicht unerhebliches Sparpotenzial.

Von der Sammelstelle im niederländischen Rotterdam gelangen die Kassetten per LKW nach Krupina. Dort werden sie nach Typ sortiert und auf ihre Verwertbarkeit überprüft. Während die wenigen beschädigten Leerbehälter der Ausmusterung anheimfallen - der Ausschuss liegt unter fünf Prozent - werden die brauchbaren Kartuschen zerlegt, gereinigt und Tonerrückstände abgesaugt. Dabei ersetzen neue Ersatzteile defekte Kleinteile. Doch auch der Ausschuss wird noch verwertet. Nach dem Zero-Waste-Prinzip werden alle Ressourcen einer Verwendung zugeführt. So wird aus dem Tonerstaub Energie in einer benachbarten Zementfabrik gewonnen. Die Kartuschen landen derweil in einem Reinraum, wo sie noch einmal gründlich und hygienisch gereinigt werden und unterschiedlichen Qualitätskontrollen unterliegen. Nach dem Wiederbefüllen entsprechen die Tonerkassetten dem Qualitätsstandard neuer Kartuschen und sind von diesen nicht mehr zu unterscheiden.

Der Aufwand des Zweischichtbetriebs lohnt sich. Zum Einen zählt das Recycling zu den Kriterien des Blauen Engels und damit zu den Vorgaben bei Aufträgen und Ausschreibungen insbesondere von Behörden, öffentlichen Einrichtungen und Konzernen. Zum Anderen zeigt der Hersteller seine Verantwortung für die Umwelt und kann mithilfe der wiederaufbereiteten Kartuschen flexibel auf Nachfragespitzen bei seinen Tonerprodukten reagieren. Zudem bekommt man Anhaltspunkte dafür, wie sich die Bestandteile der Kartuschen weiter optimieren lassen, so dass die neuen Produktgenerationen noch beständiger werden.

Darüber hinaus behält das Unternehmen die Kontrolle über seine Originalprodukte und sichert damit den höchstmöglichen Qualitätsstandard für herstellereigene Hardware und Verbrauchsmaterialien. Dazu kommt die Gewähr, dass Händler und Kunden einwandfreie wie echte Produkte vom Markenhersteller erhalten. "Brother will mit seinem Bestreben Kunden vor gefälschten Produkten minderer Qualität schützen, und verwendet ein holografisches Sicherheitslabel zusammen mit einem Online-Verifizierungssystem", erläutert Jörg-Stefan Schmitt.

Heinz Stanelle / cid

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