Technologie

"Lernender" Computer vereinfacht Wahlforschung

  • Lars Wallerang/cid - 15. August 2017, 14:44 Uhr

Moderne Computer besitzen Künstliche Intelligenz (KI) - sie können lernen. Mit Hilfe dieser Rechner sollen bessere Wahlprognosen erstellt werden können.


Moderne Computer besitzen Künstliche Intelligenz (KI) - sie können lernen. Mit Hilfe dieser Rechner sollen bessere Wahlprognosen erstellt werden können. Das Novum: Es wird in den Umfragen nicht mehr nach der konkreten Parteipräferenz gefragt, sondern nach den Lebensumständen und Werthaltungen. Die Hochschule Darmstadt hat zu diesem Thema nun Forschungsergebnisse vorgestellt.

Künstliche Intelligenz könne die Parteipräferenzen von befragten Bürgerinnen und Bürgern besser und genauer vorhersagen als die üblichen Befragungen, meint Prof. Dr. Ingo Hamm von der Hochschule Darmstadt. Der Professor am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften hat die repräsentativen Daten von 4.000 nach ihrer Werthaltung befragten Bundesbürgern nicht mit Hilfe von statistischen Verfahren, sondern mit einer lernenden KI ausgewertet. Sie schloss aus Werthaltungen, welche Partei die Befragten wählen könnten.

Das Ergebnis: Mit nur 15 Kernfragen soll das System die Nähe zu einer bestimmten Partei sehr gut vorhersagen und damit die Wahlforschung erleichtern können. Das Problem bei den direkten Fragen nach der Lieblingspartei sei, dass Forscher nicht wissen können, ob die Befragten auch die Wahrheit sagen. Konventionelle Wahlforscher lagen schon oft daneben, beispielsweise beim Brexit oder der Präsidentenwahl in den USA. Diese Unsicherheit fällt bei der Computer-Analyse weg.

Die trainierte Künstliche Intelligenz besteht aus einem "Neuronalen Netz", also extrem vielen miteinander vernetzten mathematischen Funktionen. Dieses "künstliche Gehirn" lernt durch viele Durchläufe mit Daten, die Realität abzubilden und vorherzusagen. Datengrundlage waren Fragen zu Werthaltungen und Einstellungen sowie weitere Antworten zu Beruf und Alter. Erst zum Schluss der Befragungen wurde auch nach einer Parteipräferenz für CDU, SPD, FDP, Grüne, Linke oder AfD gefragt.

Ergebnis: "Soziale Gerechtigkeit kann alle Parteipräferenzen erklären", sagt Hamm. Somit stelle dieser Faktor eines der wenigen grundlegenden Themen dar, bei dem jede der untersuchten Parteien punkten könnte. "Auch die Bereiche Entfremdung und Verdrossenheit haben große Erklärungskraft", sagt Hamm. Meinungen wie "Es ist egal, wen man wählt, es ändert sich ja sowieso nichts" finden am wenigsten bei CDU- und SPD-Wählern Zustimmung, am meisten bei AfD-Wählern, aber auch erstaunlich viel unter Anhängerinnen und Anhängern der Linken, Grünen und teilweise auch der FDP.

Weitere Meldungen

KI-Programm soll Jobmüdigkeit in Japans Firmen offenlegen und Abhilfe schaffen

Wie lange bleiben die Beschäftigten meinem Unternehmen treu und wie kann ich eine Kündigung verhindern? Diese für viele Firmenchefs wichtigen Fragen könnte bald die Künstliche

Mehr
Netflix weiter auf Erfolgskurs - Mehr als neun Millionen neue Abonnenten

Trotz des Vorgehens gegen das Teilen von Passwörtern und trotz Preiserhöhungen hat Netflix erneut mehr Abonnentinnen und Abonnenten gewonnen. Im ersten Quartal stieg ihre Zahl um

Mehr
US-Repräsentantenhaus unternimmt neuen Anlauf für mögliches Tiktok-Verbot

Das US-Repräsentantenhaus unternimmt einen neuen Anlauf für ein mögliches Verbot von Tiktok. Am Samstag soll die Kongresskammer in Washington erneut über das Vorhaben abstimmen,

Mehr

Top Meldungen

BDI erwartet Stagnation bei deutschen Exporten

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Siegfried Russwurm, erwartet für das laufende Jahr eine Stagnation bei den deutschen

Mehr
Dividenden von Telekom und Post bringen dem Staat Milliarden

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Der Bund hat in den vergangenen drei Jahren rund 7,5 Milliarden Euro an Dividenden aus seinen Beteiligungen an Unternehmen eingenommen. Das geht

Mehr
Rentner zahlen 2024 voraussichtlich 48 Milliarden Euro Steuern

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Rentner in Deutschland werden in diesem Jahr voraussichtlich rund 48,1 Milliarden Euro Steuern zahlen. Das geht aus der Antwort des

Mehr